Rosa Luxemburg lebte die Emanzipation, die sie in den politischen Auseinandersetzungen und Kämpfen ihrer Zeit einforderte. Sie verstand, Politik mit Kunst und Kultur auf höchster Ebene zu verbinden. Und sie agierte mit Erfolg als Vermittlerin zwischen den sozialistischen Ideen des Ostens und den kulturellen Werten des Westens Europas, zeigte sich Evelin Wittich zu Beginn unseres Workshops überzeugt. Wir baten Frau Dr. Wittich um ein Impulsreferat zum Thema Arbeit und Leben im Wirken von Rosa Luxemburg. Zahlreiche Beispiele aus ihren Briefen und ihrem Werk machten uns Teilnehmerinnen am Gesprächskreis Lebenszeit – Arbeitszeit deutlich, dass Rosa Luxemburg für die revolutionären Ideen eines gesellschaftlichen Wandels mit höchstem persönlichen Einsatz und größtem Mut einstand. Mit ihrer Geradlinigkeit die kapitalistischen Verhältnisse als Ausbeutungs- und Unterdrückungsverhältnisse schonungslos zu kritisieren und mit ihrem ausgeprägten Sinn Alternativen zu denken, war sie ihrer Zeit weit voraus und verblüfft uns bis heute. Woher nahm sie die Kraft, sich immer wieder gegen Mehrheiten zu stellen? Wie erholte sie sich?
Brillant und beharrlich ist ihr sprachlicher Ausdruck, wenn sie unbeirrt in den Debatten der Zeit ihr Recht der Kritik auch an den Verhältnissen innerhalb der Sozialdemokratischen Partei und am Parlamentarismus des deutschen Kaiserreichs wahrnahm. Aber von großer Zartheit ist ihr persönlicher Umgang mit den Freundinnen und Freunden. Evelin Wittich gab den Teilnehmerinnen den Impuls, Rosa Luxemburgs Arbeitsleben mit der Brille der 4 in 1 Perspektive von Prof. Frigga Haug zu sehen. Gemeinsam arbeiteten wir mit der Referentin gedanklich Erwerbsarbeit, Sorgearbeit, die Arbeit an der persönlichen Entwicklung und die politische Einmischung in der Biografie von Rosa Luxemburg heraus. Wir kamen zu dem Schluss, dass Rosa Luxemburg mutig für die geistige Führerschaft in Gesellschaftstheorie sowie in Strategie und Taktik der deutschen Sozialdemokratie stritt. Niemals aber war ihr an einer Machtposition gelegen; dennoch hatte sie großen Einfluss in der Partei und auch in Teilen der Gesellschaft.
Im zweiten Teil des Workshops traten wir zum vertrauten Gedanken- und Erfahrungsaustausch an. Zur ERNTE des zweiten Workshops auf dem Weg zur Vertiefung der Erkenntnis – „SEI DU SELBST die Veränderung, die du in der Welt sehen willst“ (Gandhi) – gehören folgende Denk-Früchte:
Für Rosa Luxemburg war Stärke nicht gleich Macht. Deswegen mochten die Mächtigen sie nicht. Die Werkzeuge der Mächtigen – mit Machtentzug zu drohen – waren bei Rosa Luxemburg wirkungslos, da es ihr nicht um Macht ging. Dadurch waren die Mächtigen ihr gegenüber machtlos.
Fehlerfreundlichkeit sich selbst gegenüber ermöglicht – im Konflikt – dem Anderen gegenüber ebenfalls fehlerfreundlich zu sein.
In Konfliktsituationen frage ich mich: „Wo stehe ich? Was ist gut daran? Was will ich ändern? Wer oder was unterstützt mich beim ersten Schritt auf dem Weg zu MEINER Veränderung?“
Die Kenntnis persönlicher Beispiele von Mut – in Vergangenheit und Gegenwart – macht Eindruck und ist Ermutigung.
Innere Freiheit braucht innere Stabilität – sie zu erringen braucht Mut. Der Austausch von Erfahrungen über Ermutigung bildet den Raum für selbstbestimmtes Lernen. Hierin liegt das Emanzipatorische im RLS-Gesprächskreis Lebenszeit – Arbeitszeit.
Den Bericht schrieb Marga Voigt.