News | Afrika - International / Transnational - Ungleichheit / Soziale Kämpfe Die zweiten «Ateliers de la Pensée» in Dakar

Auf der Suche nach Ideen und möglichen Antworten.

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Armin Osmanovic,

Nach dem Erfolg des vergangenen Jahres, als allein zur ersten Abendveranstaltung („Nuit de la Pensée“) 500 Menschen in das Open Air Theater des französischen Kulturinstituts in Dakar strömten, um mit frankofonen Intellektuellen Afrikas und der afrikanischen Diaspora zu diskutieren, hatten die beiden Organisatoren Achille Mbembe und Felwine Sarr für die zweite Ausgabe (1. bis 4. November) viel vor.

Diesmal waren neben Intellektuellen aus Afrika und der Diaspora auch afrikanische KünstlerInnen eingeladen, um unter der Überschrift Condition Planétaire et Politique du Vivant ein breites Themenfeld zu diskutieren. Es ging um Dekolonisierung und die Zukunft der Demokratie, Feminismus in Afrika, Migration, Klimawandel und vieles mehr. Neben Podiumsdiskussionen sollten auch Theater, Film und Ausstellungen die Menschen zum Nach- und Mitdenken anregen.

Auch diese zweite Ausgabe stieß auf großes Medieninteresse und auch die Zahl der UnterstützerInnen des Ateliers, das ursprünglich von der Open Society West Africa, dem pan-afrikanischen Forschungsinstitut CODESRIA, dem Institut Français Dakar und der Rosa Luxemburg Stiftung West Afrika gefördert wurde, hat dieses Jahr zugenommen. Neben der Organisation Internationale de la Francophonie gehörten nun auch das Goethe Institut und das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland zu den Förderern der Initiative um den Historiker Mbembe und den Wirtschaftswissenschaftler und Schriftsteller Sarr.

Die Diskussionsthemen waren wie auch im vergangenen Jahr gut gewählt. Die zunehmenden Gefahren durch den globalen Klimawandel sind hier ebenso zu nennen, wie die bedrohliche Migrationspolitik der Europäischen Union, die Afrika, wie Achille Mbembe schon bei der ersten Ausgabe 2016 betonte, in ein Gefängnis zu verwandeln droht, da die Angst vieler Europäer vor dem Zuzug von Menschen aus anderen Kontinenten, die Europäische Entwicklungspolitik in Afrika immer mehr in ein Instrument der Abwehr von Menschen verwandelt.

Ein Manko des diesjährigen Ateliers war schon letztes Jahr erkennbar. Viele der eingeladenen Diskutanten beschäftigten sich mit Fragen die Identität von MigrantInnen in Europa. Diese postimperialen Probleme der AfrikanerInnen in der Diaspora wurden auf zum Teil sehr anschauliche Art beschrieben. So etwa der Fall des aus Nordafrika stammenden Französischen Fußballers Samir Nasri. Anhand seiner Geschichte wurde über Rassismus im Französischen Profifußball und den französischen Sportmedien diskutiert. Leider nahmen diese Diskussionen und philosophische Fragen zur Bedeutung des Universalismus viel Platz ein, so dass die Auseinandersetzung mit der Transformation der  Lebensverhältnisse der Menschen in Afrika durch die kapitalistische Globalisierung, die rasante Urbanisierung Afrikas und die Entwicklungsprobleme der Landwirtschaft, die vor der Herausforderung einer Landnahme durch globale Konzerne und andere internationale Akteure steht, nur gestreift wurden. Das lag auch daran, dass die Diskussionspanels mit sechs und mehr TeilnehmerInnen überfrachtet wurden und daher angesichts des begrenzten Zeitkontingents ausführlichere Stellungnahmen und tiefergehende Diskussionen leider eine Seltenheit waren.

Wie schon im letzten Jahr gelang es den beiden Veranstaltern, die so wichtige Vernetzung von Intellektuellen Afrikas voranzutreiben. Viel zu selten treffen Afrikas Köpfe, die angesichts der durch die Strukturanpassungsprogramme der Weltbank mitverursachten Bildungsmisere in Afrika, im „Exil“ in Europa oder den USA beheimatet sind, zusammen. Für viele der eingeladenen TeilnehmerInnen sind die Ateliers in Dakar schon deshalb ein Erfolg.

Nicht zu übersehen war aber, dass der Publikumszuspruch dieses Jahr leider zurückging. Vor allem gelang es nur in beschränkten Maß, junge Menschen für die Ateliers zu begeistern, die diesmal zwei Abendveranstaltungen durchführten und sich an einem Tag die Universität von Dakar zum Veranstaltungsort auserkoren hat. Der zurückgegangene Zuspruch ist vielleicht auch dem Umstand geschuldet, dass die zentralen verbindenden Ideen des Ateliers, wie schon 2016, nicht klar wurden. Vor allem Afrikas Jugend wartet auf die eigenen souveränen Antworten ihrer Intellektuellen, um die großen Herausforderungen der Zeit wie Klimawandel, unkontrollierte globale Finanzmärkte, Armut, Kriminalität und Krankheiten zu begegnen.

Les Ateliers de la Pensée in den Medien:

http://www.rfi.fr/hebdo/20170929-recherche-ateliers-pensee-dakar-achille-mbembe-felwine-sarr-sciences-humaines  

http://www.lemonde.fr/afrique/article/2017/10/31/les-ateliers-de-la-pensee-2-l-emancipation-de-l-afrique-passe-par-des-idees-neuves_5208478_3212.html

http://ideas4development.org/dakar-ateliers-pensee/

http://lesoleil.sn/2016-03-22-23-38-25/item/71772-acte-ii-des-ateliers-de-la-pensee-penser-le-vivant.html

https://www.youtube.com/watch?v=japKkfmIBc8