News | GK Geschichte Neue soziale Bewegungen als Herausforderung sozialkirchlichen Handelns. Zur Neuformatierung der Zivilgesellschaft seit dem Ende der 1960er-Jahre (Tagungsbericht)

Katharina Kunter / Thomas Mittmann, Ruhr-Universität Bochum berichten auf HSozKult über die Tagung

Neue soziale Bewegungen als Herausforderung sozialkirchlichen Handelns. Zur Neuformatierung der Zivilgesellschaft seit dem Ende der 1960er-Jahre

die vom 5.-7.9. 2012 in Bochum stattfand. Veranstalter waren Traugott Jähnichen / Wilhelm Damberg, Ruhr-Universität Bochum; in Verbindung mit der DFG-Forschergruppe "Transformation der Religion in der Moderne. Religion und Gesellschaft in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts".

Konferenzübersicht:

James Kennedy (Amsterdam): Staat, Zivilgesellschaft, Religion und Sozialsysteme in Europa nach 1945

Paul Nolte (Berlin): Vorreiter oder Verlierer? Die Kirchen in den Umbrüchen der westdeutschen Zivilgesellschaft seit den 1960er-Jahren

Panel 1: Die Neue Frauenbewegung als Herausforderung des Frauenbildes sozialkirchlicher Dienste

Julia Paulus (Münster): "Da muss man doch was machen!" Bewegungs-Gründe von Frauenprotestformen in der Provinz (1970-1990)

Rosel Oehmen-Vieregge (Bochum): Frauen helfen Frauen - Das Frauenleitbild des Sozialdienstes katholischer Frauen in den 1960er- und 1970er-Jahren

Ninna Edgardh (Uppsala): Welfare, religion and gender - Scandinavian experiences in a European perspective

Panel 2: Von der Betreuung zur Selbsthilfe: Umbrüche der (kirchlichen) Behindertenpolitik in Europa im Vergleich

Elsbeth Bösl (München): Transformationen und Konflikte in der politischen Behindertenpolitik der Bundesrepublik Deutschland seit den 1950er-Jahren

Johan Smit (Utrecht): Herausforderung für Kirche und Theologie: Die Behindertenbewegung in den Niederlanden seit den 1960er-Jahren

Hans-Walter Schmuhl (Bielefeld): Aus "Kindern" werden "Klienten". Der veränderte Blick der Diakonie auf Menschen mit (geistiger) Behinderung seit den 1960er-Jahren

Panel 3: "Neue Konzepte, alte Akteure"? - Die konfessionellen Wohlfahrtsverbände und die Umbrüche der Heimerziehung

Dirk Schumann (Göttingen): Von der Strafe zur "Behandlung" (und zurück?). Der Umgang mit delinquenten Jugendlichen in den USA von den 1960er- bis zu den 1980er-Jahren

Uwe Kaminsky (Bochum): Die Diakonie im Angesicht des "Paukenschlages" - Reformüberlegungen zur Heimerziehung nach 1968

Andreas Henkelmann (Bochum), "Der Konflikt ist da!" - Der caritative Katholizismus und die Deutschen Jugendhilfetage der 1970er-Jahre

Zeitzeugengespräch: Die Kirchen und die Aufbrüche der alten und neuen sozialen Bewegungen in den 1970er-Jahren: Norbert Arntz / Günter Brakelmann, Ursula Trautwein, Heinz-Wilhelm Brockmann

Panel 4: Die christliche Ökumene und die Herausbildung einer weltweiten Zivilgesellschaft

Katharina Kunter (Bochum): Herausforderung UNO und globale humanitäre Hilfe: Die Gründung des Steering Committee for Humanitarian Response (SCHR) 1972

Sebastian Tripp (Bochum): Die globale Zivilgesellschaft in der Gemeinde: Christliche Anti-Apartheid Gruppen als gelebte Ökumene

Peter van Dam (Amsterdam): Handel im Tempel? Fair Trade in den Niederlanden seit 1945

Wilhelm Damberg/ Traugott Jähnichen: Thesen zur Neuformatierung des Religiösen während der "langen 1960er"-Jahre

Die beiden schreiben: "Die 1960er-Jahre gelten als Zeit tiefgreifenden und beschleunigten Wandels, von dem die christlichen Großkirchen in der Bundesrepublik in vielfältiger, wenn auch durchaus ambivalenter Weise betroffen waren.
Während sich die katholische Amtskirche und die Evangelische Kirche trotz aller Reformbemühungen mit einem zunehmenden Mitglieder- und auch einem gesellschaftlichen Bedeutungsverlust konfrontiert sah, konnten die beiden konfessionellen Wohlfahrtsverbände Caritas und Diakonie ihre seit dem BSHG von 1961 herausgehobene Position im Gefüge des Sozialstaates weiter ausbauen. Doch auch sie mussten auf neue Herausforderungen reagieren, speziell durch das Aufkommen neuer sozialer Bewegungen. Diese stellten konfessionelle Identitäten und soziale Traditionen grundsätzlich in Frage. An welchen Stellen es hier Konflikte, aber auch Weiterentwicklungen und Transformationen gab, die auch zu einem neuen zivilgesellschaftlichen Selbstverständnis führten, sollte an ausgewählten historischen Fallbeispielen auf der Konferenz diskutiert werden."

Der komplette Bericht ist über den Link unten einsehbar.