News | Jugendbildung Prozesslandkarten – Grundlegungen für emanzipatorische Bildung

Qualifizierungskurs für politische Aktivist_innen und Bildner_innen in der Jugendbildung

Wen wir ansprechen wollen

Ihr verfügt bereits über Erfahrungen in Gruppen und Bildungsprozessen? Ihr habt schon Gruppen begleitet und moderiert? Ihr habt Inhalte nachhaltig vermittelt, Konflikte erlebt und gelöst sowie bestärkendes Feedback bekommen? Doch immer wieder erlebt Ihr auch Situationen, in denen Ihr

…eher intuitiv als überzeugt agiert habt?

…schlicht überfordert wart?

…den Eindruck hattet, eine falsche Entscheidung getroffen zu haben?

…mit unmotivierten oder überengagierten Teilnehmer_innen „zu kämpfen“ hattet?

…oder auch mal destruktive Kritik und Vorwürfe einstecken musstet?

Dann seid Ihr in diesem Qualifizierungskurs richtig! Der Kurs richtet sich an politische Aktivist_innen und Bildner_innen z.B. aus dem Jugendbildungsbereich, die bereits über Gruppen- und Bildungserfahrungen verfügen. Im Kurs stehen die Erweiterung der eigenen Handlungsoptionen sowie die Weiterentwicklung des eigenen Handlungswissens und der Reflexionsfähigkeit im Vordergrund. Hier diskutieren die Teilnehmenden kritisch ihre Erfahrungen aus der eigenen Bildungspraxis und geben sich gegenseitig Feedback.

Hierzu gehört gleichwohl eine gewisse Offenheit und die Bereitschaft zu gemeinsamer Reflexion. Zugleich wird der Kurs für die Beteiligten hierdurch greifbar und praxisorientiert.

Worum es geht und was es euch bringt

Der Kurs ist eine Möglichkeit und ein Raum für linke Bildner_innen und Aktivist_innen, die eigene Bildungsarbeit zu reflektieren und zu verbessern. Neben der Auseinandersetzung mit Bildungs- und Lerntheorien und der Analyse von Gruppen- und Lernprozessen beschäftigen wir uns mit dem Erlernen und der kritischen Reflexion von Methoden und Handwerkzeug der Bildungsarbeit. Dabei geht es uns um die gemeinsame Debatte über zentrale Momente linker emanzipatorischer Bildung und ihre Bedeutung für die politische (Bildungs-)Praxis.

Konflikte, Störungen, unbefriedigende Prozesserfahrungen haben eine Entwicklung. Diese möglichst früh zu erkennen, eröffnet die Möglichkeit, in den Prozess einzugreifen. In solchen Situationen sind vier grundlegende Fähigkeiten einer/s Bildner_in gefragt. Teil dessen ist...

  zu verstehen, was der Fall ist,

  eine Reflexion darüber, dass ein Seminar ein spezifischer Ausschnitt der Gesellschaft ist,

  eigene Anteile und Handlungsoptionen zu erkennen,

  das situationsadäquate Eingreifen in den Prozess.

Ausgehend vom Bildungsalltag der Teilnehmer_innen wollen wir im Qualifizierungskurs solidarisch arbeiten, voneinander lernen und Veränderungen anstoßen.

Wie wir arbeiten werden

Emanzipatorische Bildung heißt für uns, den Lernprozess offen zu gestalten, soziales Lernen zu ermöglichen, Heterogenitäten der Teilnehmenden produktiv zu machen und Spontaneität souverän auszuhalten. Sie fordert uns heraus, einen gesellschaftskritischen Blick sowohl auf die Themen unserer Bildung als auch auf die Gestaltung unseres Seminars einzunehmen.

Deshalb bringen unsere Teilnehmer_innen unterschiedliche Bildungsbiografien, Bildungskontexte und Erfahrungen mit verschiedenen Zielgruppen in den Kurs ein. Alles Gelernte, Erfahrene und Diskutierte werden wir vor diesem Hintergrund und am konkreten Bildungsalltag der Teilnehmer_innen besprechen oder mit der Arbeit an konkreten Arbeitserfahrungen (Realfallarbeit) und kollektiver Beratung bearbeiten.

Kommunikation im Bildungsprozess

Wir beschäftigen uns mit grundlegenden Modellen der Kommunikation. Wir trainieren Wahrnehmungsfähigkeiten und üben das Kommunizieren von Wahrnehmungen an einzelne Teilnehmer_innen bzw.  an die Gruppe. An konkreter Fallarbeit sprechen wir auch über mögliche Interventionen.

Emanzipatorische Bildung, kritisches Selbstverständnis und Rollenreflexion

Wir setzen uns mit theoretischen Zugängen zu emanzipatorischer Bildung und der Rolle von Bildung in der Gesellschaft auseinander. Zum anderen reflektieren wir kritisch unser Selbstverständnis als Bildner_in.

Hierbei spielen u.a. situative und soziale Kontexte, durchlebte Erfahrungen, Selbstvertrauen, eigene Überzeugungen und zur Verfügung stehende Handlungsalternativen eine Rolle. Deshalb wird es im Kurs immer auch darum gehen, das eigene Handeln als Bildner_in zu überprüfen und an sich zu arbeiten. Ziel ist hierbei, in konkreten Situationen der Bildungsarbeit interventionsfähiger zu werden.

Didaktik politischer Bildung / Lerntheorien

Politische Bildung hat zumeist einen fachlichen Fokus. Für diesen Fokus sind spezielle Themen, Lernzugänge, Lernmethoden, didaktische Arbeitsmaterialien und Organisationsformen unerlässlich. Diese Zugänge zum „Wie“ politischen Lernens wollen wir erfahren, diskutieren und vor dem Hintergrund der eigenen Bildungspraxis kritisch überprüfen.

Gruppendynamik im Bildungsprozess

Wir lernen grundlegende Modelle der Gruppendynamik kennen und besprechen typische Störungen im Bildungsprozess. Auseinandersetzungsprozesse zwischen Individuen und Gruppe finden zu jeder Zeit im Prozess statt. Die Verantwortung und die Kunst der Bildner_in liegen darin, dieser Dynamik einen möglichst produktiven Rahmen zu setzen. Wir werden geeignete Schritte bei der didaktischen Planung von Bildungsprozessen entwickeln und werden diese auf reale Bildungsvorhaben der Teilnehmenden anwenden.

Moderieren – Präsentieren – Visualisieren

Wir trainieren verschiedene Moderationstechniken und unterziehen sie einer kritischen Betrachtung. Darauf aufbauend lernen wir dann Möglichkeiten kennen, wie wir mit prozesshemmenden Interessens- und Meinungsunterschieden produktiv umgehen können und trainieren diese. Darüber hinaus beinhaltet der Kurs das Training und die kritische Auseinandersetzung mit kreativen Methoden der Bildungsarbeit wie Präsentation und Visualisierung.

Konflikte im Bildungsprozess erkennen und verstehen

Eine präventive Prozessgestaltung setzt am frühzeitigen Erkennen von möglichen Konflikten und deren Ursachen an. So kann zu einem Zeitpunkt gehandelt werden, in dem der Konflikt noch nicht ausgebrochen ist. Wir schauen uns Erklärungsmodelle für Konflikte an und ziehen für uns Schlussfolgerungen für die Planung von Bildungsprozessen und das Eingreifen in Konfliktsituationen. Wir begeben uns auf die Suche nach dem eigenen Konfliktstil und trainieren an realen Fällen verschiedene Bearbeitungsformen von Konflikten.


Organisatorisches & Rahmenbedingungen

Anmeldefrist: 1. August 2011

Entscheidung über die Kursteilnahme: Zur Bewerbung für die Teilnahme am Kurs ist eine fristgerechte Anmeldung bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung – möglichst online – nötig. Nach Interessenbekundung wird ein kurzer Fragebogen zugesandt. Das Team trifft die Entscheidung über die Teilnahme auf der Basis von Anmeldezeitpunkt, Fragebogen und verschiedenen weiteren Kriterien. Wir planen mit einer Kursgröße von ungefähr 15 Teilnehmer_innen. Uns liegt daran, dass der Kurs auch nach Diversity-Kriterien zusammengesetzt ist.

Kurstermine:

  • 14.-16. Oktober 2011
  • 11.-13. November 2011
  • 16.-18. Dezember 2011
  • 20.-22. Januar 2012
  • 24.-26. Februar 2012

Ort: Die Seminare finden in den Räumen der Rosa-Luxemburg-Stiftung in 10243 Berlin, Franz-Mehring-Platz 1 statt. Ausnahmen sind das erste Seminarwochenende und (ggf.) das Modul zu Gruppendynamik, die auswärts in einem Seminarhaus stattfinden.

Umfang / Zertifikat: Der Kurs umfasst insgesamt fünf Module in Form von 2- und 3-tägigen Wochenendseminaren. Über die tatsächlich belegte Anzahl von Ausbildungseinheiten und deren inhaltliche Schwerpunkte stellt die Rosa-Luxemburg-Stiftung ein Zertifikat aus. Voraussetzung dafür ist die Teilnahme an mindestens 4 Modulen.

Teilnahmebeitrag / Leistungsumfang: Für den Gesamtkurs wird ein Teilnahmebeitrag in Höhe von 360 € (ermäßigt 180 €) erhoben. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung nimmt Gutscheine der Bildungsprämie an. Die Bildungsprämie finanziert bis zu 50% von Weiterbildungen. Informationen zu Förderkriterien und Beantragung findet ihr hier: www.bildungspraemie.info. Im Teilnahmebeitrag sind die Durchführung der 5 Module durch ein qualifiziertes Trainer_innenteam, die Versorgung mit Getränken und Obst während der Module in Berlin sowie Unterkunft und Verpflegung bei den auswärts stattfindenden Modulen enthalten. Die Kosten für Mittagessen und Unterkunft zu den Modulen in der Rosa-Luxemburg-Stiftung sind selbst zu tragen. Bei der Vermittlung privater Unterkünfte bieten wir Unterstützung an. Fahrtkosten werden bei Bedarf bis zur Höhe des halben Fahrpreises bei der Deutschen Bahn (BC 50) erstattet. Am Geld soll die Teilnahme nicht scheitern! Meldet euch und wir finden eine Lösung.

Kontakt:

Ann-Katrin Lebuhn (Jugendbildungskoordinatorin)
Rosa-Luxemburg-Stiftung
Franz-Mehring-Platz 1
lebuhn@rosalux.de
Tel./Fax: 030 44310-475 / -222