News | Staat / Demokratie - Partizipation / Bürgerrechte - Stadt / Kommune / Region - Afrika Organisierte Kriminalität in Afrika

Ein Workshop in Kapstadt diskutiert die Herausforderungen für Zivilgesellschaft und Staaten.

 

Zwanzig ExpertInnen aus Afrika und Europa kamen am 27. und 28. März in Kapstadt zusammen, um sich über die Bedeutung der „Organisierten Kriminalität“ in Afrika auszutauschen. Auf Einladung der Global Initiative Against Transnational Organized Crime und der Rosa-Luxemburg-Stiftung Südliches Afrika diskutierten investigative JournalistInnen, WissenschaftlerInnen und VertreterInnen der Zivilgesellschaft Drogen- und Menschenhandel, Cyberkriminalität und Korruption im Kontext von Ressourcegrabbing (Bergbau und Großinvestitionen in der Land- und Forstwirtschaft) in verschiedenen Ländern und Regionen des Kontinents.

Die organisierte Kriminalität in Afrika ist bislang wenig beachtet. Nur der Drogenhandel in Westafrika hat eine gewisse Aufmerksamkeit, da auch der internationale Terrorismus involviert ist. Westafrika dient seit geraumer Zeit als Transitregion von Kokain aus Lateinamerika über Nordafrika nach Europa. Mit dem Zusammenbruch staatlicher Ordnung ist Lybien zu einem wichtigen Teil des transnationalen Handels von Drogen geworden. Die Beziehungen zwischen staatlicher Ordnung und organisierte Kriminalität bildete denn auch einen Schwerpunkt der zweitägigen Diskussion.

Failed States werden oft als ideale Operationsräume für die organiserte Kriminalität (und den Terrorismus) erachtet. Als Beispiel gilt dabei vor allem Somalia und die organisierte Piraterie, welche durch den internationalen Einsatz vor der Küste des Landes in jüngster Zeit deutlich zurückgegangen ist. Aber auch Guinea-Bissau spielt mit seinen bis in Politik und Militär reichende Verbindungen im Drogenhandel eine besondere Rolle.

Stephen Ellis, Historiker an der Amsterdamer Universität, sprach in diesem Zusammenhang in seiner Präsentation von „erfolgreichen failed states“, welche mit dem organisierten Verbrechen eine enge symbiotische Beziehung eingegangen sind. Davon profitieren sowohl das organisierte Verbrechen als auch die Machthaber, so dass es keine Anreize gibt, staatliche Strukturen grundlegend zu stärken.

Die anwesenden ExpertInnen waren sich einig, dass der organisierten Kriminalität in Afrika in den kommenden Jahren mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. Neben dem Waffenhandel in den zahlreichen Konflikten Afrikas wird der Drogenhandel weiter an Bedeutung gewinnen, denn mit dem Wirtschaftsboom in Afrika und dem Aufstieg der Mittelklasse wächst Afrika zu einem interessanten Markt für die global organisierten Drogenhändler heran. Dies gilt auch für die Cyberkriminalität, welche in Afrika mit der Ausbreitung von Internet und Mobilfunk zunimmt.

Anfällig für organisierte Kriminalität ist auch die Politik in Afrika, denn wie anderswo sind auch in afrikanischen Ländern große Mengen von Geld im Spiel, um Wahlen zu beeinflussen. Korruption im Kontext von milliardenschweren Deals im boomenden Bergbau Afrikas dienen daher nicht selten der Stabilisierung von Herrschaftsverhältnissen. Neben einheimischen Politikern und Bergbaukonzernen aus Europa, Australien, Brasilien, Russland, China oder Südafrika haben auch Drahtzieher der Organisierten Kriminalität in diesem Geschäft um Macht und Geld ihre Hände im Spiel, wenn es darum geht, dreckiges Geld für die Politiker zu waschen.

Einig waren sich die anwesenden ExpertInnen auch darin, dass der Rolle der Zivilgesellschaft im Kampf gegen die organisierte Kriminalität in Zukunft mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. Dies gilt bei der Offenlegung von Investmentdeals im Bergbau, Land- und Forstwirtschaft ebenso wie bei der Bekämpfung von Drogenbanden in den Großstädten Afrikas, denen nur engagierte EinwohnerInnen den Boden entziehen können.

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