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Beteiligungsorientierte Betriebspolitik und lokale Arbeiterbewegung: Wege aus der gewerkschaftlichen Defensive? Standpunkte 16/2007 von Mario Candeias und Bernd Röttger.

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Standpunkte

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Bernd Röttger, Mario Candeias,

Published

September 2007

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Beteiligungsorientierte Betriebspolitik und lokale Arbeiterbewegung: Wege aus der gewerkschaftlichen Defensive?

Gegen den Willen der Gewerkschaften wurde 1952 das Betriebsverfassungsgesetz beschlossen: Betriebsräte sind seither für die Vertretung von Belegschaften im Betrieb und Gewerkschaften für die überbetriebliche Aushandlung von (Flächen)Tarifverträgen zuständig. Dieses sog. System der dualen Interessenvertretung entwickelte sich im »Modell Deutschland« dennoch zum Erfolgsgaranten für eine Verbesserung von Arbeits- und Lebensbedingungen der Lohnabhängigen. Es gelang den Gewerkschaften, die Betriebsräte in ihre Politik einzubinden und für überbetriebliche solidarische Regelungen zu gewinnen. Im Laufe der langen Wachstumsphase des westdeutschen Kapitalismus bildete sich ein sozialpartnerschaftliches Verhältnis von Kapital und Arbeit heraus, das auf den Ausgleich der Interessen gerichtet war und sich in der Kopplung von Lohn- und Produktivitätsfortschritten ausdrückte. Dieser Klassenkompromiss bestimmte zugleich die innere Struktur der Gewerkschaften: Die Beteiligung von Mitgliedern an Willensbildungs- und Entscheidungsprozessen und die politische Debatte über das Verhältnis von Betriebs- und Gewerkschaftspolitik wurden zugunsten korporatistischer Praxen, also v.a. der Aushandlung von Kompromissen zwischen den Funktionären der Unternehmensverbände und den Gewerkschaften, auf ein Minimum reduziert, auf ritualisierte Aktionen, z.B. Warnstreiks mit Trillerpfeifen und Plastikwesten, wie man sie aus dem Fernsehen kennt. Gewerkschaft war in den letzten 50 Jahren also „eher durch Stellvertreterprinzipien geprägt, als durch basisdemokratische Ansätze“, so ein Gewerkschaftsfunktionär im Interview.

Heute zeigt dieses System deutliche Risse.

 

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