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Annotation zu Ausgabe 3/2015 - Jahrbuch ab 2016 unter neuem Titel

Mit einem weinenden und einem lachenden Auge (weil kein gänzliches Aus bevorsteht) ist zu vermelden: Das „JahrBuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung“ wird ab Januar 2016 in einem neuen Gewand sowie unter dem neuen Titel „Arbeit-Bewegung-Geschichte. Zeitschrift für historische Studien“ im Metropol Verlag Berlin erscheinen. Die Zeitschrift wendet sich wie bisher an Historiker, Studierende und historisch Interessierte. Im Fokus werden in guter Tradition Ergebnisse der historischen Forschung zur deutschen, europäischen und außereuropäischen Arbeiterbewegung stehen - wie auch die Geschichte der Arbeitswelt, Organisations- und Ideengeschichte demokratischer Bewegungen sowie die Kultur und Lebensweise im Arbeitermilieu.

Gewürdigt sei hier noch einmal zum Abschied das JahrBuch, dessen letzte Ausgabe wie gewohnt ein inhaltlich breites Spektrum bietet. Julia Harnoncourt (Wien) zeigt Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen „trabalho escravo“, wie unfreie Arbeitsverhältnisse heute in Brasilien genannt werden, und einstiger transatlantischer Sklavenarbeit auf. Beide auf Rassismus basierende und auf die Produktion für den internationalen Markt ausgerichtete Ausbeutungssysteme unterscheiden sich in ihrer Flexibilität.  Gleb J. Albert (Zürich) berichtet über Erich Mühsams verhinderte Russlandreise 1925 im Spannungsfeld zwischen KPD und KPdSU. Michael Piskunow (St. Petersburg) setzt sich mit dem „Arbeitskollektiv“ als politisches Subjekt in der späten Sowjetunion und der Periode der marktwirtschaftlichen Reformen der 1990er Jahre auseinander. Simon Lengemann (Berlin) untersucht am Beispiel einer Mieterbewegung in Berliner Arbeitervierteln während der Großen Depression 1931 bis 1933 proletarischen Protest und Selbsthilfe.

Die letzte Ausgabe enthält zudem drei profunde biografische Studien: von Gerhard Engel (Mellensee) über den SPD- und USPD-Politiker Alfred Henke, von Marcel Bois (Hamburg) über die Freundschaft zwischen Leo Trotzki und dem deutschen Radikaldemokraten Franz Pfemfert sowie von Barbara Allen (Philadelphia) über den russischen Kommunisten und Gewerkschaftsführer Alesandr G. Sljapnikov in Verbannung und Haft 1934 bis 1937. Von den vielen weiteren interessanten Beiträgen sei hier nur noch der Bericht von Reiner Zilkenat (Hoppegarten) über das in Berlin stattgefundene Kolloquium des Förderkreises Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung und des Berlin-Brandenburgischen Bil-dungswerkes zum 70. Jahrestag der Befreiung und zur geistigen Situation im Jahre 1945 in Deutschland erwähnt. 

Rainer Holze 

Dr. Rainer Holze ist Redakteur der „Mitteilungen des Förderkreises Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung". Seine Annotation ist im Neuen Deutschland vom 12./13. Dezember 2015, S. 25 erschienen (auf der Seite “Geschichte” der Wochenend-Beilage). Wir danken für die Überlassung des Textes.