News | Bibliothek Die Bibliothek in den Mitteilungen des Förderkreises Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung e. V.

Uwe Michel über die Bibliothek der Rosa-Luxemburg-Stiftung

Die Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS) ist aus dem bereits 1990 in Berlin gegründeten Verein „Gesellschaftsanalyse und politische Bildung e.V.“ hervorgegangen. Heute ist sie eine bundesweit agierende Institution politischer Bildung und ein internationales Forschungszentrum für kritisches Denken und politische Alternativen.

Das Historische Zentrum Demokratischer Sozialismus besteht seit Januar 2017. In ihm sind auf Beschluss des Vorstands der bisherige Bereich Archiv und Bibliothek, die Fokusstelle Rosa Luxemburg sowie das Referat Geschichte zusammengeführt. Seine wichtigste Aufgabe besteht darin, die verschiedenen Fäden der Geschichtsarbeit in der Rosa-Luxemburg-Stiftung zu bündeln. Archiv und Bibliothek sehen sich darin als Ort des kollektiven Gedächtnisses der politischen Grundströmung eines Demokratischen Sozialismus und der Partei Die Linke und ihrer Vorgängerorganisationen seit 1989/90. 

Die Bibliothek der Rosa-Luxemburg-Stiftung

Seit mittlerweile 20 Jahren stellt die Bibliothek der RLS (Bibliothekssigel: B 1599) mit ihren vielfältigen Beständen eine wissenschaftliche Spezialbibliothek dar.

Als Präsenzbibliothek steht sie der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung. Insgesamt umfasst der Bestand der Bibliothek derzeit über 30.000 Medieneinheiten. Ergänzt wird das Angebot mit über 1.500 verschiedenen Zeitschriftentiteln.

Zudem versorgt sie die Mitarbeiter*innen an allen Standorten der RLS mit Recherchen, Informationen und Literatur. Dazu gehört auch die tägliche Erstellung einer Presseschau zur RLS und der nahestehenden Partei DIE LINKE.

Schwerpunkte der Arbeit in diesem Jahr bestanden auch in der „Sichtbarmachung“ unserer einzigartigen Bestände. Dazu gehört unter anderem die Anzeige des Zeitschriftenbestands in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) der Deutschen Nationalbibliothek.

https://zdb-katalog.de/index.xhtml

Um den Bibliothekskatalog online verfügbar machen zu können, wurde das neue Bibliothekssystem KOHA eingeführt, das als Open-Source-Software weltweit in Bibliotheken eingesetzt wird. Nach Abschluss der Datenmigration und einer Testphase ist der Katalog Anfang des Jahres 2017 zur Recherche auf der Homepage der Rosa-Luxemburg-Stiftung freigeschaltet worden.

https://library.rosalux.de/

Die Bibliothek der RLS (Berlin) ist zentraler Aufbewahrungsort für Publikationen der Partei Die Linke und ihrer Quellorganisationen (PDS & WASG).

Derzeit bewahrt die Bibliothek rund 2.500 Monographien sowie ca. 800 Zeitungen und Zeitschriften (analog / digital) verschiedenster Organisationseinheiten der Partei auf. Ein Großteil dieser (grauen) Titel ist im OPAC verzeichnet und so für die interessierte Öffentlichkeit recherchier- und einsehbar.

Die Bibliothek der RLS ist durch dieses Sammelgebiet einzigartig in der Welt. Keine andere Einrichtung kann so dezidiert und umfassend die Publikationsgeschichte der Partei Die Linke nachweisen. Des Weiteren befinden sich hier die Abschlussarbeiten der Stipendiat*innen der RLS (meist in elektronischer Form), aber auch Publikationen, die von den Auslandsbüros der RLS veröffentlicht oder gefördert wurden, die sonst in keiner deutschen Bibliothek  zu finden sind. Dies macht die Bibliothek der RLS zu einem Ort, der Literatur für die internationale Forschung zu politischen und gesellschaftlichen Alternativen anbietet.

Der thematische Aufbau des Medienbestands der Bibliothek fußt im Wesentlichen auf den drei Hauptsammelgebieten:

  • Partei DIE LINKE und ihre Quell-Organisationen (PDS, WASG)
  • Rosa Luxemburg
  • Veröffentlichungen der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Weiterhin hält die Bibliothek für die Nutzung Medien folgender Themengebiete bereit:

  • Materialien zur Idee eines demokratischen Sozialismus
  • Theorie und Geschichte linker Bewegungen in Deutschland
  • Politische Bildung
  • Sozialwissenschaften

Darüber hinaus konnte die Rosa-Luxemburg-Stiftung im Jahr 2006 die Privat-Bibliothek des Wissenschaftlers Johannes Agnoli als Spende in Empfang nehmen.

Was hat sie, was andere nicht haben:

Das schwerste Buch in der Bibliothek ist sicherlich der im Jahr 2008 im Taschen Verlag erschienene Band „Sämtliche Wandgemälde“ von Diego Rivera. Mit seinen zahlreichen Grafiken, etwa 5 Kilogramm Gewicht und einem halben Meter Höhe stellt es die Bibliothekare wie Bibliotheksbesucher vor größere Herausforderungen in der Nutzung.

Einfacher in der Bereitstellung, dennoch aber besonders ist die Graphic Novel „Rosa“ von Kate Evans. Das Buch, das von „Independent“ und „Observer“ zum Grafikbuch des Jahres 2018 gekürt wurde, ermöglicht gerade Jugendlichen einen anderen Einstieg in die intellektuelle Welt Rosa Luxemburgs und liegt inzwischen in 6 Sprachen (Englisch, Deutsch, Portugiesisch, Ukrainisch, Hebräisch und Türkisch) vor.

Zur Fortsetzung der Beschäftigung mit Leben und Werk Rosa Luxemburgs bietet die Bibliothek aber auch ihre Briefe und Werke in einem Dutzend verschiedenen Sprachen an, was gerade im Vorfeld des 100. Todestages viele internationale Wissenschaftler*innen zum Besuch der RLS-Bibliothek bewegt hat. Besonders im Gedächtnis blieb den Bibliothekaren die Arbeit eines Tänzers des rumänischen Nationalballetts, der sich von Rosa Luxemburgs „Herbarium“ zu einer Choreographie inspirieren ließ und dessen tänzerische Umsetzung eine nicht alltägliche Bibliotheksnutzung kreierte.

Natürlich gehören auch Kostbarkeiten zum Bestand. Dazu gehören „Die europäische Triarchie“ von Moses Hess von 1841, sowie „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“ von Friedrich Engels von 1892 wie eine Erstauflage von Rosa Luxemburgs „Akkumulation des Kapitals“ von 1913.

Zum Angebot gehört auch die Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA), die intensiv genutzt wird. Eine junge mexikanische Revolutionärin verriet den Bibliotheksangestellten, dass Marx in Mexiko noch nie als Übersetzung aus der deutschen Sprache publiziert wurde, sondern nur aus der englischen Fassung heraus, was sie veranlasste, mehrere Monate die Originalquellen zu nutzen.

Aber nicht nur historisch Interessierte werden hier fündig: die Abschlussarbeiten der Stipendiat*innen der Rosa-Luxemburg-Stiftung versprechen interessante neue wissenschaftliche Erkenntnisse. Und auch zu aktuellen Debatten, wie etwa zur Klimagerechtigkeit finden man alleine in englischer Sprache mehr als 50 Publikationen zum Thema aus Afrika, Asien und Amerika, was einen neuen Blick auf die Welt und die Lösung ihrer Probleme ermöglicht. Ein Besuch lohnt also immer!

Auch Veranstaltungen sind Bestandteil der Bibliotheksarbeit: unter dem Titel „Linke Literatur im Gespräch“ finden seit 2016 von Ulrike Hempel und Uwe Michel organisierte Buchvorstellungen und Gespräche mit Autor*innen im Salon der Rosa-Luxemburg-Stiftung statt.

Ausgangspunkt dieser Veranstaltungsreihe war der Wunsch, Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt bekannter zu machen und den Autor*innen die Möglichkeit zu geben, ihre Bücher einer interessierten Öffentlichkeit vor- und zur Diskussion zu stellen.

Im November 2018 jährten sich der Beginn der Revolution und das Ende des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal. Aus diesem Grund standen die Veranstaltungen der Reihe „Linke Literatur im Gespräch“ im Blickwinkel dieser Ereignisse. Darüber sprachen wir im vergangenen Jahr mit Annelies Laschitza, Margarethe von Trotta, Ralf Höller, Hans Modrow, Jochen Weichold und Jörn Schütrumpf. Die Reihe wurde 2019 fortgesetzt mit Veranstaltungen zur Geschichte der türkischen Arbeiterbewegung und über linke Betriebsinterventionen in der BRD nach 1968.

https://www.rosalux.de/stiftung/historisches-zentrum/bibliothek/linke-literatur-im-gespraech/

Aktuell finden schon Vorbereitungen für den Umzug in den Neubau der Rosa-Luxemburg-Stiftung, der voraussichtlich ab März 2020 in der Nähe des Ostbahnhofs bezogen wird, statt. Dort wird in der 1. Etage ein neuer, großzügiger Lesesaal für Archiv und Bibliothek entstehen, der die Arbeitsmöglichkeiten weiter verbessern wird.

Der Text ist zuerst in Heft 56 der Mitteilungen des Förderkreises Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung e. V. erschienen. Diese und auch ältere Ausgaben der Mitteilungshefte finden Sie unter: http://www.fabgab.de/


Die Bibliothek der Rosa-Luxemburg-Stiftung kann während der Öffnungszeiten von

Montag bis Freitag von 9:00 bis 12:00 und 13:00 bis 15:00 Uhr

genutzt werden. Um vorherige Anmeldung per Mail oder Telefon wird gebeten.

Rosa-Luxemburg-Stiftung

Bibliothek

Franz-Mehring- Platz 1
10243 Berlin

E-Mail: bibliothek@rosalux.de

Uwe Michel
Telefon: (030) 44310-166