1981 erscheint die Wochenzeitung (WoZ) zum ersten Mal. Die wöchentlich in Zürich produzierte Zeitung hat seit ihrer Gründung einen Einheitslohn und nennt sich selbstverwaltet. Der Grundsatz, dass alle hauptberuflichen MitarbeiterInnen der WOZ GenossenschafterInnen der Zeitung sind und damit gleiche Mitspracherechte besitzen, gilt heute immer noch. Was aber im Sinne von Controlling und auch: Leitung modifiziert wurde, welche Krisen es gab und wie sie gestaltet wurden, das zeigt Howald in seinem umfangreichen Buch.
Selbstverständlich geht es auch um die Inhalte. Denn natürlich schlagen sich die die Irrungen und Wirrungen der innerlinken Diskussionen (neue Kriege der 1990er Jahre, Ende der Blockkonfrontation, Antisemitismus, Internationalismus, Umgang mit neuen Rechten …) in der Zeitung nieder.
Die Auflage der WoZ schwankt immer zwischen 13.000 und 17.000 Exemplaren. Ob sie damit im Vergleich zur Einwohnerzahl der (deutschsprachigen) Schweiz, und auch dadurch, dass sie, etwa im Vergleich zur taz, sich immer noch als «links» definiert, wirklich die «erfolgreichste linke Zeitung Europas» ist, wie es Pit Wuhrer 2011 zum 30. Jubiläum der WoZ schrieb, muss dahingestellt bleiben. Mit «Links und bündig» liegt jedenfalls jetzt ein Buch vor, das eine, so der Untertitel, «alternative Mediengeschichte» darstellt.
Howald erzählt zuerst die medienpolitische Situation in der Schweiz Ende der 1970er Jahre und referiert die alternativen und linken Presseerzeugnisse. Dann geht er weiter chronologisch strukturiert in sechs Kapiteln vor, orientiert sich schlussendlich an verschiedenen Generationen, die die WoZ prägen und sich auch ungefähr alle sechs bis sieben Jahre anhand grafischer und konzeptioneller Veränderungen der Zeitung ausdrücken. Der 1953 geborene Howald arbeitet seit 2010 selbst bei der WoZ. Dadurch, und da er Interviews mit Beteiligten geführt hat, kann er viel lesenswertes Insiderwissen bieten. Er hat aber trotzdem keine langweilige Firmengeschichte verfasst. Die Leserin einiges über die Druckereien, in denen die WoZ gedruckt wurde, über den eminent wichtigen Förderverein ProWoz, von den allesamt gescheiterten Lokalausgaben oder vom mitunter problematischen Verhältnis zwischen WoZ und linken, öffentlichen Intellektuellen.
«Links und bündig» ist auch ein Buch über die Verhältnisse weltweit jenseits der Zeitung und vor allem über die politische Kultur der Schweiz, Stichworte sind hier z.B. der Fichenaffäre genannte Geheimdienstskandal oder auch geschichtspolitische Debatten um das Verhältnis der Schweiz zum Nationalsozialismus.
Ein Personenregister sowie ein detailliertes Verzeichnis der MitarbeiterInnen/GenossenschafterInnen der Zeitung schließen den an wenigen Stellen etwas langatmigen, aber insgesamt gelungenen Band ab.
Stefan Howald: Links und bündig, Rotpunktverlag, Zürich 2018, 360 Seiten, 37 EUR