1. Halbband
Aus dem Vorwort
Im Herbst 2009 begeht die Leipziger Universität das 600jährige Jubiläum ihrer Gründung, die als Reaktion auf das Erwachen des Nationalbewußtseins der slawischen Völker erfolgte, das seinen sichtbaren Ausdruck in der revolutionären Hussitenbewegung in Böhmen gefunden hatte. Als Gründung des Meißener Markgrafen Friedrich IV. und des städtischen Patriziats sowie im feudal-kirchlichen Geist des Hochmittelalters, der sich gegen den frühbürgerlichen Humanismus richtete, erfüllte die Universität in Leipzig die Funktion eines scholastisch-katholischen Zentrums des päpstlich-christlichen und feudalen Konservatismus. [...] Am 9. September 1409 erhielt Leipzig die päpstliche Bestätigungsbulle für ein »Studium generale«; der Merseburger Bischof wurde zum päpstlich-konservativen Kanzler ernannt. Die landesherrliche Gründungsurkunde des Markgrafen Friedrich vom 2. Dezember 1409 bestätigte mit der Universitätsverfassung vier »Nationen« - die meißnische, die sächsische, die bayrische, die polnische
- sowie vier neue Fakultäten: Artistenfakultät, Juristische, Medizinische und Theologische Fakultät. [...] Erst im 16./17. Jahrhundert zog im Kampf gegen die dogmatische Scholastik der Geist des Humanismus, der Reformation und der Aufklärung in die Universität ein, [...] Die Errichtung der faschistischen Diktatur des Monopolkapitals in Deutschland 1933 führte zur Vertreibung und Verfolgung von 21 Professoren und Dozenten, darunter Eduard Erkes, Erwin Jacobi und Georg Sacke, sowie zahlreicher kommunistischer Studenten, was Ausdruck für die Vereinnahmung der Leipziger Universität für die menschheits- und fortschrittsfeindlichen Ziele des deutschen Faschismus war und die humanistischen Ideale und Inhalte der Wissenschaft erniedrigte. Auch die einzelnen Disziplinen der Osteuropawissenschaften, darunter insbesondere die Osteuropa-Historiographie, wurden im Interesse der faschistischen Expansionspolitik instrumentalisiert. Nach der Zerschlagung des Faschismus wurde die Leipziger Universität auf der Grundlage des Befehls Nr. 12 der SMAD vom 15. Januar 1946 am 5. Februar desselben Jahres mit der Verpflichtung zur humanistischen und demokratischen Erneuerung dieser höchsten Bildungsstätte neu eröffnet, [...]
Inhalt
- Editorial (S. 9-16)
- I Aufsätze und Studien:
- Wolfgang Geier: Slawen- und Ost-/Südosteuropakunde im 18. und 19. Jahrhundert. Zum 600jährigen Bestehen der Universität Leipzig im Jahre 2009 (S. 19-46)
- Volker Hölzer: Zur Entwicklung der historischen Osteuropawissenschaft an der Universität Leipzig Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhundert bis 1945 (S. 47-68)
- Ernstgert Kalbe: Zur historiographischen Osteuropadisziplin in Leipzig von 1945 bis zum Ende der DDR (S. 69-98)
- Eckhart Mehls/Horst Schützler/Sonja Striegnitz: Seminar – Institut – Fachbereich. Die Geschichte Osteuropas an der Humboldt-Universität zu Berlin: Blick auf ein halbes Jahrhundert (S. 99-131)
- Willi Beitz: Slawistische Literaturwissenschaft an der Leipziger Universität (S.133-152)
- Adelheid Latchinian: Armin T. Wegner – ein deutscher Dichter im »Zeitalter der Extreme«, totgesagt, totgeschwiegen, maßstabsetzend (S. 153-184)
- Sarkis Latchinian: Der Völkermord an den Armeniern: Hintergründe für seine Leugnung durch die Türkei und für die Mitschuld Deutschlands (S. 185-209)
- II Kritik und Information
- Horst Richter: Persönliches zur wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit Ökonomen der UdSSR (S. 213-223)
- Jörg Roesler/Gerd Neumann: Wissenschaftliche Zusammenarbeit in der RGW-Forschung – Zwei Interviews (S. 225-246)
- Eva Müller: Von der Mittelschule in Iwanowo, UdSSR (1936 bis 1946) zum Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität in Leipzig (1947 bis 1951). Erinnerungen (S. 247-288)
- Olaf Kirchner: Historiographie im Wandel – Reflexionen der sowjetischen Geschichte in der Bundesrepublik Deutschland (S. 289-309)
- Erhard Hexelschneider: Als Michail Scholochow Ehrendoktor der Philologischen Fakultät der Karl-Marx-Universität Leipzig wurde (S. 311-335)
- Erhard Hexelschneider: Migranten aus Rußland im heutigen Leipzig. Statistisches – Auswanderungsmotive – Situation – Probleme (S. 337-368)
- Ernstgert Kalbe: Zum »Lexikon zur Geschichte Südosteuropas«. Hrsg. Edgar Hösch, Karl Nehring und Holm Sundhaussen. Böhlau-Verlag 2004. (S. 369-376)
2. Halbband: Osteuropakunde an der Leipziger Universität und in der DDR
Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen und Gesellschaft für Kultursoziologie, Leipzig. 2006. 707 S.
Bestellhinweis
Die Printausgabe dieser Publikation ist leider vergriffen.
Gern können zur Finanzierung unserer Bildungsarbeit auch Spenden auf folgendes Konto überwiesen werden:
IBAN: DE12 4306 0967 1091 8456 00
Diese Publikation und ihre Digitalisierung wird mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushalts.