Die aktuelle Analyse der Rosa-Luxemburg-Stiftung «Colonia Dignidad – Schleppende Aufklärung» kommt in Bezug auf die deutsche Sektensiedlung in Chile zu dem Schluss, dass sich Deutschland durch Unterlassung und Nachlässigkeit mitverantwortlich für das lange Bestehen des kriminellen Systems gemacht hat. Während der Diktatur in Chile von 1973 bis 1990 ordnete die Bundesrepublik Menschenrechte der Geopolitik des Kalten Krieges unter.
„Es gibt fast keine Art von Verbrechen, das in der Colonia Dignidad nicht verübt wurde. Bundespräsident Gauck hat jetzt die einmalige Chance, mit dieser dunklen Episode in den Deutsch-Chilenischen Beziehungen aufzuräumen. Deutschland muss hier Verantwortung übernehmen und den Opfern die Anerkennung und Unterstützung zukommen lassen, die ihnen zusteht. Für beide Staaten wäre es ein guter Anlass zu zeigen, wie eine gelungene gemeinsame Vergangenheitsbewältigung aussehen kann“, sagt Johanna Bussemer, Leiterin des Europa-Referats der Rosa-Luxemburg-Stiftung.
Zu den konkreten Maßnahmen, an denen sich Deutschland beteiligen könnte, gehört unter anderem die soziale und medizinische Absicherung für die Opfer unter den gegenwärtigen und ehemaligen deutschen Bewohnern der Sektensiedlung, um die Jahrzehnte der Sklavenarbeit und Misshandlung zu kompensieren. Aber vor allem auch Schritte, die von den chilenischen Opfern von Menschenrechtsverbrechen in der Colonia Dignidad gefordert werden, wie die Einrichtung eines Gedenkortes, umfassende Aufklärung der Verbrechen, Verfolgung der Täter und Entschädigungen.
Gefordert wird zudem eine bilaterale Expertenkommission, die die Bedürfnisse und Forderungen der verschiedenen Opfergruppen bündelt. Auch um zu klären, wie die heutigen Besitztümer der Villa Baviera in einen Hilfsfonds eingehen könnten sei eine deutsch-chilenische Zusammenarbeit nötig. Außerdem müssten beide Staaten dringend sämtliche Archive öffnen und Recherchen finanzieren. In Deutschland betrifft dies die Bestände des BND und des Bundeskanzleramts.
Für ein Interview zum Thema steht Ihnen Johanna Bussemer (Bussemer@rosalux.de) zur Verfügung. Mit Ihrem kurzfristigen Gesprächswunsch wenden Sie sich gern an mich.
Mit freundlichem Gruß,
Jannine Hamilton
Presse | Rosa Luxemburg Stiftung
Franz-Mehring-Platz 1 | 10243 Berlin | Tel.: 030 44310-479 | Mobil: 0173 6096103 | Fax: 030 44310-222 | Raum 128
E-Mail: hamilton@rosalux.de | www.rosalux.de | Anmeldung für den monatlichen Newsletter der RLS: www.rosalux.de/newsletter