| Staat / Demokratie - Rassismus / Neonazismus - Migration / Flucht «The Truth lies in Rostock»

Im August 1992 griff ein Mob aus Anwohner_innen und Nazis vier Tage lang die „Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber“ (ZaST) im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen an. Begeisterte und applaudierende Deutsche machten aus dem brutalen Pogrom ein rassistisches Volksfest, auf dem sie weitgehend ungestört von der Polizei den Wahn eines „Deutschlands nur für Deutsche“ realisieren konnten. Es grenzt an ein Wunder, dass bei den Ausschreitungen niemand zu Tode gekommen ist.

Die Videoproduktion „The Truth lies in Rostock“ entstand 1993 unter maßgeblicher Beteiligung von Menschen, die sich zum Zeitpunkt der Geschehnisse im attackierten Wohnheim befanden. Deshalb zeichnet sich die Produktion nicht nur durch einen authentischen Charakter aus, sondern versteht sich auch Jahre danach als schonungslose Kritik an einer Grundstimmung in der bundesrepublikanischen Gesellschaft, die Pogrome gegen Migranten oder einfach nur „anders aussehende“ überhaupt erst möglich macht.


Als thematischer Veranstaltungsabschluss wird ein Referent am darauffolgenden Dienstag einen Vortrag halten, zu dem ergänzend Raum für Diskussionen eingeräumt wird:

27.04.10 Vortrag und Diskussion
„Alle hassen die Zigeuner“ - Antiziganismus in Europa Cafe ab 17 Uhr, Beginn 19 Uhr Eintritt wie immer frei!

Der Hass auf Roma und Sinti, Pavee und Jenische, sowie Menschen die aufgrund ihrer Lebensweise als solche identifiziert wurden hat insbesondere in Deutschland eine 500 jährige Geschichte, die bis an den Beginn der Neuzeit zurückreicht. Der Referent wird einen einführenden Blick auf die Grundmuster des Antiziganismus werfen und herausstellen, an welchen Stellen sich das antiziganistische Ressentiment vom Zeitalter der Reformation über die Aufklärung bis hin zum Nationalsozialismus wandelte und welche Kontinuitäten feststellbar sind.

Im zweiten Teil der Veranstaltung wird am Beispiel der Berichterstattung des „Spiegel“, über das Pogrom von Rostock-Lichtenhagen, versucht die antiziganistischen Aspekte herauszuarbeiten um so greifbar zu machen, welche Auswirkungen diese auf politische Prozesse, wie etwa die Asylrechtsdebatte in den 90er Jahren, haben können.
Abschließend wird ein zweites Beispiel die aktuellen Lage der Kosovo-Roma in der BRD betrachten und den Übergang zur offenen Diskussion einleiten.

Infos und Kontakt zur Café-crew: infocafetiko@gmx.de