News | Erinnerungspolitik / Antifaschismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung Überzeugter Christ, leidenschaftlicher Linker, glühender Antifaschist.

Heinrich Fink 1935 - 2020

Der evangelische Theologe und ehemalige Rektor der Humboldt-Universität Heinrich Fink. picture alliance / Jens Kalaene / dpa-Zentralbild/ZB

Von Cornelia Hildebrandt und Michael Brie

Das Gute verlangt nach dem Ganzen, nicht nur nach der ganzen Gesinnung, sondern auch nach dem ganzen Werk, nach dem ganzen Menschen mitsamt den ihm gegebenen Mitmenschen.

Dietrich Bonhoeffer

Der Antifaschist, Ehrenvorsitzende der Verfolgten des Naziregimes (VVN-BdA), der evangelische Theologe, Schüler und Wegbegleiter von Emil Fuchs und der sein Leben lang engagierte christliche Sozialist, Aufklärer und Zeitzeuge und Zeitgenosse Prof. Dr. Heinrich Fink ist am 1. Juli 2020 mit 85 Jahren verstorben. Wir trauern um einen aufrechten und engagierten Kämpfer gegen Rassismus und Antisemitismus, gegen Fremdenhass und Krieg, für den demokratischen Sozialismus.

Heinrich Fink hat sich als Hochschullehrer für ein lebendiges Christentum in einer sozialistischen Gesellschaft eingesetzt und wurde im April 1990 von den Studierenden und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Humboldt-Universität zu ihrem Rektor gewählt. Er wollte Erneuerung und nicht Abwicklung, Öffnung und nicht neue Schließung, bis er aus dem Amt vertrieben wurde. Er hasste Oberflächlichkeit und Opportunismus. An dieser Haltung, erworben in den Jahrzehnten nach dem Krieg und bei der Arbeit für eine menschliche Gesellschaft hat Heinrich Fink auch im vereinten Deutschland festgehalten. Dort, wo es galt, seine Stimme zu erheben, Haltung zu zeigen gegen Unmenschlichkeit, gegen jede Beschneidung von Grundrechten, gegen Verantwortungslosigkeit und Geschichtsvergessenheit, gegen Verharmlosung oder Relativierung des alten und neuen Faschismus oder gegen neue Kriege stand er auf Demonstrationen mit der Fahne der Verfolgten des Naziregimes (VVN-BdA).  Diese Fahne und ihre Botschaft konnte und sollte man nicht übersehen, gerade auch dort nicht, wo Menschenrechte, eine offene demokratische und plurale Gesellschaft wieder infrage gestellt werden sollten.

Zukunft geht nur mit dem Wissen um die Vergangenheit. Deshalb war es ihm so wichtig, sein Wissen und das selbst Erfahrene weiterzugeben. Er hielt unzählige Vorträge in Schulen und Universitäten und auch auf Kirchentagen. Er stand in der Tradition der Christlichen Sozialisten – er war christlicher Sozialist – und war überzeugt, dass sich eine Alternative zum Kapitalismus durchsetzen wird in Kämpfen, vielen Kämpfen. Diese Kämpfe waren für ihn mit christlicher Verantwortung und mit einem Humanismus der Tat für eine andere, bessere Welt ohne Faschismus, Rassismus, Antisemitismus und Krieg verbunden.  Über drei Jahrzehnte war er der Rosa-Luxemburg-Stiftung eng verbunden.  Wir haben einen Kampfgefährten und wahren, mit gutem Grund immer wieder ungeduldigen, uns herausfordernden Freund verloren.