News | Afrika - Stadt / Kommune / Region - Staat / Demokratie 24 Hours PublicActs – Wie kann man öffentlichen Raum in Johannesburg zurückerobern?

24 Stunden Stadt für alle. Ein Bericht aus Johannesburg.

 

Die Privatisierung der südafrikanischen Städte ist in den vergangenen Jahren weit vorangeschritten. Ganze Wohnviertel sind zu «Gated Communities» geworden. Bewacht von privaten Sicherheitsfirmen leben die Menschen hinter hohen Mauern und Elektrozäunen. Aber auch das tägliche Einkaufen, ob in den Einkaufscentern außerhalb der Stadtzentren oder in den Einkaufsmalls der Innenstädte, findet in Südafrika in privatisierten und gesicherten Räumen statt.

Die Ausweitung der privaten Räume ist vor allem der schlechte Sicherheitslage in Südafrika geschuldet. Die hohe Kriminalität, die häufig mit brutaler Gewalt einhergeht, hat große Teile der Städte Südafrikas in privat bewachte Sicherheitszonen verwandelt. Zwischen den Zonen reist man in der Regel im eigenen Auto, da der private Individualverkehr als sicher gilt.

Öffentliche Verkehrsmittel wurden in Südafrika lange Zeit vernachlässigt und galten als dreckig und unsicher. Erst mit der Einführung des Schnellzugsystems vor der Fußballweltmeisterschaft 2010 zwischen Johannesburg und Pretoria und den neuen Schnellbussen in Johannesburg beginnt sich die Wahrnehmung des ÖPNV positiv zu verändern.

Nur langsam erobern die Menschen die privatisierten Räume zurück. In Johannesburgs Innenstadt, lange Zeit eine no-go-area für viele Städter, entstanden in den letzten Jahren Räume, wo Menschen auf öffentlichen Straßen und Plätzen Urbanität genießen.

24 Hours Public Acts, eine Initiative der Kuratoren Katharina Rhode (Berlin) und Thiresh Govender (Johannesburg), lud am 23. und 24. März u.a. mit Unterstützung der Rosa-Luxemburg Stiftung Südliches Afrika KünstlerInnen, ArchitektInnen und StadtplanerInnen ein, um den neuen öffentlichen Raum zu entdecken.

Installationen, Straßenperformance, Stadtrundgänge und Diskussionen wurden angeboten, um über den Zustand des öffentlichen Raums in Johannesburg nachzudenken. Dabei ging es in den verschiedenen Formaten um die in Johannesburg brennenden Themen Zuwanderung, Kriminaliät, kulturelles Erbe und Handel.

Das zumeist junge Publikum nahm das 24-stündige Angebot gut an. Schwierig gestaltete sich aber der Einbezug der AnwohnerInnen in den Innenstadtquartieren Johannesburgs in die Aktionen der KünstlerInnen. Nur wenige AnwohnerInnen reagierten mit Interesse auf die Angebote der KünstlerInnen. Die spürbare Distanz ist Ausdruck der sozialen Kluft, welche sich in Südafrika stark räumlich ausdrückt. Die Rückeroberung des öffentlichen Raums – siehe RLS Round Table «Achsen der Freiheit», und die Wiederherstellung von funktionaler und sozialer Mischung ist ein wichtiger Schritt hin zu einer «Stadt für alle».