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Nationalistischer Taumel und wachsende Repression in der Türkei

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Seit dem Putschversuch in der Türkei im Juli 2016 führt die AKP-Regierung unter Präsident Recep Tayyip Erdoğan Säuberungen in Politik und Gesellschaft durch. Eine kleine Gruppe von Journalist*innen dokumentiert seitdem fortlaufend die Entlassungen von Staatsbediensteten, Schließungen von Bildungseinrichtungen, Menschenrechtsverletzungen, Festnahmen, Foltervorwürfe und nicht aufgelistete Todesfälle in türkischen Gefängnissen. Journalismus ist kein Verbrechen! turkeypurge.com

Seit dem 20. Januar führen die türkischen Streitkräfte zusammen mit dschihadistischen Söldnern einen offenen Krieg gegen Afrin. Aus Angst vor Repression, aber auch aufgrund einer nationalistischen Mobilisierung rührt sich in der Türkei bisher nur wenig Protest dagegen.

Die landesweiten Rekrutierungsbüros der türkischen Armee sind in der letzten Woche gut gefüllt. Da ist zum Beispiel Suşehri, eine Kleinstadt mit 15.000 Einwohnern, zwischen Sivas und Erzincan im Nordosten des Landes gelegen. 150 Menschen sollen sich laut Medienberichten alleine dort für den Einsatz gegen die «Terroristen» in Afrin gemeldet haben, landesweit sollen es Tausende sein.

Der örtliche Vorsitzende der Partei der Grauen Wölfe, MHP, der per Autokorso die Kriegsfreiwilligen in der Stadt zusammentrommelte, wird mit folgenden Worten zitiert: «Die Terroristen suchen ein Loch, einen Platz, um vor den türkischen Soldaten abzuhauen. Denn diese Armee ist die Armee der Türken. Sie ist die Armee der Anhänger Mohammeds».

Ein Blick nach Istanbul. Die drei großen Fußballvereine, Fenerbahce, Galatasaray und Beşiktaş, twittern Lobeshymnen an «ihre» Soldaten: «Wir sind an der Seite unserer türkischen Streitkräfte», «unsere Herzen und Gebete sind mit ihnen». In der Landeshauptstadt Ankara bieten Industrielle ihren Arbeitern Urlaub an, damit diese an den Kämpfen teilnehmen können. Und die Journalistin Halime Gürbüz schreibt in einem offenen Brief: «Ich möchte an der Operation Olivenzweig gegen die Terrororganisation teilnehmen. Ich spreche Fremdsprachen, habe IT-Kenntnisse und Erfahrung im Umgang mit Waffen. Außerdem schreibe ich Kommentare für eine nationale Zeitung».
 

«Diese Granate ist für Afrin»