News | Afrika - International / Transnational Streik beendet: Wie weiter nach Marikana?

Denis Goldberg diskutierte die aktuelle Situation in Südafrika im Rahmen der RLS-Debattenserie. Von Armin Osmanovic, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Büro Südafrika.

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Armin Osmanovic,

Südafrika diskutiert weiter über die Tragödie von Marikana. Mitte August wurden 34 streikende Bergarbeiter von Polizisten getötet. Insgesamt starben seit Beginn des wilden Streiks in der Platinmine 45 Menschen, darunter auch Polizisten und Gewerkschafter der Bergarbeiterunion NUM, welche die Arbeitnehmer in Marikana nicht länger als ihre Vertreter anerkennen. Gestern ging der sechswöchige wilde Streik zu Ende. Die Bergarbeiter haben das Angebot  des Unternehmens Lonmin akzeptiert, das eine Lohnerhöhung von 22% vorsieht.

Auch nach der Einigung stellen sich viele Südafrikaner die Frage, wie es zu einer solchen Eskalation der Gewalt kommen konnte? Eine Regierungskommission soll die Todesfälle untersuchen. Weiter gehen wird die Diskussion in den Gewerkschaften, warum sich so viele Bergarbeiter von den alten Gewerkschaften abwenden?  

Denis Goldberg, Anti-Apartheidkämpfer und ANC-Mitglied, versuchte im Rahmen einer Veranstaltung der Rosa Luxemburg Stiftung Südliches Afrika am 19.9.2012 an der Witwatersrand Universität Antworten zu geben.

Goldberg beklagte die erbärmliche Situation in und um die Platinminen. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen seien auch 18 Jahre nach dem Ende der Apartheid weiter katastrophal. Die Verantwortung für diese Missstände träge der gesamte ANC.

„Wir alle wissen es, vor allem auch die Milliardäre im ANC, die im Bergbau ihre Milliarden als Bosse machen. Doch wir haben uns nicht gekümmert.“ Zu viele im ANC seien nur noch mit ihren eigenen Belangen beschäftigt, so Goldberg.

Goldberg plädierte für einen neuen Anlauf. Für mehr Moral und Aufopferungsbereitschaft, wie dies in der Mandela-Generation üblich war. Aber auch für mehr Verständnis, dass Entwicklung Zeit  brauche, trat Goldberg ein.

Der Ausbeutung sagte Goldberg den Kampf an. Der immense Reichtum von einigen wenigen, müsse endlich gesellschaftlich thematisiert werden. “Wie reich muss man wirklich sein?“, fragte Goldberg die Zuhörer.

Besorgt zeigte sich Goldberg über die drohende Spaltung der organisierten Arbeitnehmerschaft. Dass die Vertreter der Bergarbeitergewerkschaft NUM von den Kumpels zum Teufel gejagt werden, macht ihm Sorgen. Eine Spaltung sei immer auch eine Schwächung.