Welches Ausmaß die Missstände in deutschen Krankenhäusern angenommen haben, dokumentiert eine Publikation der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Pflegekräfte und Gesundheitsbeschäftigte schildern eindrücklich die unhaltbaren Zustände im Klinikalltag.
"Es sind erschreckende Berichte, die einen ungeschönten Einblick in den Klinikalltag und damit in das kaputt gesparte Gesundheitssystem geben, in dem nicht der Mensch, sondern der Profit von Krankenhauskonzernen im Mittelpunkt steht", so Geschäftsführerin Daniela Trochowski. Die Publikation zeige, was "Pflegenotstand" in der Realität für Patient*innen und Pflegende bedeute.
Die 30 veröffentlichen Erfahrungsberichte sind laut Paula Schenkenberger nur die Spitze des Eisberges:
"Kollektiv das Schweigen zu brechen und unsere Erfahrungen zu teilen ist ein erster wichtiger Schritt, um Veränderungen in Gang zu bringen. Unser Ziel ist ein menschenwürdiges Gesundheitssystem." Über 100 Berichte haben sie und ihre Kolleg*innen bereits gesammelt und zum Teil online veröffentlicht. Mit der Publikation liegt jetzt erstmals eine komprimierte gedruckte Fassung vor, die gleichzeitig über Hintergründe zu Personalmangel im Krankenhaus und mögliche Auswege informiert.
"Kliniken sind am Limit. Menschen sterben, weil am Personal gespart wird. Täglich spielen sich unvorstellbare Szenen ab. Von Neugeborenen, die ins Leben stürzen, weil keine Hebamme da ist, um sie aufzufangen, über Patient*innen, die nicht davon abgehalten werden können, sich im Krankenhaus das Leben zu nehmen, weil die Kolleg*innen am Limit arbeiten, bis hin zu Menschen, die in Wartezimmern unbemerkt versterben," so Paula Schenkenberger, Teil des Herausgeberinnenkollektivs.
Gleichzeitig soll das "Schwarzbuch Krankenhaus" aber auch Ermutigung sein - eine Ermutigung, sich nicht mit den bestehenden Verhältnissen abzufinden, sondern aktiv zu werden. Dafür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten und diese werden in der Publikation beschrieben. Da sind innerbetrieblich Betriebsräte und Gewerkschaftsvertreter*innen, die angesprochen werden können. Aber auch Außenstehende wie Behörden oder Medien können informiert werden. Rechtsanwalt Daniel Weidmann erläutert in einem Interview die entsprechenden gesetzlichen Regelungen und Fallstricke. Und es gibt Tipps, wie selbst Erfahrungsberichte verfasst und die Erlebnisse mit Kolleg*innen geteilt werden können. Diese Berichte sollen weiter gesammelt und online veröffentlicht werden.
In gedruckter Form wird das "Schwarzbuch Krankenhaus" erstmals auf der fünften Konferenz "Gewerkschaftliche Erneuerung", in einem Seminar am 12. Mai, 15.30 bis 17 Uhr, an der Ruhr-Universität Bochum, vorgestellt.
Das PDF zum Download:
https://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Schwarzbuch-Krankenhaus_Das-Schweigen-brechen_RLS.pdf
Jannine Hamilton
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