In der Studie «Gefährliche Pestizide von Bayer und BASF – ein globales Geschäft mit Doppelstandards» haben wir, die Rosa-Luxemburg-Stiftung, MISEREOR und INKOTA, Bayer und BASF nachgewiesen, dass sie in Südafrika und Brasilien Pestizidwirkstoffe vertreiben, die in der EU nicht genehmigt sind. Nach unseren Recherchen sind das insgesamt mindestens 28 Wirkstoffe, von denen sieben explizit in der EU verboten sind. In der Studie beleuchten wir Fälle, in denen Pestizide von Bayer und BASF eingesetzt wurden und die Gesundheit von Landarbeiter*innen in Südafrika und indigenen Gemeinschaften in Brasilien massiv gefährden. Auf die Veröffentlichung der Studie haben Bayer und BASF reagiert, jedoch gehen beide Unternehmen kaum auf die konkreten Ergebnisse unserer Recherchen ein. Zudem sind wir irritiert von einigen öffentlichen Aussagen von Bayer und BASF, die wir im Folgenden richtigstellen wollen.
Bayer sagt:
Allein die Tatsache, dass ein Pflanzenschutzmittel nicht in der EU zugelassen ist, sagt nichts über seine Sicherheit aus und stellt mitnichten einen Doppelstandard dar
Richtig ist: Wir konnten durch unsere Recherchen feststellen, dass ein Viertel der in der EU nicht genehmigten Wirkstoffe, die Bayer und BASF über eigene Produkte in Brasilien und Südafrika vermarkten, explizit verboten sind. Das heißt, dass sie entweder in der EU schon einmal genehmigt waren und die Genehmigung nach erneuter Prüfung widerrufen wurde oder dass sie zwar zur Prüfung angemeldet wurden aber diese nicht bestanden haben. Gleichzeitig kann die Tatsache, dass ein Wirkstoff in der EU nie zur Prüfung angemeldet wurde, auch strategische Gründe haben. In manchen Fällen antizipieren Unternehmen wie Bayer und BASF, dass ein bestimmter Wirkstoff der aufwändigen Prüfung auf EU-Ebene nicht standhalten würde, und versuchen es deshalb gleich in einem Land mit schwächerer Regulierung und günstigeren Zulassungsverfahren. Da Bayer und BASF besonders problematische Wirkstoffe in Ländern mit schwächerer Regulierung vermarkten, sprechen wir von Doppelstandards.
BASF sagt:
Alle Pflanzenschutzprodukte von BASF werden sehr ausführlich getestet und können sicher unter örtlichen landwirtschaftlichen Bedingungen verwendet werden, wenn sie gemäß den Angaben auf dem Etikett angewendet werden.
Richtig ist: Es müsste Bayer und BASF bekannt sein, dass die vermeintlich «sichere Anwendung» von Pestiziden in den Ländern des globalen Südens in vielen Fällen nicht gewährleistet ist. In vielen Kontexten fehlt die notwendige Schutzausrüstung, es fehlt an Informationen zur Anwendung und Mindestabstände werden nicht eingehalten. Die in unserer Untersuchung zitierten Studien und Medienberichte machen deutlich, dass die besonderen Risiken für Landarbeiter*innen und Indigene in den beiden Ländern bekannt sind. Bayer und BASF haben sowohl in Brasilien als auch in Südafrika eigene Niederlassungen. Auch wenn etwa die Durchsetzung von Gesundheitsschutz und Arbeitsrechten auf Zitrusfarmen in Südafrika in erster Linie die Pflicht der Regierung vor Ort ist, müssen Bayer und BASF ihrer Verantwortung zur Achtung der Menschenrechte nachkommen, und sollten in diesen Ländern auf die Vermarktung besonders problematischer Wirkstoffe verzichten. Auch Schulungen für Bauern und Bäuerinnen, auf die Bayer verweist, kann die Notwendigkeit nicht ersetzen, dieser menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht nachzukommen.
So verkauft Bayer bereits seit 2012 keine Pflanzenschutzmittel mehr, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als besonders toxisch eingestuft werden.
Richtig ist: Bayer verkauft zwar seit 2012 keine Produkte mehr, die unter diese WHO-Klassifizierung fallen, aber in Bayers Produktportfolio befinden sich durchaus noch Wirkstoffe der WHO-Klasse 1a/1b (akute Toxizität). Dies hat Bayer jüngst in einer Stellungnahme zu einer Recherche von Public Eye und Greenpeace Unearthed im Februar 2020 schriftlich bestätigt. In der Selbstverpflichtung von BASF, Bayer und Syngenta heißt es zum Ausstieg aus akut toxischen Pestizidwirkstoffen: «In der Konsequenz betrifft dieser Ausstieg auch alle in der Landwirtschaft eingesetzten Wirkstoffe der Klassen 1a und 1b.» Hier hinkt Bayer seinen Versprechen also – acht Jahre später – weit hinterher.
Bayer sagt:
Zudem setzen wir derzeit die im vergangenen Jahr angekündigte Selbstverpflichtung um, in Entwicklungsländern nur noch Pflanzenschutzprodukte zu vermarkten, die den regulatorischen Anforderungen einer Mehrheit internationaler Referenz-Zulassungsbehörden entsprechen. Dazu zählen die USA, Kanada, Brasilien, EU, Australien, Neuseeland, Japan und China.
Richtig ist: Nach einem Jahr haben wir noch keinerlei Ergebnisse dieses Prozesses gesehen und für unsere Partner in Südafrika und Brasilien hat sich bislang nichts geändert. Wenn Bayer in Bezug auf diese Selbstverpflichtung ernst genommen werden will, wäre es das Mindeste, einen Zeitplan für die Umsetzung sowie konkrete Ziele und Indikatoren vorzulegen.
Bayer sagt:
Wir sind der Meinung, dass miteinander reden immer deutlich mehr bringt, als übereinander. Daher hätten wir Eure Vorwürfe gerne mit Euch diskutiert.
Richtig ist: Für die Recherchen der Studie wurde Bayer in Südafrika im November 2019 zweimal durch schriftliche Anfragen kontaktiert, gab jedoch keinerlei Antwort. Von BASF kam auf mehrfache Kontaktanfragen lediglich eine abweisende Antwort in einem Satz.