News | International / Transnational - Amerikas Bücher für Kuba

Das RLS-Büro Mexiko präsentiert in Havanna ein Buch über KubanerInnen in der DDR. Bericht von Verona Wunderlich.

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Im Alter von 7 Jahren kam die spastisch gelähmte Yanel Barbeito nach Ostberlin. 31 Jahre später tanzte sie mit ihrem Ensemble des kubanischen Fernsehballets als Auftakt der Buchvorstellung der Rosa Luxemburg Stiftung bei der Internationalen Buchmesse in Havanna.

Mitte Februar wurde dort das Buch ‚Regresé siendo otra persona’ präsentiert – was soviel wie ‚ich kam als anderer Mensch zurück’ heißt. Fünf junge Tänzerinnen und ein Tänzer zogen die Menschen auf dem kopfsteingepflasterten Weg vor den Katakomben der ‚Cabaña’ in ihren Bann. In der Festungsanlage findet jedes Jahr die Internationale Buchmesse von Havanna statt. Zunächst stand das Ensemble regungslos inmitten der vorbeilaufenden BesucherInnen, war nicht sofort als Gruppe professioneller TänzerInnen erkennbar. Doch dann begannen die KünstlerInnen ein Stück der Lebensgeschichte von Yanel zu tanzen. Es handelt von Ausgrenzung und Schmerz, Hoffnung und Enttäuschungen, aber auch von Kraft und Optimismus. Mit großer Ausstrahlungskraft wurde das Stück dargeboten, mit einfachen aber phantasievollen Requisiten. Vor allem eine hochschwangere Tänzerin zog die Blicke des Publikums auf sich.

Dann ging es in die angrenzende Kapelle, wo die Buchvorstellung mit etwa 100 BesucherInnen stattfand. Vor dem Altar hing die Fahne mit einem Bild Rosa Luxemburgs, unter dem Gekreuzigten saßen in engen Kirchenbänken zum Teil hochrangige Gäste: ehemalige kubanische Botschafter der DDR, Mitglieder des Zentralkomitees und der deutsche Botschafter in Havanna. Zum Abschluss spielte eine junge Musikgruppe um den Trovador Rubén Moro, Sohn einer kubanischen Historikerin, die einst in Halle/Saale studierte  – Facetten des kubanischen Sozialismus.

Das Buch erzählt 20 Jahre nach dem Ende der DDR über das Leben von zwölf Kubanerinnen und Kubanern in diesem Land. Sie studierten und arbeiteten dort zwischen 1961 und 1989. Interviewt wurden sie von Wolf-Dieter Vogel. Die Idee zu dem Buch war im Jahr 2004 während des Messe-Auftrittes der Rosa Luxemburg Stiftung und des Karl Dietz Verlages in Havanna entstanden. Die erste Publikation des Büros widmet sich in spanischer Sprache einem Kapitel der Erinnerungsliteratur, das bisher kaum Erwähnung gefunden hat – immerhin wird von mindestens 30.000 Kubanerinnen und Kubanern ausgegangen, die einen prägenden Teil ihres Lebens in der DDR verbrachten und als andere Menschen in ihr Land zurückkehrten.

Zur Präsentation kamen Mitarbeiterinnen der Stiftung aus Berlin und Mexiko, der Autor und der Fotograf. Etwa 1000 Exemplare des Buches wurden nach Kuba geschickt – 250 wurden bei den Buchvorstellungen auf der Buchmesse und in der ‚Casa Humboldt’ dem interessierten Publikum übergeben. Weitere 400 werden in den öffentlichen Bibliotheken des ganzen Landes verteilt.

Auch abseits der Messe kam das Buch zum Einsatz. Der Autor und die kubanische Koordinatorin lasen aus ihm in der 1844 von den deutschen Brüdern Upmann gegründeten gleichnamigen Tabakfabrik, wo traditionell für die Zigarren rollenden ArbeiterInnen vorgelesen wird.

Die deutsche Ausgabe von ‚Regresé siendo otra persona’ folgt in diesem Jahr.

Verona Wunderlich ist Projektkoordinatorin für Mexiko, Mittelamerika und Kuba der Rosa Luxemburg Stiftung in Berlin.

Mehr zum Buch und zur Vorstellung in Mexiko und Kuba für Spanischkundige unter:

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