News | GK Geschichte Zwischen Moskau und Europa. Die europäischen kommunistischen Parteien 1945 bis heute - Workshop, Berlin 22.6. 2012

Die Erforschung der Beziehungen zwischen den kommunistischen Parteien Europas in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat in den letzten Jahren einen veritablen Aufschwung genommen. Während die Beziehungen zwischen den Staatsparteien des sozialistischen Lagers im Kalten Krieg seit jeher beachtliches Interesse gefunden haben, rückt der Austausch zwischen west- und osteuropäischen KPs allerdings erst in jüngster Zeit zunehmend in den Fokus der Zeitgeschichtsforschung. Insbesondere zu den Kontakten in den 1970er und 1980er Jahren liegen kaum Forschungsarbeiten vor. Aber gerade dieser Zeitraum zeichnet sich durch markante Brüche zwischen west- und osteuropäischem Kommunismus auf der einen und massiven Differenzen innerhalb des westeuropäischen Kommunismus auf der anderen Seite aus, die Aufschluss über die Erosion und/oder Transformationen des europäischen Kommunismus in den 1990er Jahren geben.

Von einem monolithischen Block der kommunistischen Parteien Europas, den man in der direkten Nachkriegsphase mit der Gründung des Kominform 1947 und der uneingeschränkten Führungsposition der Kommunistischen Partei der Sowjetunion noch konstatieren konnte, war spätestens seit der Niederschlagung des "Prager Frühlings" 1968 keine Rede mehr. Die Folge waren verschiedene Wege europäischer kommunistischer Parteien, die sich vom "real existierenden Sozialismus" in Mittelost- und Osteuropa über den jugoslawischen "Selbstverwaltungssozialismus" hin zu den eurokommunistischen Ansätzen des Partito Comunista Italiano (PCI) und Partido Comunista de España (PCE) erstreckten.

Ein großes Desiderat der Forschung stellen weiterhin die Europaeinstellungen jener kommunistischen Parteien dar. Welche Vorstellungen und welche Bilder von Europa herrschten in ihnen vor? Seit den 1970er Jahren wurde die europäische Integration vor allem für die Kommunisten in Westeuropa zu einer enormen Herausforderung. Im Hinblick auf die ersten Direktwahlen zum Europäischen Parlament und der Einführung des Europäischen Währungssystems im Jahre 1979 nahmen Parteien wie der PCI eine proeuropäische Haltung ein, während beispielsweise die französischen und westdeutschen Kommunisten ihre ablehnende Position aufrechterhielten. So lassen sich an den Europavorstellungen der kommunistischen Parteien seit den 1970er Jahren Grundmuster feststellen, die sich bis in die Gegenwart erhalten haben:
Beispielsweise gilt der Partito Democratico als größte Nachfolgepartei des PCI als dezidiert pro-europäisch, während die französischen Kommunisten mit ihrer Negativkampagne im Jahre 2005 maßgeblich zum Scheitern des Referendums über eine EU-Verfassung beitrugen.

Veranstalter: Nikolas Dörr, Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam; Aurélie Denoyer, Centre Marc Bloch; Maximilian Graf,/ Karlo Ruzicic-Kessler, Österreichische Akademie der Wissenschaften; mit Unterstützung der Deutsch-Französischen Hochschule-Université franco-allemande.

kpmpletter Text und weitere Details unter hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=19320