News | Kultur / Medien - Kunst / Performance Karl Marx und Luigi Nono auf der Biennale in Venedig

Das Marx’sche «Kapital» ist Kernelement des diesjährigen Festivals. Dazu fördert die Rosa-Luxemburg-Stiftung ein Projekt des Künstlers Olaf Nicolai.

Die kapitalismuskritischen Analysen von Karl Marx waren häufiger schon Gegenstand von Kunst und Kultur. Nun wieder und zwar in großem Maßstab: Die Biennale von Venedig zeigt vom 9. Mai bis zum 22. November 2015 unter dem Titel "All the World's Futures" Arbeiten von 136 Künstlern aus 53 Ländern. Kuratiert wird die Schau vom Direktor des Münchner Hauses der Kunst, Okwui Enwezor.

Kernelement des diesjährigen Festivals wird das Marx’sche "Kapital" sein: "Wir werden dieses sehr ausführliche Werk wie ein Oratorium vorlesen lassen, von richtigen Schauspielern. Das darf eine dramatische Performance werden," so Okwui Enwezor in einem Interview mit Deutschlandradio Kultur. Schließlich habe Marx' Werk auch zeitgenössische Aspekte, wenn es um das Kapital und um Geld im Allgemeinen gehe. Gegenüber WELT Kultur erklärt Enwezor, Ziel sei, dass die Kunst auf der Biennale "den aktuellen Aufruhr überall in der Welt im Blick hat".

Einer zu diesem Thema zur Biennale eingeladenen Künstler ist Olaf Nicolai. In seiner Arbeit "Non Consumiamo..." (to Luigi Nono) bezieht er sich auf die zweiteilige Komposition von Luigi Nono (1924–1990): "Un volto, e del mare / Non consumiamo Marx" von 1968. Er geht dabei auf den Versuch des Komponisten ein, ein kritisches politisches Statement musikalisch zu formulieren.

Mit der Arbeit "Non Consumiamo..." (to Luigi Nono) inszeniert Olaf Nicolai eine neue Setzung in Form einer interaktiven Live-Performance mit mehreren SängerInnen. Die Performances werden auf der Biennale live gestreamt und aufgenommen. Die Audioaufnahmen sind dann Teil eines „Soundrucksacks“, den die Besucher entleihen können, um mit ihm durch die Ausstellung zu gehen und interaktiv mit den Aufnahmen zu agieren.

Gemeinsam mit der Galerie EIGEN + ART fördert die Rosa-Luxemburg-Stiftung dieses Projekt auf der Biennale. Es ist damit Teil verschiedener Aktivitäten in den Formaten politischer Bildung (Performance, Veranstaltungen, Publikationen), die die Rosa-Luxemburg-Stiftung im Hinblick auf Marx 200. Geburtstag im Jahr 2018 vorbereitet und durchführt.

 

Olaf Nicolai
"Non Consumiamo..." (to Luigi Nono), 2015

Mixed media
Dimension variable
Live performances in the Arena 
Interactive installation, 16 backpacks

Performers: Ekkehard Abele, Andreas Fischer, 
Noa Frenkel, Daniel Gloger, Susanne Leitz-Lorey, 
Natasha López, Angelika Luz, Truike van der Poel, 
Pascal Zurek

Courtesy of the artist and Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin 
Special thanks to Musik der Jahrhunderte e.V./ Christine Fischer

With kind support of
Rosa-Luxemburg-Foundation, Berlin/Germany
and Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin 

  

Luigi Nono war Zeit seines Lebens Kommunist. Beispiele für sein gesellschaftliches Engagement finden sich in den Stücken über Intoleranz und Gewalt gegenüber Flüchtlingen (INTOLLERANZA, 1960/61), über die Folgen eines Atomkrieges (´Sul ponte di Hiroshima´, 1962), über entfremdete Arbeit (´La fabbrica illuminata´, 1964), über den Holocaust (´Ricorda cosa ti hanno fatto in Auschwitz´, 1965), den Spanischen Bürgerkrieg (´Epitaffio a Federico Garcia Lorca´), antifaschistischen Widerstand (´Il canto sospeso´), oder die Studentenrevolte der späten 1960er Jahre (´Musica-Manifesta n.1´)