von Klaus Kinner und Rolf Richter (Hrsg.)
Schriften der RLS; Bd. 5
INHALT
Editorial
WERNER BRAMKE: Antifaschistische Tradition und aktueller Antifaschismus
ROLF RICHTER: Über Theoretisches und Praktisches im heutigen Antifaschismus
KLAUS KINNER: Kommunistischer Antifaschismus – ein schwieriges Erbe
ANDRÉ HAHN: Zum Umgang mit Rechtsextremen in den Parlamenten
NORBERT MADLOCH: Rechtsextremismus in Deutschland nach dem Ende des Hitlerfaschismus
- Vorbemerkung
- Rechtsextremistische Tendenzen und Entwicklungen in der DDR, speziell in Sachsen, bis Oktober 1990
- Hauptetappen der Entwicklung des Rechtsextremismus in den alten Bundesländern bis zur deutschen Vereinigung 1990
- Zur Entwicklung des Rechtsextremismus im geeinten Deutschland 1990 bis 1990 – besonders in den neuen Bundesländern
- Ursachen und Perspektiven des Rechtsextremismus in der Bundesrepublik
ROLAND BACH: Zur nationalen und sozialen Demagogie der extremen Rechten
Anhang
NORBERT MADLOCH: Lexikalische Erläuterungen zu den im Rechtsextremismus-Teil verwandten Hauptbegriffen
- Rechtsextremismus
- Rechtsradikalismus = Grauzone
- Rechtspopulismus
- Faschismus/Nazismus – Neofaschismus/Neonazismus
- Neue Rechte
- Rassismus
- Ausländer- bzw. Fremdenfeindlichkeit
- Antisemitismus
- Nationalismus
- Militarismus
- Geschichtsrevisionismus
Studie über Erkenntnisse der Kriminalpolizei zu neofaschistischen Aktivitäten in der DDR
Die Autoren
EDITORIAL
Die vorliegende Publikation ist Frucht längerwährender Bemühungen, Antifaschismus und Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus und Rassismus in Beziehung zu setzen und die historische und aktuelle Dimension des Antifaschismus für linke Politik heute zu hinterfragen. Unter Federführung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen wurden diese Fragen am 20. Juni 1999 auf einer Konferenz gemeinsam mit dem PDS-Landesvorstand Sachsen, der PDS-Fraktion im Sächsischen Landtag und dem Verband der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten erörtert. Resultat dieser Konferenz und weiterführende Studien machen die Substanz dieses Bandes aus.
Es galt, Positionen zu gewinnen, die Antifaschismus als unverzichtbares Erbe einer humanistischen, gegen die äusserste Reaktion gerichteten Bewegung begreifen, die das 20. Jahrhundert massgeblich beeinflusst hat. Demokratische und humanistische Politik – so wurde herausgearbeitet – ist per se dem Antifaschismus verpflichtet. Umgekehrt kann sich eine solche Politik in der Gegenwart nicht in einem antifaschistischen Selbstverständnis erschöpfen. Ein breites Bündnis gegen rechts sollte sich auf den Antifaschismus gründen, wird aber von diesem nicht vollständig gedeckt. Auch kann Auseinandersetzung mit den unterschiedlichsten Spielarten des Rechtsextremismus nicht ausschliesslich auf den Antifaschismus rekurrieren.
Bewahrung des Antifaschismus schliesst seine Historisierung in dem Sinne ein, dass sein historischer Ort bestimmt und somit eine Überforderung und inflationäre Verwendung vermieden wird.
Bewahrung des Antifaschismus heisst auch, die Beschädigungen zu benennen, die er durch machtpolitische Instrumentalisierung in der sich stalinisierenden kommunistischen Bewegung erfuhr. Aktuelle linke Politik muss sich dieser historischen Dimension bewusst sein, wenn sie sich in die Tradition des Antifaschismus stellt. Ob und in wieweit sie diese Politik, einzelne Aktionen oder Politikbereiche unter diesem Begriff firmiert, ist nur für den Einzelfall zu beantworten. Eine eher sparsame Verwendung, die vor allem den historischen Bezug herstellt, scheint angeraten. Ein weites, humanistisches und demokratisches Bündnis gegen die extreme Rechte, die eine sich wandelnde, anpassungsbereite, in den Widersprüchen der modernen Gesellschaft wurzelnde in sich differenzierte Bewegung darstellt, bleibt eine erstrebenswerte und realistische Aufgabe.
Die Herausgeber