Florian Wilde weist auf seine Dissertation hin. Er schreibt: "Ernst Meyer (1887-1930) ist als führende Figur des frühen deutschen Kommunismus weitgehend in Vergessenheit geraten. Dabei spielte Meyer zwei Jahrzehnte lang eine herausragende Rolle auf dem linken Flügel der deutschen Arbeiterbewegung. Bereits als junger Mann war er als Redakteur des sozialdemokratischen Zentralorgans „Vorwärts“ tätig. 1914 zählte er zu den Gründern und bald auch Leitern der Spartakusgruppe. Als Gründungsmitglied der KPD gehörte er der zentralen Leitung der Partei von 1919 bis Anfang 1923 fast ununterbrochen an und war 1921/22 faktisch Parteivorsitzender. 1924/25 wurde er zu einer zentralen Figur der Opposition gegen den damaligen ultralinken Kurs der KPD und kehrte 1927 in die engere Parteiführung zurück. Auch in der internationalen Arbeiterbewegung spielte er eine wichtige Rolle. So nahm er während des Ersten Weltkrieges an den internationalen Konferenzen sozialistischer Kriegsgegner in Zimmerwald und Kienthal teil, war Delegierter beim II. und IV. Weltkongress der Kommunistischen Internationale und nahm an verschiedenen Plena und Sitzungen des Erweiterten Exekutivkomitees der Komintern (EKKI) in Russland teil. Viele Jahre war Meyer Fraktionsvorsitzender der KPD im preußischen Landtag. Als Autor und Herausgeber wichtiger historischer Arbeiten und Quelleneditionen über die Geschichte des Spartakusbundes und der KPD war er einer ihrer bedeutendsten zeitgenössischen Parteihistoriker. Er gehörte zu den führenden Figuren der Mittelgruppe in der KPD, die in den späten 20ern – als „Versöhnler“ geschmäht – in Opposition zur Stalinisierung der kommunistischen Bewegung stand. Diesen verhängnisvollen Prozess nicht aufhalten könnend, wurde er mit dessen Abschluss 1929 an den Rand der Partei gedrängt. Auch als viele seiner engsten Fraktionsgenossen vor der Thälmann-Führung kapitulierten, blieb Meyer bis zuletzt seiner Linie treu und starb, innerparteilich isoliert, Anfang 1930. Das von der Rosa-Luxemburg-Stiftung geförderte Dissertationsprojekt stellte sich die Aufgabe, den politischen Lebensweg Meyers detailliert nachzuzeichnen und damit die wohl wichtigste biographische Forschungslücke der KPD-Geschichte zu schließen. Zugleich versucht es, mit Hilfe eines biographischen Blickes auf eine führende Figur der KPD einen Beitrag zur Aufarbeitung der wichtigsten Fragen, vor denen die frühe KPD stand, zu leisten: Zur Frage nach der Rolle der innerparteilichen Demokratie und zum Verhältnis der KPD zu SPD und Gewerkschaften sowie zur Kommunistischen Internationale. Die Dissertation positioniert sich auch in den aktuellen Kontroversen der KPD-Forschung. Sie kommt zu dem Schluss, dass Hermann Webers Stalinisierungs-These – bei gewissen Modifikationen – weiterhin einen unverzichtbaren Analyserahmen bietet, um die Wandlung der KPD in den 1920er Jahren und die Rolle ihres Führungspersonals darin zu verstehen. Eine gekürzte Printfassung der Dissertation soll 2013 in der Roten Reihe des Dietz-Verlages Berlin erscheinen."
Florian Wilde war Promotionstipendiat der RLS. Er ist Mitglied der Historischen Kommission der LINKEN und des Gesprächskreises Geschichte der RLS.