Publication Bildungspolitik - Ungleichheit / Soziale Kämpfe - Gesellschaftstheorie - Globalisierung Sind Mitbestimmung und Wirtschaftsdemokratie aktuelle Forderungen?

»Kontrovers« – die neue Textreihe zur politischen Bildung, herausgegeben von der RLS und WISSENTransfer, Nr. 2/2006 von Joachim Bischoff.

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September 2006

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Seit wenigen Jahren hat die Linke eine Offensive begonnen – eine Bildungsoffensive. Emanzipative Selbstaufklärung steht ganz oben auf der Tagesordnung. Mit der von Pierre Bourdieu herausgegebenen Schrift »Das Elend der Welt. Zeugnisse und Diagnosen alltäglichen Leidens an der Gesellschaft« von 1993 wurde diese Offensive eingeleitet. ATTAC, die Gewerkschaften, die globale Bewegung der Sozialforen sind vor allem eines: gemeinsame Versuche der Analyse, Identitätsfindung, Zielbestimmung und Ausarbeitung von Arbeits- und Aktionsformen. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung hat nun eine eigene neue Reihe gegründet: »Kontrovers«.

Die Hefte sollen in komprimierter Form Wissen bereit stellen, über unterschiedliche Positionen informieren, Literatur- und Webzugänge eröffnen, Hinweise geben, mit denen vor Ort politische Bildung als selbstbestimmter Prozess einfacher, qualifizierter, kontroverser organisiert werden kann.

Zur Ausgabe Nr. 2:

Ist die Zielsetzung der Demokratisierung der Wirtschaft noch zeitgemäß? In der veröffentlichten Meinung überwiegt seit langem die Vorstellung, dass Deutschland sich unzureichend auf die Zukunft eingestellt habe. Es müsse ein energischer Reform-Ruck durch alle Verhältnisse gehen, wenn Anschluss an die moderne Entwicklung des globalisierten Kapitalismus gehalten werden soll.

Dabei hat dieses Land in den letzten Jahren grundlegende Veränderungen erfahren. Sie betreffen nahezu alle Sektoren der Gesellschaft. Von den 1950er Jahren bis in die frühen 1990er Jahre dominierte in Deutschland der organisierte Interessenausgleich des Rheinischen Kapitalismus. Seit Ende der 1970er Jahre vollzieht sich auch hierzulande der Übergang in einen fl exiblen Kapitalismus, der durch die Vorherrschaft der Finanzmärkte und einer Machtverschiebung  in den Unternehmen zugunsten der organisierten Vermögensverwalter gekennzeichnet ist. Zentrale Institutionen sind im Umbau: das Ausbildungs- und Sozialsystem, das Arbeitsmarktregime, die industriellen Beziehungen ebenso wie die institutionelle Mitbestimmung. Kapitalistischer Fortschritt, der lange Zeit darin bestand, die Produktivkräfte der gesellschaftlichen Arbeit, wenn auch auf durchaus asymmetrischer Grundlage, zu entwickeln und Wohlstandsgewinne für alle zu schaffen, schlägt um in eine Entwicklungslogik, bei der die Aneignung höchstmöglicher Renditen in kurzer Frist im Zentrum der wirtschaftlichen Aktivitäten steht.

Der Sozialstaat als »historische Fortschrittsleistung« war von Beginn ein Ansatz zum Schutz gegen die Katastrophen des Kapitalismus im 20. Jahrhundert (Weltwirtschaftskrise und Faschismus) und ein Ansatz einer durchaus systemimmanenten, aber den Kapitalismus sozial einbettenden Gesellschaftsreform. Mitte der 1970er Jahre gelang es nicht mehr, diese Schranken sozialstaatlicher Entwicklung in einer neuen, solidarischen Fortschrittsperspektive (Ausbau von Mitbestimmung und Wirtschaftssteuerung) zu überwinden.

 
Inhalt

1. Meilensteine der Arbeits- oder Unternehmensverfassung
2. Die unvollständige Demokratisierung in der BRD
3. Kritik der Mitbestimmung durch die Unternehmerverbände
4. Helmut Schmidt (SPD): Mitbestimmung und Raubtierkapitalismus (2005)
5. Soziale Idee der Neuen Linken
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