News | Erinnerungspolitik / Antifaschismus - Geschichte - Afrika Kolonialismus, Klimawandel und Gewalt

Armin Osmanovic berichtet über die Tagung der Internationalen Völkermordforscher vom 4. bis zum 7. Dezember 2014 an der Universität Kapstadt.

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Armin Osmanovic,

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „From the Trenches of the Marne to the Hills of Rwanda. Reflections on 100 Years of War, Genocide and Mass Violence“ unterstützte die Rosa-Luxemburg-Stiftung Johannesburg (www.rosalux.co.za) die Tagung der Internationalen Völkermordforscher (www.inogsconference2014.org) an der Universität Kapstadt vom 4. bis zum 7. Dezember 2014.

Die Tagung trug den Titel „Genocide and Mass Trauma: Rising to the Challenges of Comprehension, Intervention, Prevention and Restitution“. Eröffnet wurde das Treffen von fast 200 Wissenschaftlerinnen aus aller Welt mit einem Vortrag von Prof. Henning Melber, ehemaliger Direktor der Dag Hammerskjöld Stiftung.

Melbers Vortrag war überschrieben mit dem Titel „Modernity, Colonialism and Genocide: Southern African Dimensions“ und lud ein zu einer angeregten Debatte über die Gewalt in Afrika nach dem Ende des Kolonialismus.

Melber beklagte in seinem Vortrag die fehlende Aufarbeitung in Europa, was den Zusammenhang von Modernität und Gewalt in den Kolonialgebieten Europas anbelangt. Die Gewalt der Kolonialreiche fusste, so Melber, auf das Fortschrittsversprechen. Im Namen der Modernisierung wurden Gräueltaten größten Ausmaßes von Europäern begangen.

Melber verteidigte aber auch, ausdrücklich als bekennendes Mitglied der namibischen Regierungspartei SWAPO, die durchaus großen Fortschritten die Befreiungsbewegungen in Afrika erzielt haben und betonte, dass es sich nicht, wie ein Diskutant meinte, bei den afrikanischen Staaten nur um „Kolonialstaaten“ handle. Doch auch diese Befreiungsbewegungen haben sich schuldig gemacht. Melber verwies dabei auf den Völkermord im Matabeleland (Simbabwe) in den 1980er Jahren.

Die Vorträge auf der Konferenz reichten vom Schicksal der Indianer in den USA und der Aborigines in Australien bis zum Holocaust an den europäischen Juden. Ein Schwerpunkt der Tagung stellte die Diskussion eines möglichen Zusammenhangs von Klimawandel und wachsenden politischen Konflikten in Entwicklungsländern dar.

Für Elisabeth Hope Murray besteht die Gefahr, dass der Klimawandel von lokalen Verantwortlichen in wachsendem Maß als Deckmantel benutzt wird. Gewaltkonflikte seien, nicht wie gerne angenommen, durch einen zunehmenden Kampf um knapper werdende natürliche Ressourcen (Wasser, Land) verursacht. Skrupellosen Politiker und Geschäftsleute seien, so Murray, die treibenden Kräfte für Konflikte in Afrika und anderswo. Der Verweis auf den Klimawandel werde nicht nur zur Verwischung von Verantwortlichkeiten, sondern auch zur Mobilisierung von internationaler Hilfe benutzt.

Tendayi Sithole von der University of South Africa präsentierte in seinem Vortrag das Konzept der „War-Machines“ von Achille Mbembe, einem der wichtigsten postkolonialen Denker, im Rahmen des Panels mit dem Titel „Militias, Paramilitaries and Mercenaries“. Sithole gehörte wie viele andere zu den NachwuchswissenschaftlerInnen, die mit ihren Vorträgen die Konferenz bereicherten. Knapp 30 dieser Nachwuchswissenschaftler_innen konnten mit Hilfe der Rosa-Luxemburg-Stiftung Johannesburg an der Konferenz teilnehmen.

Weiterführende Literatur zum Thema:

http://territorialmasquerades.net/boundaries-sovereignty-necropolitics/

http://www.utexas.edu/conferences/africa/ads/1528.html