Nina Kleinöder, Institut für Geschichtswissenschaften, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, rezensiert für H-Soz-u-Kult
Andresen, Knud; Bitzegeio, Ursula; Mittag, Jürgen (Hrsg.): "Nach dem
Strukturbruch"? Kontinuität und Wandel von Arbeitbeziehungen und
Arbeitswelt(en) seit den 1970er-Jahren (= Politik- und
Gesellschaftsgeschichte 89). Bonn: J.H.W. Dietz Nachf. 2011. ISBN
978-3-8012-4202-2; 400 S.; EUR 46,00.
Sie schreibt über diesen wichtigen Band, dessen Inhaltsverzeichnis hier als PDF online ist:
""Nach dem Strukturbruch?" trägt in erster Linie dem Anspruch Rechnung, in neue zeithistorische Betrachtungsräume vorzudringen und das Feld nicht allein den Sozialwissenschaften zu überlassen. Die Beiträge suchen die "Verbindungslinien zwischen sozialwissenschaftlichen Theorien und dem Feld der Geschichte neu zu beleben" (S. 22). Methodisch gelingt es dabei überzeugend, die teilweise sehr differenzierten und heterogenen Forschungsbeiträge über die im Keynote-Beitrag formulierte Strukturbruch-These zu vereinen und den Impulscharakter über einen handlungsorientierten Forschungsausblick zu pointieren. Inhaltlich vermag sich das Fragezeichen des Titels auch nach der Lektüre nicht aufzulösen, diese unterstreicht vielmehr seine Berechtigung. In der schärferen Einzelfallüberprüfung schließen sich nicht alle Autoren der vorangestellten These eines radikalen Umbruchjahrzehnts unter den Schlagwörtern "Digitalisierung", "Neoliberalismus" und "Individualisierung" (S. 31) an, auch alternative Deutungsansätze werden ausgearbeitet. Den Verweis auf den engeren Betrachtungsgegenstand aus dem gewerkschaftlichen und arbeitspolitischen Kontext tragen Andresen, Bitzegeio und Mittag im Vorwort selbst offensiv vor (S. 18). Der Forschungsansatz ist sicherlich anschlussfähig an weitere Fragestellungen aus der Technik- und Unternehmensgeschichte oder auch kultur- und gesellschaftswissenschaftlicher Ansätze.
Insgesamt trägt der Band gelungen den Stand laufender Forschungsprojekte
eines noch jungen zeithistorischen Feldes zusammen und liefert erste Hinweise auf eine deutliche Differenzierung einer heterogenen Phase des
Wandels. So bleibt nur die aktive Rezeption dieser ersten "Interpretationsofferten" (S. 10) und die Auseinandersetzung mit ihnen zu wünschen, damit die anregenden Impulse nicht ungehört verpuffen."