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Kate Evans präsentiert die ukrainische Ausgabe ihres Comics RED ROSA

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Nelia Vakhovska,

Kate Evans beim Signieren. Foto: Yevgeniy Seliakov
Kate Evans beim Signieren. Foto: Yevgeniy Seliakov

Am 18. und 19. Mai 2017 wurde in Kiew und im ostukrainischen Charkiw die ukrainische Ausgabe der grafischen Biografie von Rosa Luxemburg «Red Rosa» (Verso 2015) der Cartoonistin Kate Evans präsentiert.

Die im April 2015 von der ukrainischen Regierung erlassenen Gesetze zur Dekommunisierung sollen das Land von allem befreien, was einst den Kommunismus hier ausmachte. Dazu gehören auch Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Laut dem Institut für nationales Gedenken sollen Ihre Namen zusammen mit vielen anderen, die die damaligen Kommunisten angeblich für ihre Propaganda benutzt haben, von den öffentlichen Plätzen verschwinden. In den öffentlichen Bibliotheken sind sie und ihre Werke schon seit längerem nicht mehr zu finden.

Die Entkommunisierung und der ostukrainische Separatismus sind die zwei wichtigsten Pfeiler der Legitimierung für die regelmäßige Einschränkung von politischen Freiheiten.

Wer sich gegen diese Sicht der Dinge verwehrt, wird entlassen, in Untersuchungshaft genommen, oder auf Bewährung verurteilt. 

Der linke Publizist Sergij Movchan beschreibt es so: «Bei der Dekommunisierung kann die Frage nach der Gerechtigkeit nicht in den linken Begriffen des Klassenkampfes oder des Kampfes für ökonomische Gleichheit gestellt werden. Und die politischen Kräfte, die diese Frage auf solche Weise stellen könnten […] sind bereits an den Rand gedrängt. So bekommen in der Avantgarde des Freiheitskampfes plötzlich die Rechten eine völlig neue Rolle. Oder die sozialen Nationalisten, wie einige von ihnen sich zu benennen pflegen.»

Dabei wissen die Nationalkonservativen nicht einmal genau, gegen wen sie kämpfen. Als die Rosa-Luxemburg-Stiftung letztes Jahr in der ostukrainischer Stadt Krywyj Rih ein Festival der Arbeiterkultur linker Gewerkschaften unterstützte, kam zunächst eine Schlägergruppe des Rechten Sektors, um zu «prüfen» ob alles seine Ordnung hat. Beim Anblick des Plakats mit Rosa Luxemburg wunderten sich diese jungen Leute, wer das sei und beruhigten sich bei der Erklärung, dies sei eine deutsche Denkerin und Ökonomin des 20. Jahrhunderts. Sie versprachen, sich zu informieren.

«Nach Lenins Tod ist 'die Verweigerin' Luxemburg […] eine günstige Figur für Stalin geworden, um die herum politisch manipuliert wurde» erklärt Paul Buhle in seinem Nachwort zu «Red Rosa». Im spätsowjetischen Kanon des Marxismus-Leninismus wurde auf die Schriften von Lenins Opponentin nur nominell geachtet. Trotzt ausgiebiger Präsenz der Gedenktafeln und Straßennamen zu ihrer Verehrung wurde Rosa Luxemburg praktisch zu einem leeren Zeichen gemacht, das eher mit Assoziationen an die nach ihr benannten Schokoladenfabrik in Odessa gefüllt werden konnte.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion war sie komplett in Vergessenheit geraten. Erst seit kurzem kursiert sie wieder im russischsprachigen Internet - allerdings in einer rechtspopulistische Karikatur unter der Überschrift «Klara Zetkin und Rosa Luxemburg gratulieren allen Frauen der Erde zum 8. März». Zu sehen sind zwei ältere Damen die von einer Schar von BDSM-Männern mit roten Fähnchen kutschiert werden.

Die Idee kam auf, den englischen Comic über das Leben von Rosa Luxemburg ins ukrainische zu übersetzen und sie wieder in das Bewusstsein zurückzuholen und so freuten wir uns sehr, als wir von der britischen Cartoonistin, Autorin und linken Aktivistin Kate Evans die Erlaubnis zur Übersetzung bekamen.