Sebastian Henneke, Redakteur beim gewerkschaftlichen Infoservice Einblick, rezensiert hier
Führer, Karl Christian/Mittag, Jürgen/Schildt, Axel/Tenfelde Klaus (Hg.): Revolution und Arbeiterbewegung in Deutschland 1918-1920, Veröffentlichungen des Instituts für soziale Bewegungen, Klartext Verlag, Essen 2013, 466 Seiten, 39,95 Euro
Henneke schreibt: "Die Revolution von 1918/19 ist in den vergangenen 95 Jahren mit einer Vielzahl von Untertiteln versehen worden. HistorikerInnen sahen in ihr wahlweise eine „verlorene“, „unvollendete“, „verratene“, „steckengebliebene“ oder eine „vergessene“ Revolution. Besonders die betriebliche Dimension und der Wandel der Arbeitsbeziehungen spielte kaum eine Rolle. Der Band „Revolution und Arbeiterbewegung 1918-1920“ setzt hier an und trägt aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zusammen. Renommierte HistorikerInnen skizzieren und analysieren die gesellschaftlichen, betrieblichen und innergewerkschaftlichen Voraussetzungen vor und in der Revolution. Der Band greift hierbei auf Vorträge zurück, die auf zwei Konferenzen der Forschungsstelle für Zeitgeschichte und des Instituts für soziale Bewegungen der Ruhr-Universität Bochum im November 2008 und im Januar 2009 gehalten wurden.
Während die wissenschaftliche Debatte in den 1960er und -70er Jahren häufig den politischen Stimmungen jener Zeit folgte, will der Band sich stärker den „sozialgeschichtlichen Implikationen für die Arbeitswelt“ widmen, wie Jürgen Mittag in seinem einleitenden Beitrag betont. So beleuchten die Beiträge etwa die soziale Lage der Arbeiterschaft im Krieg, die Haltung der Gewerkschaften in den letzten Kriegsjahren, die Rolle der Arbeiterjugend in den Gewerkschaften oder die Bedeutung des Stinnes-Legien-Abkommens vom 15. November 1918."