News | European Social Science and History Conference 2021

Bericht zur (Online-)Tagung , 24. bis 27. März 2021

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Jule Ehms,

Ausgerichtet vom International Institute for Social History(Amsterdam) findet die ESSHCalle zwei Jahre statt und richtet sich sowohl an «Nachwuchs-» als auch an etablierte Sozialwissenschaftler*innen und Historiker*innen. Die ESSHC war für 2020 in Leiden geplant, wurde aufgrund der Pandemie jedoch um ein Jahr verschoben und fand nun erstmals online statt.

Organisiert durch insgesamt 27 Netzwerke (die Themen wie Kultur, Theorie, Bildung, Sexualität, Arbeit, Gender sowie verschiedene Epochen und Kontinente abdecken) bringt die ESSHC WissenschaftlerInnen aus unterschiedlichsten Fachbereichen zusammen. Mit über 1300 Teilnehmenden deckte sie auch in diesem Jahr somit eine breite Themen- und Methodenvielfalt ab. In parallel stattfindenden Panels stellten die Teilnehmenden durch Kurzreferate ihre Thesen und Ergebnisse vor, wobei die Netzwerke zur Wirtschaftsgeschichte, zu Familie und Demographie, zu Politik, Staatsangehörigkeit und Nation sowie zu Ethnizität und Migration mit jeweils über 20 Veranstaltungen das Programm dominierten.

Jule Ehms ist Historikerin und lebt in Leipzig. Sie war von 2015 bis 2018 Stipendiatin des Promotionskollegs der RLS.

Inhaltlich waren die Panels unterschiedlich kohärent angelegt. Unter dem Titel «Anarchism and the National Question» fanden am ersten Kongresstag beispielsweise drei Veranstaltungen statt, deren Beiträge sich alle dem Verhältnis von anarchistischen Bewegungen zur Nation widmeten. In den von Ruth Kinna (Loughborough University) und Jose Antonio Gutierrez (Universidad Santo Tomás) organisierten Panels diskutierten insgesamt acht Wissenschaftler*innen aus je historischer, theoretischer sowie zeitgenössischer Perspektive welche Rolle das Konzept Nation, Nationalismus und inter- beziehungsweise transnationale Solidarität für Anarchist*innen spielen und spielten. Nicht in allen Panels gelang es allerdings, die vorgestellten Beiträge unter einer Fragestellung überzeugend zusammenzuführen. Erschwert wurde ein gemeinsamer Austausch jedoch vor allem durch technische Probleme, die sowohl bei den Präsentierenden als auch bei den Zuhörenden immer wieder für Frustration sorgten und die bereits knapp angelegte Zeit für Nachfragen und Diskussion mitunter deutlich reduzierten. Zumindest gelang es den OrganisatorInnen die digitale Ausrichtung der ESSHC insofern nutzbar zu machen, als dass die Vorträge aufgezeichnet wurden und somit für weitere vier Wochen zur Verfügung standen.

Das Begleitprogramm war aufgrund der Umstände im Vergleich zu den Vorjahren reduziert, umfasste jedoch unter anderem die Verleihung des Jan Lucassen Award an Mark Hup (für seine Studie «Corvée Labor and State Expansion in Colonial Indonesia»; Die Begründung der Jury ist online) und die Keynote von Marcel van der Linden (der über die «versteckten Abläufe» im akademischen Betriebs sprach; siehe https://vimeo.com/528948988). Für Nachwuchwissenschaftler*innen boten zusätzliche Veranstaltungen, beispielsweise zu Finanzierungsmöglichkeiten in den Sozialwissenschaften oder zu den Chancen und Herausforderungen des akademischen Publizierens, informative Ergänzungen zu den forschungsorientierten Panels.

Die ESSHC ist besonders für Wissenschaftler*innen, die am Beginn ihrer akademischen Laufbahn stehen, ein geeigneter Ort die eigenen Projekte vorzustellen und zu diskutieren. Entsprechend der Themenvielfalt des Programms bietet die ESSHC einerseits die Gelegenheit, einen Einblick in bisher unbekannte Forschungsbereiche zu erhalten. Andererseits ermöglichen es die Netzwerktreffen, sich mit Wissenschaftler*innen aus dem eigenen Arbeitsschwerpunkt zu vernetzen und aktuelle Trends der Forschung kritisch zu reflektieren. Die nächste ESSHCwird im April 2022 in Gothenburg, Schweden stattfinden. Der Call for Papershierfür endet am 15. Mai 2021.