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Vom Panafrikanismus zu Afropolitanismus?

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Armin Osmanovic,

 

Knapp 500 Menschen kamen am 28. Oktober 2016 in das französische Kulturinstitut in Dakar, um einige der bekanntesten frankofonen Intellektuellen Afrikas und der afrikanischen Diaspora, darunter die Schriftsteller Alain Mabanckou und Léonora Miano, den Philosophen Souleymane Bachir Diagne und den Historiker Mamadou Diouf zu erleben.

Über 20 Intellektuelle aus Afrika und der Diaspora hatten sich in der senegalesischen Hauptstadt Dakar und an der Universität Gaston Berger in Saint Louis vom 28. bis 31. Oktober 2016 versammelt, um unter sich und vor und mit Publikum über Afrika zu diskutieren. Zu diesem Treffen eingeladen hatten Achille Mbembe von der Witwatersrand Universität in Johannesburg und Felwine Sarr von der Universität in Saint Louis. Unterstützt wurden die Diskussionen von der Open Society Initiative for West Africa, dem Institut Français Dakar, CODESRIA und der Rosa-Luxemburg-Stiftung Dakar.

Die zu behandelnden Themen waren bewusst breit gewählt. Postkoloniales Erbe, Migration, Rassismus, Identität, Differenz und Staatsbürgerschaft wurden genauso debattiert wie neue Politikformen, Religion und vorkoloniales Erbe Afrikas. Ziel des Treffens war es sich über die Phänomene, die Afrika beschäftigen und vielfach beherrschen, auszutauschen und sich als afrikanische Intellektuelle, ob in Afrika oder in der Diaspora zusammenzuschließen. Geplant sind daher weitere Treffen unter Einschluss von Intellektuellen aus dem anglofonen und lusofonen, aber auch arabofonen Afrika und den Diasporen.

Das Treffen dieser neuen Generation von afrikanischen Intellektuellen in Dakar und Saint Louis verläuft vor dem Hintergrund einer Debatte über Panafrikanismus und Afropolitanismus.

Für Mbembe, der zu den älteren Teilnehmenden gehörte, erscheint der Panafrikanismus, der seinen Höhepunkt zur Zeit der Unabhängigkeit in den 1950er und 1960er Jahre erlebte, heute noch wichtig. Er fordert Afrikas Regierende auf, endlich die Integration ihrer Länder zu beginnen, Afrikas Grenzen abzuschaffen, über Visafreiheit in Afrika und eine einheitliche Währung nachzudenken und die Welt, ob Chinesen, Brasilianer oder Europäer, zu sich einzuladen. Mbembe hält sich nicht mit Kritik an Europas Flüchtlingspolitik zurück, das aus Angst vor den AfrikanerInnen seine Grenzen nach Afrika verschiebt und dabei den Kontinent in ein Gefängnis zu verwandeln droht.

Ein Afropolitanismus, wie er Mbembe und einigen der anderen Intellektuellen wohl vorschwebt, erscheint in der Sache nicht mehr, aber auch nicht weniger als eine Art Panafrikanismus 2.0. Mehr als 50 Jahre nach Ende des Kolonialismus soll Afrika im Zentrum der Diskussion stehen. Mehr noch, in Afrika liege die Zukunft der Welt, da Afrika schon immer kulturell eng mit der Welt verwoben war. Darüber sind sich einige der Intellektuellen Afrikas einig. Der Kolonialismus habe an Bedeutung verloren. Afrikas Unabhängigkeit ist Realität geworden, wenn auch viele Abhängigkeiten fortbestehen. So tauchte denn auch immer wieder die Frage auf, ob und wenn ja man in der Postkolonialität denke oder schreibe und wie man diese überwinden könne.

Im Kern geht es dem Afropolitanismus, dem man sicher nicht alle im Senegal versammelten Intellektuellen zurechnen kann, um eine Verschiebung der Sprache und einer Öffnung Afrikas in die Welt. Der einstmals vorherrschende Opferdiskurs ist Vergangenheit. Afrikas Intellektuelle geben sich selbstbewusst und wollen sich in universelle Diskurse einbetten. Das Treffen in Dakar und Saint Louis könnte ein Anfang einer intellektuellen Reise gewesen sein, wohin genau bleibt abzuwarten.

Weiterführende Links zum Thema:

http://africasacountry.com/2014/01/why-im-not-an-afropolitan/

http://www.osiwa.org/wp-content/uploads/2015/05/Afropolitanism-Editorial.pdf


https://africainwords.com/2013/02/08/exorcizing-afropolitanism-binyavanga-wainaina-explains-why-i-am-a-pan-africanist-not-an-afropolitan-at-asauk-2012/

http://www.msafropolitan.com/2015/04/afropolitanism-identity-politics.html

http://www.osisa.org/openspace/afropolitanism

http://www.lemonde.fr/afrique/article/2016/10/27/dakar-s-apprete-a-accueillir-les-plus-grandes-figures-intellectuelles-africaines_5021626_3212.html


http://www.lequotidien.sn/index.php/culture/appel-achille-mbembe-et-alain-mabanckou-a-la-nuit-de-la-pensee-la-jeunesse-africaine-invitee-a-se-prendre-en-main

http://www.france24.com/fr/20161103-achille-mbembe-afrique-forte-ateliers-pensee-Dakar

http://www.rfi.fr/hebdo/20161104-ateliers-pensees-dakar-felwine-sarr-achile-mbembe

https://fr-fr.facebook.com/FRANCE24.JTAfrique/

http://www.lesoleil.sn/2016-03-22-23-38-25/item/57231-dakar-capitale-de-la-pensee-africaine.html

http://afrique.lepoint.fr/culture/felwine-sarr-et-achille-mbembe-presentent-les-ateliers-de-la-pensee-25-10-2016-2078581_2256.php