News | GK Geschichte CfP Emanzipation in kulturwissenschaftlicher Perspektive, Hallstatt (A), Oktober 2014

Call for Papers für den historisch-kulturwissenschaftlichen Track auf dem nächstjährigen MOMENTUM Zusammentreffen in Hallstatt/Österreich

Emanzipation in kulturwissenschaftlicher Perspektive

In der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Emanzipationsbewegungen
stehen meist die beiden augenfälligsten Faktoren im Zentrum des
Interesses: wer artikuliert welches Anliegen? Emanzipationsbewegungen
lassen sich aber auch als Erfahrungszusammenhänge verstehen: Menschen
sehen sich vor ähnliche Probleme gestellt und finden im Bemühen, ihre
Situation zu verbessern, zueinander. Der Prozess ihrer Formierung als
zielgerichteter Gruppe ist durchwegs begleitet von der Herausbildung
einer spezifischen Kultur, die zwar eine invented tradition so gut wie
immer mit einschließt, darüber aber weit hinausgeht. Kulturen der
Emanzipation sind in einem engeren Verständnis Bewegungskulturen und
speisen sich als solche aus Versatzstücken interner Gebräuche und
Normen, reproduzieren Distinktion und sollen über die eigene Klientel
hinaus Attraktivität vermitteln. In einer weiteren Perspektive sind
Emanzipationsbewegungen kulturelle Türöffner, die – absichtlich oder
nicht – neue Freiräume erschließen, etwa indem sie Kulturschaffende
inspirieren und sie mit einem neuen Publikum konfrontieren.

Der Erfolg von Bewegungen, die nach mehr Gleichheit streben hängt stark
von der Frage ab, wie kompatibel sie mit dominanten Paradigmen sind,
welche Strahlkraft ihre jeweilige Vision gerade im Bereich der
Alltagskultur zu entwickeln vermag. Anhand konkreter historischer
Beispiele widmet sich der Track Emanzipations- und Protestkulturen im
weitesten Sinne. Von Interesse sind konkrete Ausdrucksformen und
Mechanismen ihrer Reproduktion ebenso wie Strategien einzelner
AkteurInnen bzw. Akteursgruppen. Weiterhin wird nach Ursachen und
Bedingungen für die erfolgreiche Durchsetzung bestimmter kultureller
Muster gefragt, ebenso wie nach den Gründen für ihr Scheitern. Im Fokus
steht damit nicht nur die jeweilige Kultur selbst, sondern auch der
Prozess ihrer Aneignung und damit die Frage nach der Wahrnehmung von
Emanzipationskulturen.