News | GK Geschichte Argument 306: Stalinismus denken

Das neue Heft der Zeitschrift "Das Argument" widmet sich in seinem Schwerpunkt dem Thema "Stalinismus". linksnet.de dokumentiert das von Wolfram Adolphi verfasste Editorial.    

Stalinismus ist eine der wesentlichen Gesellschaftsprägungen des 20. Jahrhunderts.

In den Krisen, Bedrohungen und Richtungskonflikten der aus der Oktoberrevolution in Russland 1917 hervor gegangenen Sowjetmacht wurde er schließlich zur bestimmenden Form derjenigen Gesellschaftsordnung, die sich Sozialismus nannte, zutiefst verändernd in das Leben von Hunderten Millionen Menschen eingriff, Verlauf und Resultat des Zweiten Weltkrieges entscheidend beeinflusste, Ursache und Akteur des darauf folgenden weitere vier Jahrzehnte andauernden weltweiten Systemkonflikts wurde und in ihrer sowjetischen und – von dort ausgegangenen – osteuropäischen Gestalt 1989/90 unterging. Er ist keine ›Abweichung‹ von ›eigentlich gut Gemeintem‹, sondern dieser konkrete Staats-Sozialismus einer ganzen Epoche.

Dies freilich in vielen historisch, strukturell und national sehr stark voneinander unterschiedenen Erscheinungsweisen. Welch bedeutenden Bruch markierte in der Sowjetunion der 20. Parteitag der KPdSU 1956! Und um wie unvergleichlich besser, freier, offener, emanzipierter lebte es sich in der DDR der 1970er/1980er als in der Sowjetunion des »Großen Terrors« der 1930er Jahre. Man sollte, schlug Thomas Marxhausen vor, »statt von einem ›Stalinismus‹ von Stalinismen« sprechen, vielleicht auch von Stalinismus »in den Farben« der einzelnen Länder (2009, 14), und er hatte dabei nicht nur die unterschiedlichen Entwicklungsetappen des Gesellschaftssystems in der Sowjetunion und später auch in den osteuropäischen Ländern im Auge, sondern zugleich die erhebliche politische Wirkung der Verbreitung der Idee über die Grenzen des Systems hinaus: »die Durchsetzung stalinistischer Grundsätze, Dogmen und Richtlinien« in den Komintern-Parteien in den 1920er und 1930er Jahren wie auch »die politisch-ideologischen Orientierungen und innerparteilichadministrativen Praktiken der kommunistischen Parteien des Westens nach 1945« (14f).1 Und noch einen Grund machte er für die Mehrzahlbildung geltend: Würden der »reale Sozialismus« oder die kommunistische Bewegung »pauschal mit dem Etikett ›Stalinismus‹« versehen, werde »der Begriff dermaßen überdehnt, dass er der Beliebigkeit anheim fällt« (15).

Das ganze Editorial ist hier online oder steht als PDF zur Verfügung. Nachfolgend das PDF des Inhaltsverzeichnisses.