Documentation „Unter Sachsen – Zwischen Wut und Willkommen“

Buchvorstellung und Diskussion über rechte Gewalt

Information

Date

18.07.2017

Themes

Rassismus / Neonazismus

 

Am 18. Juli hatten wir gemeinsam mit dem Ch.Links Verlag zur Vorstellung und Diskussion des Buches „Unter Sachsen – Zwischen Wut und Willkommen“ ins Potsdamer Kulturzentrum freiLand eingeladen. Zu Gast waren die beiden Herausgeber*innen Heike Kleffner und Matthias Meisner sowie zur Moderation der Diskussion Anna Spangenberg vom Aktionsbündnis gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit Brandenburg.

Im Mittelpunkt stand die Frage, warum ausgerechnet Sachsen zum Kristallisationspunkt rechter Gewalt geworden sei. Heike Kleffner und Matthias Meisner betonten, dass sie bemüht waren, die Darstellung im Buch multiperspektivisch anzulegen und viele unterschiedliche Stimmen zu Wort kommen zu lassen. Die Zusammenstellung der Beiträge lässt dieses Bemühen um Vielfalt inhaltlich wie stilistisch erkennen: In Analysen, Reportagen und Interviews werden aus unterschiedlichen Perspektiven spezifische politische Bedingungen der Entwicklung rechter Gewalt, die Akteur*innen sowie der Umgang mit dieser Gewalt beleuchtet. In der Veranstaltung erörterten die beiden Herausgeber*innen einige Besonderheiten der politischen Entwicklung Sachsens, welche die Entstehung von Rassismus und rechter Gewalt begünstigten. Die Prägung Sachsens durch Kurt Biedenkopf ist im Buch Thema eines Beitrags des Journalisten Andreas Wassermann. Matthias Meisner erläuterte in Bezug auf diesen Beitrag, dass rechte Gewalt in Sachsen unter Biedenkopf nie als politischer Faktor, sondern als Bagatelldelikt behandelt worden sei. Über die Rolle von Polizei und Justiz berichtet Karlhans Liebl von der Hochschule der Sächsischen Polizei in einem Interview mit Heike Kleffner. Den Polizeibeamten fehle es häufig an polizeispezifischer interkultureller Kompetenz und sozial-Kommunikativer Kompetenz. Zudem sei die Quote der Einstellung von Strafverfahren bei rechten Straftaten teilweise extrem hoch. Die Relativierung von Rechtsterrorismus durch die sächsische Justiz machte Matthias Meisner am Beispiel des Verfahrens gegen die „Gruppe Freital“ deutlich. So wurde ein Bedingungskomplex dargestellt, der begründet, dass rechte Gewalt zwar kein rein sächsisches Problem ist, sich aber in Sachsen „wie in einem Brennglas Probleme zeigen, die es auch in anderen Teilen Deutschlands und Europas gibt“ (Kleffner/Meisner).

Heike Kleffner/Matthias Meisner (Hg.): Unter Sachsen. Zwischen Wut und Willkommen,  2017.