Auf Einladung des Lateinamerika Referats der Rosa-Luxemburg-Stiftung kamen drei Radiomacherinnen aus Argentinien, Bolivien und Venezuela nach Berlin. Mit einem intensiven Aufentshaltprogramm in Deutschland thematisierten Sabina Mina, Mariel Davalos und Ilaria Arienta den Feminismus und die Genderperspektive in der Community Radio Bewegung.
Erste „Station“ war ein Hintergrundgespräch zwischen den eingeladenen Radialistas, Mitgliedern von alternativen Radio- und Pressekollektiven und Pressevertreter_innen am Mittwochabend am 21. März 2012 in der Zentrale der Stiftung am Franz-Mehring-Platz. Die Radiofrauen berichteten über ihre sozialen und politischen Engagements in den jeweiligen Ländern sowie die Herausforderungen für Frauen, eigene Räume in den Community Radios zu erobern. Bei dem spannenden Erfahrungsaustausch lernten die Radiomachrerinnen die Arbeit und Ziele von Onda, Matraca , Pulsar und den Lateinamerika Nachrichten besser kennen. Es ging auch um Medienpolitik in Deutschland, wobei es schwierig war, den Besucherinnen die unterschiedlichen Regelungen der verschiedenen Bundesländer zur Frequenzvergabe für den nicht-kommerziellen Gesellschaftsfunk begreiflich zu machen. «Es ist sehr wertvoll, dass wir diese Gelegenheit des Austauschs in Deutschland haben, um uns mit gleichgesinnten Medienprojekten zu vernetzen. Hierbei spielt die Verankerung der Genderperspektive eine entscheidende Rolle, da sie eine unerlässliche Voraussetzung für die Demokratisierung der Medien ist » betont Sabina Mina, Chef-Technikerin vom freien Radio La Tribu FM in Buenos Aires.
In einer Zusammenarbeit mit der Linken Medienakademie (LiMA) organisierte das LA Referat die Veranstaltung „Demokratisierung der Medien? Nicht ohne uns!“ am 22. März 2012 auf der Lima Arena . Nach einer Vorstellung ihrer Radios, diskutierten die Radioaktivistinnen mit dem Publikum erneut über die Notwendigkeit, feministische Themen und eine Genderperspektive in allen Sendungen der Community Radios zu integrieren. Während der Veranstaltung zeigten sie Spots, Jingles, Fotos und Videoclips, mit denen sie die Stereotypisierung von Frauen durch die eigene Community Bewegung bekämpfen. «Leider wird die Genderperspektive häufig in den eigenen Radios als ein Frauenthema gesehen für das allein wir Frauen verantwortlich sind. Gegen diese Sicht der Dinge müssen wir angehen» ergänzte Ilaria Arienta, Ausbilderin und Mitglied des freien Radio Libre Negro Primero in Caracas. Mariela Davalos, Radioaktivistin und Physiotherapeutin aus Bolivien präsentierte ein kurzes Video über die Arbeit ihres Frauenkollektivs im Radio Wayna Tambo in La Paz – El Alto gegen Diskriminierung und Gewalt an Frauen in der bolivianischen Gesellschaft. Sie wies darauf hin, dass trotz der progressiven neuen Verfassung Boliviens dem Machismo in der Gesellschaft wenig entgegengesetzt wird. Zwar sind mittlerweile Frauenquoten in vielen öffentlichen und komunitären Einrichtungen festgelegt, aber die Entscheidungen treffen nach wie vor Männer.
In Berlin besuchten die Radiomacherinnen noch das Radio Berlin-Brandenburg und wurden für die spanischsprachige Sendung „Estación Sur“ des Funkhaus Europa interviewt. Weitere Interviews wurde von Onda und den Lateinamerika Nachrichten geführt.
In Zusammenarbeit mit dem Büro der Landesstiftung Niedersachsen und Radio Flora nahmen Sabina Mina, Mariel Davalos und Ilaria Arienta vom 23 bis 26 März 2012 an dem Internationalen Frauen-Radio-Treffen (IKX) in Hannover teil. Das Treffen diente der Vernetzung "radioaktiver" Frauen, dem Austausch über die Etablierung feministischer Standpunkte in der Berichterstattung und über soziale Realität sowie Lage und Anliegen der Frauen in den jeweiligen Ländern. Neben Seminaren und Workshops fanden auch öffentliche feministischen Aktionen und eine Veranstaltung statt.
Die letzte Station war Schleswig-Holstein, wo Sabina Mina an der von der Landesstiftung organisierten Veranstaltung „Frauen in Community Radios“ in der Galerie Pumpe in Kiel teilnahm.
Dayse Freitas und Angela Isphording