Jens Jäger, Historisches Institut, Universität zu Köln, rezensiert für H-Soz-u-Kult
Hartewig, Karin: Wir sind im Bilde. Eine Geschichte der Deutschen in
Fotos vom Kriegsende bis zur Entspannungspolitik. Leipzig: Leipziger
Universitätsverlag 2010. ISBN 978-3-86583-489-8; 311 S.; EUR 29,50.
Er schreibt: "Karin Hartewig ist eine ausgewiesene Kennerin der DDR-Fotografie. Schon 2004 hat sie eine Studie zur Fotografie des Ministeriums für Staatssicherheit vorgelegt und gemeinsam mit Alf Lüdtke eine erste Sondierung des Themas herausgegeben.[1] "Wir sind im Bilde" liefert
sozusagen eine Erweiterung, indem hier die veröffentlichte und somit im
Alltag sichtbare Fotografie in der DDR und der Bundesrepublik Deutschland vorgestellt wird. Aber im Gegensatz zu Arbeiten, die sich auf jeweils nur einen der deutschen Staaten konzentrieren, versucht Hartewig eine "gesamtdeutsche" Perspektive darzustellen. Dies erfolgt anhand der großen Illustrierten in West (vor allem Quick, Kristall, Stern) und Ost (vornehmlich Neue Berliner Illustrierte und Wochenpost)."
Abschließend urteilt er: "Der Ton des Buches ist an Ausstellungskataloge angelehnt, teils erinnert er an den Stil der Illustrierten. Es wird viel erzählt, Zwischentöne klingen kaum an. Oft ist die Sprache affirmativ was sich in zahlreichen Ausrufezeichen niederschlägt. Auch betont die Autorin etwas zu oft, dass die ostdeutschen Illustrierten einen ideologischen Auftrag zu erfüllen
hatten und entsprechend keine Kritik am eigenen Staat formulierten. "Wir
sind im Bilde" bietet also in der Tat eine "Geschichte der Deutschen in Fotos vom Kriegsende bis zur Entspannungspolitik". Aber es ist nur eine der möglichen Geschichten, und zwar eine fragmentarische und konventionelle, die mithilfe der Illustrierten erzählt wird. Es darf hierbei auch nicht vergessen werden, dass Hartewig die Mode- und Programmzeitschriften in West und Ost ebenso wenig berücksichtigen konnte wie Jugendzeitschriften und Magazinformate (auch wenn der Spiegel immer wieder angesprochen wird, der sich - wie Hartewig auch sagt - nicht als Illustrierte ansah). Die Literaturangaben im Anhang liefern Ansätze für alternative Erzählungen und Analysen. So kann das Buch als ein Zwischenstand angesehen werden, der Anregungen gibt, zu Widerspruch herausfordert und dazu einlädt, genauer hinzusehen und analytisch die Leerstellen auszufüllen, die bislang noch die Forschungen zu Illustrierten kennzeichnen."
Anmerkungen:
[1] Philipp Springer, Rezension zu: Karin Hartewig / Alf Lüdtke (Hrsg.),
Die DDR im Bild. Zum Gebrauch der Fotografie im anderen deutschen Staat,
Göttingen 2004 und Karin Hartewig, Das Auge der Partei. Fotografie und
Staatssicherheit, Berlin 2004, In: H-Soz-u-Kult, 18.10.2005,
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2005-4-036>
(23.11.2010);
Hinweis: Das besprochene Buch ist jetzt auch hier über die Bundeszentrale für politische Bildung erhältlich.