Am bauhaus studierten in den 14 Jahren seiner Existenz 462 Frauen. Mehr als die Hälfte aller 1253 Studierenden war aber nur zwei Semester und weniger dort, von insgesamt 1253 Studierenden machten nur knapp 15 Prozent überhaupt einen Abschluß, darunter (nur) 38 Frauen.
In den Aktivitätenzum bauhausjubiläum 2019 wurde die Bedeutung von Frauen erstmals breiter gewürdigt, es gab z.B. in Erfurt 2019 eine Ausstellungzu Gertrud Arndt, Marianne Brandt, Margarete Heymann und Margaretha Reichardt, sowie mehrere Publikationen. In Fortsetzung dieser Bemühungen werden nun in einer Sonderausstellungim Weimarer bauhaus-Museum weibliche bauhaus-Angehörige näher vorgestellt. Die Gruppe dieser 39 Frauen besteht aus 34 Studentinnen und 5 Lehrenden bzw. Verwaltungsangehörigen. Ihre Namen und wichtigen Lebensdaten befinden sich alphabetisch aufgelistet in den Umschlagklappen des Buches. Sie sind diejenigen, die, soweit bekannt, das Kriegsende 1945 nicht mehr erlebten. Der Grund dafür konnten Unfälle oder Krankheiten sein, in den meisten Fällen waren es jedoch kriegsbedingte Ursachen, in der Regel Verfolgung und Ermordung durch die Nationalsozialisten. Die Publikation nennt 14 Frauen, die durch Euthanasie, in KZs oder durch Massenerschießungen ermordet werden.
In dem Begleitband werden 24 weibliche bauhaus-Angehörige ausführlicher präsentiert, diese sind von Alter und anderen Faktoren sehr unterschiedlich, zehn von ihnen waren z.B. bereits Studentinnen in Weimar, bevor dort 1919 das bauhaus gegründet worden war. Ihr Leben, ihre Zeit am bauhaus und die oftmals gewaltvollen Umstände ihres Todes, oft nach Verfolgung und Exil werden skizziert. Für alle, egal ob sie in Weimar oder in Dessau am bauhaus waren, war der Besuch des bauhaus ein Zeichen weiblicher Selbstbestimmung, des Ausbruchs aus bürgerlichen Moralvorstellungen und traditionellen Geschlechterrollen.
Die Lektüre der jeweiligen Biografien ist trotz aller Kürze beeindruckend und hochspannend. Die Ausstellung der Universität Erfurt und der Klassik Stiftung Weimar ist noch bis 4.1.2022 im bauhaus Museum in Weimar zu sehen. Durch sie und mit der ja noch länger vorliegenden Publikation wird die große Forschungslücke zum Thema etwas verkleinert.
Anke Blümm/Patrick Rössler (Hrsg.): Vergessene Bauhaus-Frauen. Lebensschicksale in den 1930er und 1940er Jahren, Klassik Stiftung Weimar, Weimar 2021, 116 Seiten, 15 EUR (Online-Bestellung)
Datenbankfür die Biografien ehemaliger Bauhaus-Angehöriger
Forschungsprojektan der Universitär Erfurt, aus dem die Ausstellung entstand