Auslöser für folgende Überlegungen war die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg. Ich möge als Referentin an einer Veranstaltungsreihe «Von der DDR über den Mauerfall zu Deutschland einig Vaterland – eine Erfolgsgeschichte?!» teilnehmen. Als weitere Gesprächspartnerinnen bzw. -partner dieser Serie sollten unter anderen Hubertus Knabe (damals Direktor der Stasi-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen), Marianne Birthler (ehemals Bundesbeauftragte der Stasi-Unterlagen-Behörde) sowie Markus Meckel (letzter Außenminister der DDR) ihre Sicht darstellen. Ich sagte ab. Denn die Absicht der Veranstalter schien mir klar. Das Fragezeichen sollte verschwinden, das Ausrufezeichen erhärtet werden. Sehr simpel, arg brotlos. Drei Wochen später wiederholte die Landeszentrale ihre Anfrage. Ich sagte erneut Nein. Doch die Landeszentrale ließ nicht nach. Der Titel der Reihe sei nur die Oberüberschrift, schrieb sie. Mein Thema könne ich natürlich selbst bestimmen. Nun sagte ich zu. «Links sein im 21. Jahrhundert» sei mein Angebot. Denn diese Frage beschäftigte mich schon länger und bewegt mich weiterhin.
Also fuhr ich in den Südwesten nach Freiburg. Was ich wollte, das wusste ich wohl. Aber was erwarteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Abends? Und wen könnte das Thema überhaupt interessieren? Als ich in den Vorlesungssaal der Uni kam, war ich überrascht. Die örtliche Presse schrieb von 200 Teilnehmenden. Die meisten wohl Studierende, zwei Dutzend waren aber auch reiferen Alters, womöglich auf der Sinnsuche nach ihrem dritten linken Leben.
Es war ein bewegter Abend, so wie später in Greifswald, Trier und Rostock auch. Es ging nicht um Unsägliches aus der Vergangenheit, sondern um eine soziale, gerechte und friedfertige Zukunft, die offenbar nicht nur mir auf der Seele brennt. In einem neuen Jahrhundert. Einem entscheidenden!
Inhalt:
- Prolog
- Zweieinhalb Systeme
- Das Scheitern der DDR
- Linke Klassiker
- Marx kontra Marx
- Soziale und Freiheitsrechte
- Generationen-Manifest
- Wirtschaft und Gesellschaft
- Solar und digital
- Konturen einer vierten Revolution
- Digitales und Demokratie
- Revolution, Reformation, Transformation
- Alternative Visionen
- Mein Fazit