News | Schicksal Treuhand – Treuhand-Schicksale

Eine Ausstellung der Rosa-Luxemburg-Stiftung zur Geschichte und Politik der Treuhand

Eröffnung am 13. Januar, 18:00 Uhr, Aula der PH Heidelberg (Keplerstr. 87)
Lesung/Gespräch am 03. Februar, 18:00 Uhr, Aula der PH Heidelberg (Keplerstr. 87)
Ausstellungsort: Hauptgang im Erdgeschoß der PH Heidelberg (Keplerstr. 87)
Ausstellungszeit: 13. Januar bis 11. Februar - werktags von 07:00-20:00 Uhr

30 Jahre politische Wende in der DDR, die Grenzöffnung und die deutsche Vereinigung rufen viele Erinnerungen wach. Ein Kapitel beschäftigt die Menschen in Ost und West nach wie vor besonders stark: das Agieren der Treuhandanstalt. Die Perspektiven der Menschen in den «Neuen Bundesländern» auf das Agieren der Treuhandanstalt sind oftmals anders als der Blick der Menschen aus der ehemaligen BRD.  

Laut Gesetz sollte die Treuhand das ehemalige volkseigene Vermögen privatisieren und Arbeitsplätze sichern sowie neue schaffen. Die Realität stellte sich für die Menschen in den «Neuen Bundesländern» oftmals anders dar: Unzählige Betriebe wurden privatisiert oder liquidiert. Millionen Menschen wurden quasi über Nacht arbeitslos und hatten plötzlich Existenzangst. Individuelle Lebensleistungen, berufliche Qualifikationen aus 40 Jahren DDR und die Emanzipationserfahrungen der Jahre 1989/90 schienen nichts mehr wert. Viele haben das Agieren der Treuhand wie einen Schicksalsschlag empfunden, haben ihre Arbeitslosigkeit hingenommen. Wer sich gegen das vermeintliche Schicksal zur Wehr gesetzt, gegen die Betriebsschließung und für seinen Arbeitsplatz gekämpft hatte, sah sich oft damit konfrontiert, dass dieser Einsatz nicht dazu geführt hat, dass die Arbeitsplätze erhalten wurden.

Dieser Wahrnehmung steht eine andere gegenüber, wonach das Handeln der Treuhand ohne realistische Alternative war. Die Betriebsschließungen und die damit verbundenen Entlassungen seien notwendig gewesen, um die Voraussetzungen für eine produktivere Wirtschaftsstruktur zu schaffen, die im Ergebnis mittelfristig dazu geführt habe, das zukunftsfähige Arbeitsplätze und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft entstehen konnten. 30 Jahre nach dem Umbruch 1989/90 könnten sich, bei allen Schwierigkeiten und Härten des ökonomischen Strukturwandels, die Ergebnisse durchaus sehen lassen. Nicht nur die Geschichte der Jenoptik AG stehe für diesen erfolgreichen Wandel ökonomischer und betrieblicher Strukturen.

Die Rosa-Luxemburg-Stiftung hat sich bewusst dafür entschieden, in der von ihr konzipierten Wanderausstellung «Schicksal Treuhand – Treuhand-Schicksale» ostdeutsche Lebensgeschichten zu erzählen, die durch die Politik der Treuhand mit-bestimmt wurden - nicht, weil dies die einzige «richtige» Sicht auf die Geschichte (und Gegenwart) ist, sondern weil es eine Sicht ist, die medial und in der Öffentlichkeit oftmals unterbelichtet ist. Die Ausstellung fragt anhand der Biografien von Menschen aus 13 ausgewählten Branchen und Betrieben: Welche Auswirkungen hatte das Handeln der Treuhand auf ihr Leben? Wie verarbeiteten sie die biografischen Brüche von Arbeitslosigkeit und der Entwertung ihrer beruflichen Erfahrungen? Wie gingen sie mit den als «Schocktherapie» empfundenen wirtschaftlichen Veränderungen um?

Das Begleitbuch zur Ausstellung «Schicksal Treuhand – Treuhand-Schicksale» mit den Erzählungen der Zeitzeug*innen erscheint parallel zur Ausstellung und ist dort kostenlos erhältlich.

Der Eintritt in die Ausstellung ist frei.

Die Ausstellung wird gemeinsam mit der Pädagogischen Hochschule Heidelberg - Fachbereich Geschichte gezeigt.


Ausstellungseröffnung am 13. Januar 2020, 18:00 Uhr | Aula der PH Heidelberg (Keplerstr. 87)
Mit: Stefanie Wiese-Heß (Kanzlerin der PH Heidelberg), Prof. Dr. Bettina Degner (PH Heidelberg), Prof. Dr. Cord Arendes (Uni Heidelberg), Dr. Dagmar Enkelmann (Rosa-Luxemburg-Stiftung), Bernd Gehrke (Zeitzeuge, Historiker). Musik: PolyPHonics - A-Cappella-Ensemble der PH Heidelberg
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Lesung/Gespräch am 03. Februar 2020, 18:00 Uhr | Aula der PH Heidelberg (Keplerstr. 87)
Wolfgang Schorlau (Autor der Krimis um den Stuttgarter Privatermittler Georg Dengler) liest aus seinem Treuhand-Krimi «Die blaue Liste» und spricht mit Hasso Düvel (1991-2004 Bezirksleiter der IG Metall für Berlin-Brandenburg-Sachsen) über Gehörtes, Überhörtes, Unerhörtes und Erstaunliches zum Wirken der Treuhand-Anstalt in den «Neuen Bundesländern».
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