Rückblick »Festival gegen das Vergessen« am 15. Juli 2021 in Chemnitz
Bertolt Brecht schrieb einmal: »Das Gedächtnis der Menschheit für erduldete Leiden ist erstaunlich kurz. Ihre Vorstellungsgabe für kommende Leiden ist fast noch geringer.«
Mit der von der Rosa Luxemburg Stiftung Sachsen in Kooperation mit dem DGB Südwestsachsen organisierten und durch den lokalen Aktionsplan der Stadt Chemntiz geförderten Veranstaltung sollte dieses Gedächtnis geschult werden.
Zum »Festival gegen das Vergessen« wollten Esther Bejarano mit ihrem Sohn Joram und Microphone Mafia ihre Lieder und Perspektiven im Park der Opfer des Faschismus der Chemnitzer Stadtöffentlichkeit darbieten. Leider ist Esthers laute Stimme gegen Faschismus und Krieg verstummt. Sie verstarb am 10. Juli 2021. Ihr Vermächtnis bleibt. Ihre Botschaft an die jungen Generationen wird weitergetragen, so auch auf der Veranstaltung. Dafür wurden neben einem Beitrag der Tagesthemen vom 27. Januar 2021 anlässlich des Jahrestages der Befreiung des KZ Auschwitz, auch Ausschnitte aus einem Interview und Lieder aus dem Film "Wo der Himmel aufgeht" von Tobias Kriele (2017) gezeigt. Weiterhin sprachen Thiemo Kirmse als Vertreter des VVN-BdA Chemnitz und Ralf Hron als Vorsitzenden des DGB Südwestsachsen würdigende Worte.
Mit dem Festival sollte zugleich an den Sommer 2018 erinnert werden. Damals zogen Personen der extremen Rechten mit ganz normalen Bürger*innen durch die Stadt und übten den Schulterschluss. Der Rassismus äußerte sich hier auch in gewalttätigen Angriffen gegen Menschen welche nicht in das Weltbild der Täter passten.
Menschen, die sich für eine nachhaltige Erinnerungskultur einsetzen kamen zu Wort und deren Ausstellungen wurden präsentiert (Thiemo Kirmse -VVN-BdA Chemnitz, Anna Schüller - Geschichtswerkstatt Sachsenburg, Jan Sobe - Erinnerungsort des Zwangsarbeiterinnenlagers "Außenkommando Penig", Gabi Engelhardt - Aufstehen gegen Rassismus).
Die Gruppe Quijote (Sabine Kühnrich und Ludwig Streng) und Pedro Montero (Musiker und Vorsitzender des Migrationsbeirates) thematisierten in ihren Liedern und Texten (u. a. von Stefan Heym, Mikis Theodorakis, Jura Soyfer und Viktor Jara) die aktuelle Situation von Flüchtlingen und frischten das kollektive Gedächtnis an den Faschismus anrührend auf. Ein beeindruckendes und sehr gutes Konzert.
Das Festival gegen das Vergessen in Chemnitz war noch bunter und größer geplant. Aufgrund von Terminverschiebungen wegen der Corona-Pandemie und dem Tod von Esther Bejarano eine halbe Woche vor dem Festival wurden Programmkürzungen und -änderungen vorgenommen.
Es wird die Zeit kommen, da werden sich Esthers Sohn Joram und Microphone Mafia wieder auf den Weg machen, um Esthers Botschaft, insbesondere an die junge Generation weiterzutragen. Ganz bestimmt auch nach Chemnitz.