Holger Politt leitet das Regionalbüro der RLS in WarschauIhre schönste Seite zeigt Polens Hauptstadt im Mai, somit war der Termin für die Eröffnung des Regionalbüros gut gewählt. In politischer Hinsicht steht das Gastgeberland zudem vor einer wichtigen Entscheidung: Anfang Juni werden die Bürger Polens über den Beitritt zur EU abstimmen. Dem trugen Büroeröffnung und der erste Workshop "Europäische Vision und soziale Gerechtigkeit" Rechnung.
Am 21. Mai wurde das Regionalbüro durch Evelin Wittich, Geschäftsführerin der RLS, und Gesine Lötzsch, Mitglied des Deutschen Bundestages, seiner Bestimmung übergeben. Wieslaw Klimczak, Vorsitzender der Veit-Stoß-Stiftung Warschau, verlas eine Grußbotschaft des polnischen Außenministers Wlodzimierz Cimoszewicz. Darin wird u. a. hervorgehoben, dass Vielgestaltigkeit in der politischen Meinungsbildung immer ein die gegenseitige Verständigung bereichernder und belebender Faktor sei. Unter den zahlreichen polnischen Gästen waren u. a. Maria Szyszkowska, Universitätsprofessorin und Mitglied des polnischen Senats (parlamentarisches Oberhaus), Andrzej Ziemski, frischgewählter Vorsitzender der traditionsreichen Polnischen Sozialistischen Partei (PPS), sowie die Gebrüder Witold und Stefan Leder, deren Vater Wladyslaw Leder Zeit- und Kampfgenosse Rosa Luxemburgs war. Kulturell wurde die Eröffnung durch Bilder des polnischen Malers Janusz Michalik bereichert, dessen Zyklus "Klasztor" (Kloster) den Räumen der Vertretung gut zu Gesicht steht.
Leiter des Büros ist Holger Politt, der sich seit Jahren für die deutsch-polnische Verständigung engagiert. Ihm zur Seite stehen polnische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Regionalbüro wird die Zusammenarbeit mit den Partnern in den Ländern des östlichen Mitteleuropas koordinieren.
Der erste Workshop der Stiftung in Warschau widmete sich dem Thema "Europäische Vision und soziale Gerechtigkeit". In seinem Hauptreferat benannte André Brie, Abgeordneter des Europaparlaments, jene drängenden sozialen Problemstellungen, die durch den Beitritt der 10 neuen Kandidaten an Schärfe gewinnen werden. Der Beitrittsprozess stelle die gesamte europäische Linke vor große Herausforderungen, so Brie. In der Diskussion, deren Teilnehmer aus Polen, Tschechien und Deutschland die europäische Vision aus durchaus unterschiedlichen Gründen einhellig befürworteten, wurden verschiedene Erfahrungsansätze deutlich. Denn die soziale Frage sieht aus der Perspektive von Regierungsvertretern, von Parteifunktionären oder Vertretern sozialer Bewegungen mitunter völlig anders aus. Die Zusammensetzung der Diskussionsteilnehmer trug dieser Vielfalt Rechnung. Im Zentrum der Diskussion standen überdies Fragen wie die Legitimität von Macht und Herrschaft, die Zivilgesellschaft als bewusste Schöpfung emanzipierter und gleichberechtigter Bürger oder die soziale Grundsicherung als beginnender Ausstieg aus der ehernen Notwendigkeit einer an den Erfordernissen des 19. Jahrhunderts orientierten Arbeitsgesellschaft. Genug Stoff also für weitere Arbeit.
Redebeiträge auf der Eröffnung
- Jens-Eberhard Jahn (RLS-Sachsen): Grundsicherung - Für eine gemeinsame linke Sozialpolitik in der Europäischen Union
- André Brie: Die erweiterte Union und ihre soziale Dimension (Vortrag auf dem Symposium) [pdf, 84kB]
Impressionen von der Eröffnung
Wieslaw Klimczak beim Verlesen des Briefes des polnischen Außenministers W. Cimoszewicz | |
Evelin Wittich im Gespräch mit dem Maler Janusz Michalik | |
Gesine Lötzsch im Gespräch mit Erhard Crome | |
Werkstattatmosphäre | |
André Brie im Gespräch mit Evelin Wittich und Holger Politt | |
Werkstattatmosphäre |