News | Nach Erinnerungen von Adolf Burger entstand der OSCAR-prämierte Film »Die Fälscher«

Die Rosa Luxemburg Stiftung beglückwünscht Adolf Burger, der als Zeitzeuge und Autor maßgeblich an der Entstehung des Films »Die Fälscher« beteiligt war.

Adolf Burger

Gemeinsam mit dem Regisseur Stefan Ruzowitzky nahm Adolf Burger an der Preisverleihung in Los Angeles teil.

Adolf Burger unterstützt die Rosa-Luxemburg Stiftung bei Projekten der historisch-politischen Jugendbildung. Allein im letzten Jahr unternahm er zwei von der RLS sowie Schülern und Schülerinnen vorbereitete Lesereisen. Die Lesereisen liefen unter dem Titel »Adolf Burger ('Der Fälscher') erinnert sich: Wie ich den Holocaust in des Teufels Werkstatt überlebte – Die Geldfälscherwerkstatt der Nazis im KZ Sachsenhausen«.

An die RLS wurden zahlreiche Anfragen von Seiten der Schulen gerichtet, sie bei der Vorbereitung und Durchführung von Zeitzeugengesprächen zu unterstützen. Solange noch die Möglichkeit des kommunikativen Erinnerns besteht, sind Menschen, die authentisch über leben und überleben in der Vergangenheit berichten können für die junge Generation  von unschätzbarer Bedeutung. Adolf Burger begreift seine Vortragsreisen als seinen Beitrag gegen das Vergessen und Verdrängen des dunkelsten Kapitels deutscher Geschichte.

1917 als Kind jüdischer Eltern in der Slowakei geboren, schloss er sich früh der kommunistischen Bewegung an. Im August 1942 wurde er gemeinsam mit seiner Frau verhaftet und mit vielen anderen jüdischen Gefangenen nach Auschwitz deportiert.
Adolf Burgers Frau wurde in Birkenau ermordet. Seine Mutter und sein Vater kamen aus Ravensbrück und Sachsenhausen nicht zurück. Adolf Burger selbst, bei einer Selektion ebenfalls für den Tod im Gas vorgesehen, entging diesem Schicksal durch glückliche Umstände.
Nach 18 Monaten in Auschwitz wurde Burger aufgrund seiner Ausbildung als Buchdrucker und Setzer in das Konzentrationslager Sachsenhausen bei Berlin verlegt. Auf Anforderung der SS wurde er zu einer Geldfälscherkolonne eingeteilt, die ausländische Währungen, Pässe und Briefmarken fälschen musste. Das Falschgeld, vor allem britische Pfundnoten in einer Qualität, dass selbst Spezialisten in der Schweiz  sie nicht von echten Pfundnoten unterscheiden konnten, wurde von der SS zur Goldbeschaffung auf den internationalen Märkten, zur Destabilisierung der englischen Währung und zur Bezahlung des internationalen Agentennetzes verwendet. Eine massenhafte Produktion von falschen amerikanischen Dollars kam  nicht mehr zustande, weil es den zum Fälschen gezwungenen jüdischen Typographen, Malern, Setzern und Bankbeamten eine gewisse Zeit gelang, SS-Sturmbannführer Bernhard Krüger mit „erheblichen technischen Schwierigkeiten“ hinzuhalten. Schließlich musste das „Unternehmen Bernhard“, der Vorname Krügers wurde als Tarnname für die besondere Abteilung in Sachsenhausen benutzt, dank des Vormarsches der Roten Armee und dem nahenden Kriegsende immer weiter nach Süden ausweichen.
Die 144 Häftlinge der Blöcke 18 und 19, die  stets völlig isoliert von allen anderen Häftlingen im KZ Sachsenhausen ihrer geheimen Tätigkeit nachgehen mussten, hatten die feste Gewissheit, dass die Nazis am Ende alle Zeugen dieses Unternehmens beseitigen würden. Mit dieser Gewissheit wurden sie und die gesamte technische Ausrüstung in das KZ Mauthausen verlegt. Ihre letzte Station war das KZ Ebensee, wo 135 von ihnen zusammen mit etwa 12 000 anderen KZ-Häftlingen am 5. Mai 1945 die Befreiung durch amerikanische Truppen erlebten. Viele Millionen des gefälschten Geldes wurden von den Nazis im Toplitzsee im Salzkammergut versenkt.

Adolf Burger kehrte nach Kriegsende heim ins slowakische Poprad, wo er von der Ermordung seiner Angehörigen erfuhr. Heute lebt Adolf Burger in Prag und unterstützt dort die historisch-politische Bildungsarbeit der RLS. Im Oktober 2007 hat er eine einwöchige MultiplikatorInnenfahrt nach Prag und Theresienstadt vorbereitet und begleitet. Einen 45-minütigen Dokumentarfilm über die Geschichte des „Teufels Werkstatt“ mit Interviews von ihm gab er der Stiftung zur Verwendung.. Als Ergänzung zum Geschichtsunterricht kann der Dokumentarfilm jederzeit ausgeliehen werden.