Documentation Radtour zu Orten des Terrors und des Widerstandes in Magdeburg

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Mahnmal für die Widerstandskämpfer:innen im Steubenpark, Magdeburg, Foto: RLS Sachsen-Anhalt

Radtour zu Orten des Terrors und des Widerstandes in Magdeburg

Auf dem Ehrenhain des Magdeburger Westfriedhofes sind über 850 Menschen bestattet, darunter die Widerstandskämpfer:innen aus den Reihen der Arbeiterbewegung wie der jüdische Arzt und Kommunist Otto Josef Schlein, der kommunistische Arbeiter Hans Schellheimer, der parteilose Dreher Adolf Jentzen, der Lehrer Martin Schwantes, ebenfalls KPD, und der sozialdemokratische Buchdrucker Ernst Lehmann. Für die Geschichte Magdeburgs hat dieser Ehrenhain eine große Bedeutung, die in der Gedenkkultur der Stadt aber nur bedingt zum Ausdruck kommt. Während nach dem Ende der DDR die Angehörigen des kommunistischen Widerstands im Gedenken in den Hintergrund rückten und Sozialdemokraten, Sozialisten und andere Opfer des NS-Regimes größeres Interesse fanden, stellt sich heute die Frage, wie ein umfassendes Gedenken aussehen kann, das Widersprüche thematisiert und aushält, ohne der Beliebigkeit oder politischer Instrumentalisierung zu verfallen.

Diese Frage war Gegenstand eines Werkstattgesprächs im vergangenen Jahr, bei dem die Idee geboren wurde, am Tag der Mahnung und Begegnung am zweiten Sonntag im September bei einer Fahrradtour Orte des Terrors und Widerstandes aufzusuchen. Bei der Konzeption der Radtour stand die Überlegung im Mittelpunkt, nicht Vollständigkeit anzustreben, sondern exemplarisch Orte anzusteuern, die jeweils in den Kontext der Geschichte von Unterdrückung und Widerstand eingeordnet werden. Der Fokus sollte dabei auf diejenigen Personen gelegt werden, die mit großem persönlichen Einsatz für soziale und politische Freiheitsrechte gekämpft haben. 

Die Radtour hatte ihren Ausgangspunkt am Braunen Haus und führte über den Stolperstein von Anni und Otto Schlein am Breiten Weg sowie den Stolperstein von Ernst Lehmann, zur Arbeiterkneipe in der Straße Faßlochsberg im „Knattergebirge“. Anschließend folgte der Weg zu den Stolpersteinen von Hans Materlick und Julius Philippson auf den Werder zum Gedenkstein beim Stadion Neue Welt. Auf dem Rückweg in die Stadt wurde der Gedenkstein für die Opfer der „Aktion T4“ auf dem Gelände der Pfeifferschen Kliniken passiert. Das künstlerische bemerkenswerte Mahnmal für die Widerstandskämpfer:innen im Steubenpark bildete den nächsten Anlaufpunkt. Das Denkmal am KZ der ehemaligen Polte-Werke in der heutigen Liebknechtstraße war die letzte Station auf dem Weg zum Westfriedhof, wo zum Abschluss wie schon an den anderen Orten Blumen auf dem Ehrenhain niedergelegt wurden.

Bei den vorbereitenden Recherchen wurde deutlich, wie viele Unklarheiten und Forschungslücken es nach wie vor gibt. Dieser Auftakt einer (erneuten) Aneignung von regionaler Geschichte lohnt, wiederholt und weitergeführt zu werden.

Text: Dr. Gregor Kritidis