Der Band "Politikum Geschichte" enthält die während eines gemeinsamen Kolloquiums des „Gesellschaftswissenschaftlichen Forum" Berlin und der „Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen" gehaltenen Beiträge, das anlässlich des 65. Geburtstages von Jürgen Hofmann – des Sprechers der Historischen Kommission der Partei DIE LINKE – im Oktober 2008 stattgefunden hat.Auf der Konferenz sind ein paar Aspekte einer nach-wie-vor hochaktuelle Problematik in den Mittelpunkt gestellt worden, die jedoch auch, wie die beiden Herausgeber Klaus Kinner und Helmut Meier gleich zu Beginn in ihrem Vorwort völlig zu Recht feststellen, so alt "wie die Beschäftigung der Menschheit mit ihrer Geschichte" ist (S. 7).
Der Anlass des Kolloquiums ist wie schon ausgeführt die Würdigung des Historikers Jürgen Hofmann anlässlich seines 65. Geburtstages gewesen. Jürgen Hofmann hat sich nach 1989 seit mehr zwanzig Jahren außerhalb der traditionellen in Universitäten und anderen Einrichtungen betriebenen Geschichtswissenschaft große Verdienste um eine sowohl sachlich-kritische als auch zugleich ausgewogene Darstellung vor allem der Geschichte der DDR erworben. Das beeindruckende wissenschaftliche Wirken Jürgen Hofmanns vor und nach 1989 stellen Helmut Meier und Walter Schmidt in ihrer Laudatio (S. 229 ff.) zwar recht knapp (für Menschen mit einem ´westdeutschen` politischen und wissenschaftlichen Sozialisationshintergrund – wie der Rezensent – zum wirklichen verstehen können vielleicht etwas zu knapp), aber gleichzeitig sehr einprägsam dar.
Im Vorfeld des vermeintlich sinnvollen und angesagten bundesdeutschen „Jubeljahres“ 2009 anlässlich des 20. Jahrestages der deutschen Einheit abgehalten, haben sich auf dem Kolloquium fünfzehn Historikerinnen und Historiker in ihren Vorträgen mit verschiedensten historischen Themen der umfassenderen Problematik beschäftigt und dabei jeweils ihre kritische Sichtweise auf aktuelle geschichtspolitische Debatten, aber zugleich auch auf das eigene historische Selbstverständnis gerichtet. Auffallend und etwas bedauerlich ist, dass auf der Konferenz offensichtlich fast ausschließlich Fachmenschen aus den `neuen` Bundesländern gewesen vertreten sind – und auch Historikerinnen sind im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen leider stark unterrepräsentiert gewesen.
In ihren Auseinandersetzungen auch mit der vom wissenschaftlichen historischen Mainstream und von den Massenmedien seit den 90er Jahren bestimmten Geschichtspolitik zur mehr oder weniger vollständigen Delegitimierung der DDR haben sich die TeilnehmerInnen besonderen nach denjenigen notwendigen Schlussfolgerungen gefragt, die sich für die marxistisch orientierte Geschichtsauffassung aus dem Scheitern des sehr stark staatlich orientierten Sozialismus für seine historische Darstellung ergeben. Dabei zeichnen die Autorinnen und Autoren ein vielschichtiges Bild von dem politischen Umgang mit Geschichte.
Stefan Bollinger wendet sich in seinem Auftaktbeitrag zunächst gegen jede Art von einer „Flucht aus der Geschichte". Er sieht die „Krise als Chance" besonders für linke Intellektuelle (S. 9), um jetzt von jeglichem Dogmatismus befreit, linken gesellschaftlichen Bewegungen angemessene theoretische Angebote machen zu können. Dabei darf seiner zutreffenden Meinung nach weder ein „desorientierender Utopismus "zuzulassen werden (S.16 ff.), noch dürfe einem bloßem Pragmatismus das Wort geredet werden.
Helmut Meier verlangt anschließend in seinem Beitrag den „Pluralismus im Umgang mit der Geschichte". Diesen Anspruch sieht er zwar in der gängigen bundesdeutschen Geschichtsbetrachtung als Anspruch formuliert, der aber nicht wirklich umgesetzt worden ist. Für die progressiven Zeithistoriker ist es erforderlich, dazuzulernen, um sich pluraler Sichtweisen zu bedienen.
Ludwig Elm widmet seinen Beitrag den „Enquête-Kommissionen des Deutschen Bundestages“ zur DDR-Geschichte als einer Form „geschichtspolitischer Staatsakte" (S. 33 ff.). Diese Kommissionen seien nach 1990 neben solchen Einrichtungen wie der Gauck-Birthler-Behörde oder der „Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur" ganz bewusst installiert worden. Im Vergleich zur Aufarbeitung in der ´alten` BRD, wo es bis 1990 höchstens auf Länderebene eine Abrechnung mit nach 1949 verbliebenen Nazi-Aktivisten gegeben hat, erfolgte sie in Bezug auf die DDR sofort und massiv sowie auf der Ebene des Bundesstaates gesteuert. Bislang hat diese Geschichtspolitik nach Auffassung von Ludwig Elm dabei jegliche normale Forschung lautstark zu übertönen versucht und auch eine „nachholende wirkliche Einigung in den vordringlichen zeitgeschichtlichen Streitfragen“ verhindert (S. 39).
Gerhard Fischer wendet sich dann einem weiterem Bereich (S. 43 ff.) der staatlich gesteuerten Geschichtspolitik zu – dem „Gedenkstättenkonzept der Bundesregierung" von 2008. Obwohl in dem Konzept von einem „pluralistischen Geschichtsverständnis" und einem „gewissen Maß an Objektivität" die Rede sei, so werde doch ein sehr einseitiges Geschichtsbild „präformiert" (S. 45). Die Umsetzung dieser Konzeption habe sich bereits an den Ausstellungen zum 20. Jahrestag des Mauerfalls ablesen lassen.
Gestützt auf seine bisherigen detaillierten und umfangreichen Analysen zur DDR-Geschichtswissenschaft untersucht Mario Kessler die spezifischen Reaktionen ihrer drei, in den 1990er Jahren noch aktiven „Gründerväter" Jürgen Kuczynski, Wolfgang Ruge und Ernst Engelberg (S. 47 ff.). Ausgehend von den „Spezifika der DDR-Geschichtswissenschaft" (S. 50 ff.), jegliche Trennlinie zwischen Politik und Wissenschaft zu überwinden und so auch keinen Methodenstreit zuzulassen, verdeutlicht Kessler die nach 1989/90 dann zum Teil sehr schonungslosen, kritischen und selbstkritischen Äußerungen der „Altväter" (S. 53 ff.). Sie haben sich – wie Kessler anschaulich darstellt – zu ihrem jeweiligem persönlichen Anteil am Scheitern der DDR bekannt und versucht, wie Ernst Engelberg schon im Frühjahr 1989 und Wolfgang Ruge 1990 sowie auch noch später in seinen Erinnerungen, sich vor besonders mit dem verhängnisvollen Vermächtnis Stalins in der Geschichte des Kommunismus auseinanderzusetzen.
Der Beitrag Siegfried Prokops „Historische Umbrüche und die Verantwortung des Historikers“ (S. 63 ff.) wird durch subjektiv geprägte Erlebnisse und Beobachtunge zu dieser Thematik getragen. Die Typisierung verschiedener „Verhaltens- und Reaktionsmuster" unter DDR-Historikern nach 1990 durch Siegfried Prokop ist sicherlich zutreffend. Allerdings sind zur weiteren Klärung dieser Problematik ganz offensichtlich noch weitere genaue und ausführliche Untersuchungen erforderlich. Dieses Notwendigkeit besteht auch für den in den 70er Jahren beginnenden Paradigmenwechsel in der DDR-Geschichtswissenschaft hin zur Sozialgeschichte, der parallel zur Entspannungspolitik verlaufen ist und Kontakte zu bundesdeutschen Historikern möglich gemacht hat, die dann jedoch nach 1990 kaum noch weiter bestanden haben.
Günter Benser verdeutlicht in seinem Beitrag, welche spezifischen Rollen „Geschichte und Politik bei der Gründung der Historischen Kommission der PDS" 1990 gespielten haben (S. 71 ff.). Günter Benser, bis zum März 1990 seinerseits selber noch Direktor des nach dem Gründungsparteitag der PDS aus dem umstrittenen „Institut für Marxismus-Leninismus“ (IML) umgebildeten „Institut für Geschichte der Arbeiterbewegung“ (IfAG), hat sich von Beginn an offensiv in den Erneuerungsprozess der SED eingesetzt, er half mit die Archive zu öffnen und erarbeitete zur Konstituierung der „Historischen Kommission“ im Juni 1990 die „Thesen zum Umgang mit Geschichte". Dort forderte er die Absage an ein starres „parteioffizielles Geschichtsbild" (S. 76). Das hat die kritische und die selbstkritische Aufarbeitung der SED- und DDR-Vergangenheit mit eingeschlossen: ein Problem, das auch noch bis heute die Diskussionen in der „Historischen Kommission“ bestimmt (S. 78).
Die Wirtschaftswissenschaftlerin Anneliese Braun analysiert in ihrem Beitrag (S. 81 ff.) die Fragestellung, welche Arbeit die "sozialistischen Dissidenten" in der DDR leisteten, diejenigen Intellektuellen, die seit Mitte der 50er Jahre den „wirklichen Sozialismus" als Alternative zum „Staatssozialismus" angestrebt haben. Anneliese Braun versucht detailliert an einigen wichtigen Problemkreisen wie „Antistalinismus", „Freiheit "als Schlüssel für einen „wirklichen Sozialismus" und notwendige „Demokratisierung" (S. 89) längerfristig Bleibendes aus den Überlegungen der Dissidenten für den notwendigen Paradigmenwechsel der „sozialistischen Utopie" abzuleiten. Unter Berücksichtigung des jeweiligen politischen Umfelds der Jahre 1956/57, 1968 und 1978 untersucht die Autorin die konkreten ökonomischen, politischen und ideologischen Konzeptionen von Wolfgang Harich, Fritz Behrens, Robert Havermann, Rudolf Bahro u.a. für eine „kommunistische Alternative". Anneliese Braun macht dabei u.a. die spezifischen Stärken, aber auch die Begrenztheit der jeweiligen Konzeptionen deutlich. Dabei thematisiert sie zugleich auch die offenen, bis heute für Linke ungelösten theoretischen Fragen (S. 110).
Horst Helas setzt sich am Beispiel des Problems "Hat es in der DDR Antisemitismus gegeben?" zunächst generell mit der "Streitkultur“ innerhalb der deutschen Linken auseinander (S. 115 ff.). Völlig richtig sieht Horst Helas diese eher von einer subjektiven als von einer wirklich wissenschaftlichen Herangehensweise geprägt an. Der 70. Jahrestag des „Novemberpogroms“ von 1938 hat ihn veranlasst, sich mit dem Verhältnis von Antifaschismus und Antisemitismus in der DDR auseinanderzusetzen. Besonders zu dieser bislang noch etwas vernachlässigten Problematik sollte aus seiner Sicht eine differenzierte Forschung erfolgen. Seine – wie er selber schreibt etwas holzschnittartige Beschreibung tatsächlicher Zustände in der DDR – könnte dafür ein mehr als guter Anlass sein.
Neben diesen vorrangig auf einige grundsätzliche Fragestellungen gerichteten Beiträgen greifen andere auf historisch-politische sowie aktuelle Erfahrungen im Umgang mit Geschichte zurück. Reiner Zilkenat verdeutlicht in seinem Vortrag „Historische Forschungen zur Revolution 1918/19 in Deutschland" überzeugend, warum der „Zeitgeist" der "Außerparlamentarischen Opposition“ der BRD von 1967/68 auf die „Räte" in der Novemberrevolution zurückgekommen ist und damit eine Auseinandersetzung innerhalb der westdeutschen Historikerzunft ausgelöst hat (S. 131 ff.). Äußerst wichtige Anregungen für ein emanzipatorisches Denken und Handeln, wie sie damals von sozialgeschichtlichen Forschern wie beispielsweise Eberhard Kolb, Peter von Oertzen oder Reinhard Rürup ausgegangen sind, seien von den eigenen Reihen aus als unwissenschaftlich denunziert worden. Dadurch sei wenigstens vorübergehend der Prozess der „Entpolitisierung der Geschichtsschreibung in der BRD" eingeleitet worden.
Am anschaulichsten kann das Konferenzthema sicherlich an dem „Politikum Gedenken – Gedenktafeln in Berlin" verfolgt werden. Dieser Problematik geht Holger Hübner nach (S. 145 ff.). Selber Mitarbeiter der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlins ist Holger Hübner dem tatsächlichen politischen Geschehen sehr nahe. Hübner listet nicht lediglich die von den Nazis demontierten und später wieder angebrachten Gedenktafeln auf (S.148 ff.), sondern er wertet seinerseits auch das Erinnern in beiden Teilen der Stadt vor und nach 1989/90. Ein Politikum sind für Holger Hübner gleichfalls auch die jeweiligen Orte, an denen Tafeln angebracht oder Gedenksteine aufgestellt werden, wie z.B. zum Gedenken an die Berliner Juden am Gleis 17 des Güterbahnhofs Grunewald.
Alfred Loesdau behandelt ein interessantes und perspektivisch durchaus sehr ausbaufähiges Forschungsthema (S. 159 ff.). Unter dem Gesichtspunkt „Verstehen versus Verdrängen, Vergessen, Verleugnen" wendet sich der Autor bestimmten Lebenserinnerungen an Deutschland zu. Dazu wählt er die Memoiren solcher US-amerikanischer Historiker mit einer deutsch-jüdischer Herkunft aus, wie die von Hannah Arendt, George L. Mosse, Walter Laqueur, Peter Gay, Fritz Stern, Georg Iggers und W. Michael Blumenthal. Der Autor hat sie nach dem jeweils familiären Schicksal in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus und nach ihren Erfahrungen in der deutschen Nachkriegszeit, auch mit der offiziellen Historiographie befragt (S. 162). Die zwischen 1995 und 2007 erschienen Memoiren, die nicht nur vom persönlichen und kollektiven Erleben geprägt sind, sondern auch von objektiven Erkenntnissen getragen werden, kommen oftmals zu tieferen Analysen als der Mainstream der bundesrepublikanischen Geschichtswissenschaft. Ihr Blick von außen sowie vielfältige praktische Erfahrungen mit der deutschen Politik nach 1949 bzw. nach1989 ermöglichen den Protagonisten bemerkenswerte Einblicke und Wertungen unabhängig vom jeweiligen Tagesgeschehen.
Wie in kaum einem anderen Beitrag des Bandes wird das „Politikum Geschichte" so plastisch vor Augen geführt wie in demjenigen von Daniela Fuchs-Frotscher zu „Wroclaw und das deutsche Erbe" (S. 181 ff.). Die Autorin schildert, wie nach den Beschlüssen von Jalta und Potsdam diese Stadt zunächst der geographische Mittelpunkt der polnischen Westgebiete geworden ist. Gestützt auf den Piastenmythos der polnischen Historiographie ist sie dann aber zugleich auch über Jahrzehnte zu einer „urpolnischen" Stadt gemacht worden. Erst Ende der 80er Jahre sind wieder ihre auch deutsche Vergangenheit und ihre demokratischen Traditionen in Polen wieder in den Mittelpunkt gerückt worden.
Ursula Herrmann macht am Beispiel der Thematik „Politikum Geschichte in den Beratungen des sozialdemokratischen Arbeitervereins Lichtenberg- Friedrichsberg" an Hand des Protokollbuches dieses Arbeitervereins aus den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts deutlich, wie die damalige deutsche Arbeiterbewegung historisches Gedenken zur Ausprägung ihres progressiven Geschichtsbildes und proletarischen Klassenbewusstseins genutzt hat. Dieses durch Ursula Hermann hier erstmals ausgewertete Protokollbuch widerspiegelt die Höhepunkte im historischen Gedenken des Vereins an die 1848-er Revolution, die Pariser Kommune oder die Todestage von Marx und Lassalle, aber auch die jedes Jahr wiederkehrenden Rituale, wie zum Beispiel die Maifeiern. Diese Traditionspflege hat sich gegen das herrschende Geschichtsbild (wie die Sedan- Feiern von 1895) gerichtet. Verbunden mit Geselligkeit haben diese Formen von Bildungsarbeit bald zu den großen Stärken der deutschen Sozialdemokratie gehört. Nebenbei bemerkt könnte sich vor allem die LINKE in den ´alten` Bundesländern an einer derartigen progressiven historischen Traditionspflege heute immer noch ein Beispiel nehmen.
Hartmut Mehls verfolgt in seinem Beitrag den „Aufstieg der Blinden vom Bettler zum Arbeiter" (S. 207 ff.). Er macht hierbei den jahrzehntelangen und sehr mühevollen Weg deutlich, den die aus den damaligen Blindenanstalten entlassenen Zöglinge vom bettelnden Musiker in der Mitte des 19. Jahrhunderts zum ausgebildeten Handwerker und schließlich zum Industriearbeiter in den 1930er Jahren gegangen sind. gingen.
Jürgen Hofmann ist es dann, der mit seinem Beitrag „Geschichte zwischen Nies- und Missbrauch – Anmerkungen zu einem Dauerkonflikt" faktisch die Ergebnisse der Diskussion zusammenfasst und seinerseits für die Aufarbeitung der deutschen Nachkriegsgeschichte einen gesamtdeutschen Ansatz auf der Basis eines pluralistischen Bildes fordert (S. 221 ff.). Dazu gehört für Jürgen Hofmann auch die kritische sowie die selbstkritische Rückschau auf das gescheiterte Modell des Sozialismus in der DDR als einer notwendigen Voraussetzung für Zukunftsvorstellungen (S. 226). Und für den Autor zählen dazu aber auch bisher fehlende vergleichende länderübergreifende Studien zu den anderen Staat es des ehemaligen sogenannten „sozialistischen Lagers“ (S. 228).
Die Beiträge des Bandes werden durch eine umfangreiche Liste der Veröffentlichungen Jürgen Hofmanns seit 1990 (S. 235-246) und durch ein Autorenverzeichnis ergänzt.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Band viele und interessante Ansätze zum Weiterdenken liefert. Zunächst gehört das breite Diskussionsangebot zum Thema dazu. Deutlich wird die Notwendigkeit eines sachgerechten und differenzierten persönlichen Umgangs mit historischen Ereignissen. Des Weiteren gehört dazu, dass eine kritische und eine selbstkritische Aufarbeitung der SED- sowie der DDR-Geschichte im Mittelpunkt stehen. Dieses macht diesen Protokollband besonders für Linke allgemein sowie speziell für Mitglieder „DER LINKEN“ mehr als interessant. Für beiden Gruppen stellen sich die Fragen der – auch der subjektiven – Annäherungen an die historische Wahrheit immer wieder neu. Als drittes muss auf den großen wissenschaftlichen Methodenreichtum der Autoinnen und der Autoren verwiesen werden, beginnend bei der jeweiligen besonderen Fragestellung und der unterschiedlichen Herangehensweise bis hin zu den spezifischen und diskussionsoffenen Schlussfolgerungen. Nicht nur für die sogenannten Fachleute, sondern vielmehr alle interessierte Linke ist der Band eine mehr als interessante, oftmals nachdenklich machende und generell sehr anregende Lektüre – und sie sind hierbei zu möglichst vielen weiteren und vertieften Diskussionen aufgefordert.
Dem Verleger Dr. Wolfgang Weist und den Mitarbeitern des trafo-Verlages muss zum Schluss unbedingt dafür Dank ausgesprochen werden, dass sie einen Nachdruck des wegen der starken Nachfrage kurzfristig vergriffenen Bandes veranlasst haben. Es ist zu hoffen, dass auch dieser Nachdruck wieder eine starke Nachfrage und Verbreitung erfährt.
Kinner, Klaus / Meier, Helmut (Hrsg.): Politikum Geschichte. Die Rolle der Geschichte in öffentlichen Diskussionen (Geschichte - Gesellschaft - Gegenwart, Band 39) 248 S., 26,80 €, Trafo Verlag, Berlin 2009.