News | Geschichte - Erinnerungspolitik / Antifaschismus - Afrika Passion and Prejudice: Forbidden Composers

Erinnerung an die Pogromnächte vor 75 Jahren. Von Armin Osmanovic, Johannesburg.

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Armin Osmanovic,

 

Zur Erinnerung an die «Reichskristallnacht» vor 75 Jahren lud das Johannesburger Holocaust & Genocide Centre, das Goethe-Institut und die Rosa-Luxemburg-Stiftung gemeinsam zu einem Liederabend ein. Peter Lurie (Tenor) und Jill Richards (Klavier) boten Stücke von Alban Berg, Arnold Schönberg, Erich Zeisl, Gustav Mahler und Kurt Weil im vollbesetzten Auditorium des Goethe-Instituts in Johannesburg dar.

Die Werke aller fünf deutschsprachigen Komponisten waren im Nazi-Deutschland als «entartete Kunst» verboten. Schönberg, Zeisl und Weill gehörten zu den «glücklichen» Juden, die ins Exil flüchten konnten. Andere Komponisten wie Pavel Haas und Victor Schulhoff und die Violonistin Alma Rose, Mahlers Nichte,teilten ihr schreckliches Schicksal mit Millionen anderer Juden, die in die Konzentrationslager verschleppt und dort ermordet wurden.

Nach einer kurzen Begrüßung durch den neuen Leiter des Goethe-Instituts Johannesburg Dr. Norbert Spitz, erinnerte der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland Dr. Horst Freitag an den Schrecken des Holocaust in Nazi-Deutschland und die Notwendigkeit des Erinnerns an diese dunkle Zeit in der deutschen Geschichte. Ausdrücklich bedankte sich Botschafter Freitag bei der Direktorin Tali Nates vom Johannesburger Holocaust & Genocide Centre für den engen Dialog zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der jüdischen Gemeinde in Südafrika sowie die an diesem Abend gewählte Form des Erinnerns an die Pogromnacht vor 75 Jahren, der den umfassenden Kulturverlust im Deutschland der Nazis vor Augen führt.

Frau Nates dankte in ihrer Rede dem Goethe-Institut und der Rosa Luxemburg Stiftung für die Organisation der gemeinsamen Veranstaltung und drückte ihren Wunsch aus, diese fruchtbare Zusammenarbeit weiter zu intensivieren. Ihr besonderer Dank für die Teilnahme an diesem Abend galt den anwesenden Überlebenden des Holocaust, die ihre neue Heimat über teils verworrene Stationen in Südafrika gefunden haben und zur lebendigen jüdischen Gemeinschaft in Südafrika beitragen.

Frau Nates erinnerte an den Beginn des Verbrechens vor 75 Jahren. Bei den Pogromen kamen über 100 Menschen ums Leben, Synagogen wurden niedergebrannt und jüdisches Eigentum zerstört. Die Direktorin des Holocaust Centres mahnte aber auch mit den Worten Heinrich Heines «Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen», sich unbedingt für freie Meinungsäußerung und Toleranz, ob in Südafrika, Deutschland oder anderswo, einzusetzen.

Das Holocaust & Genocide Centre, dessen Haus im kommenden Jahr in Johannesburg eröffnet wird, wird sich daher nicht nur mit dem Verbrechen Nazi-Deutschlands, sondern auch zentral mit dem Völkermord in Ruanda und anderen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Afrika auseinander setzen.