News | Asien Workshop zu Gewerkschaftsarbeit in Vietnam und Deutschland

Ein Veranstaltungsbericht von Martin Haufe und Nadja Charaby

Am 21. November 2013 organisierten die Ho-Chi-Minh-Akademie für Politik und Verwaltung – Institut für wissenschaftlichen Sozialismus und die RLS Südostasien das internationale Seminar „Gewerksschaftskader bei der Verteidigung von Arbeitnehmerrechten & -interessen: Deutsche Erfahrungen und die Praxis in Vietnam“. Neben den deutschen Expert_Innen, dem Politikwissenschaftler Bodo Zeuner und Manuela Wischmann (Die LINKE) referierten Prof. Dr. Nguyen Quang Tho und Dr. Vu Minh Tien vom Institut für Arbeiter und Gewerkschaft, Herr Tran Huy Vi, Rektor der Hanoier Gewerkschaftsschule und Dinh Quoc Toan Gewerkschaftsvorsitzender der Hanoier Industriezonen, als Repräsentantin der RLS sprach Nadja Charaby.

Im ersten Teil der Veranstaltung wurden vor allem rechtliche als auch strukturelle Unterschiede gewerkschaftlicher Arbeit in beiden Ländern erläutert. Deutschland besitzt Gewerkschaften verschiedener Größe die nach Branchen geordnet sind, als übergeordnete Instanz dient der Deutsche Gewerkschaftsbund. Vietnam hat eine große Einheitsgewerkschaft, die in das politische System integriert ist. Gewerkschaftsarbeit in Vietnam findet zu einem Großteil nebenamtlich und ohne Lohnausgleich statt. Oftmals sind betriebliche Gewerkschaftsfunktionär_Innen in Vietnam gleichzeitig in der Managementebene tätig. Während die deutschen Gewerkschaften rund 10.000 hauptamtliche Gewerkschafter unterhalten.

Daraus ergeben sich grundsätzlich verschiedene Möglichkeiten für die Gewerkschaftsarbeit, hinzu kommt noch, das die vietnamesische Regierung eine sehr Investorenfreundliche Politik aufweist. Dies liegt darin begründet, dass der Staat bis zum Jahr 2020 zur Industrienation aufsteigen will und durch seine demografische Situation über viele junge Arbeitskräfte verfügt. Der FDI (foreign direct investment) Sektor wächst sehr stark in Vietnam und hat im Raum Hanoi 100.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Jedoch sind die Gewerkschaften noch nicht ausreichend auf diese neue Unternehmensart vorbereitet. So gibt es bisher auch noch keinen rechtlichen Unterscheidungsrahmen zwischen inländischen und FDI Unternehmen.   

Daraus ergeben sich folgende Probleme für den Arbeitskampf innerhalb der Gewerkschaft: Grundsätzlich fehlt es den Funktionär_Innen an Zeit, Erfahrung und Weiterbildungsmöglichkeiten, um aktiv Strukturen in den Firmen auszubauen. Rechtliche Vorgehensweisen sind oft nicht bekannt und es fehlt an Fremdsprachenkenntnissen, um zwischen Arbeiterschaft und Management zu vermitteln. Auch sind Gewerkschafter_Innen nur unzureichend rechtlich geschützt, so dass sie ihre Tätigkeit mit einem hohen Kündigungsrisiko einhergeht. Ein weiteres Problem ist die o. g. Nähe zum Management, mit dem auch personelle Überschneidungen bestehen. Bezeichnend dafür ist auch, dass die Streiks der letzten Jahre immer außergewerkschaftlich, als sog. wilde Streiks,  organisiert wurden.

Während des Seminars wurden verschiedene Lösungsansätze formuliert, wie die Gewerkschaft es schaffen kann, die Arbeiter_Innen besser zu repräsentieren.  Als besonders wichtig erachteten die Teilnehmer_Innen den Ausbau der Weiterbildungsmöglichkeiten und die Einrichtung von außerbetrieblichen  Kommissionen zur Überwachung von Arbeitsrechtsverstößen durch die Arbeitgeber.  Dies muss an die Schaffung von verbindlichen Gesetzesrichtlinien gebunden sein, die die spezifische Situation der FDI berücksichtigen und mit der Umsetzung konkreter Sanktionen verbunden sind.