Die Energieversorgung in Berlin und Brandenburg ist in einem tiefgreifenden Wandel begriffen. Neben der weiterhin sehr bedeutenden Braunkohleverstromung ist die Region zugleich ein Vorreiter in der Nutzung erneuerbarer Energien. Diese technologischen Veränderungen werden von einem Wandel in der Akteurslandschaft der Energiewirtschaft begleitetet – die Vielfalt an Unternehmensformen durch Privatisierung, Kommerzialisierung und Rekommunalisierung von Energieversorgungsunternehmen wird durch die zunehmende Aktivität von kommunalen Planern, aber auch durch die Zivilgesellschaft ergänzt. Durch diese neuen, komplexen Akteurskonstallationen ergeben sich vielfältige Herausforderungen für Städte, Gemeinden und Regionen für die Gestaltung der Energiewende und eine Vielzahl neuer Konfliktfelder, etwa um die Speicherung von CO2, die Aufstellung von Windkraft‐ oder Biogasanlagen sowie um Rückkäufe von Stromerversorgern oder ‐netzen.
Die vorliegende Studie stellt eine umfassende Bestandsaufnahme der Veränderungen in der Brandenburger Energiewirtschaft dar. Zunächst werden neue Unternehmensformen in der Versorgung untersucht, die sowohl Gestalter und Motoren als auch Betroffene der Energiewende sind. Anschließend werden regionale und lokale Planungen vorgestellt, mit denen Kommunen und Landkreise stärkeren Einfluss auf die Energiewende gewinnen wollen. Schließlich veranschaulichen verschiedene energiepolitische Konflikte neue Formen der Teilhabe der Zivilgesellschaft.
Folgende Aspekte der Studie eignen sich zur Aufbereitung in einem Gespräch mit den Autoren:
- Trotz ausgeprägter Privatisierungen nach der Liberalisierung des Strommarktes ist das große „Sterben der Stadtwerke“ ausgeblieben, vielmehr gibt es noch immer zahlreiche lokale Energieversorger. Darüber hinaus gibt es einen Trend zur Rekommunalisierung durch Rückkauf oder Neugründung.
- Der Erfolg der Energiewende in Brandenburg wird vor Ort entschieden – die lokale Tragfähigkeit von Konzepten zur nachhaltigen Energieerzeugung hängt unmittelbar mit den Plänen in den Kommunen und der lokalen Akzeptanz ab.
- Zivilgesellschaftliches Engagement, etwa zum Rückkauf von Stromnetzen, ist zu einer wichtigen Triebfeder der Gestaltung der Energiewende geworden. Die Bürger artikulieren Proteste sehr deutlich, zeigen aber auch Initiative zur Eigenversorgung mit Strom und Wärme. Konflikte werden dabei kleinräumig ausgetragen.
Becker, Sören; Gailing, Ludger; Naumann, Matthias: Neue Energielandschaften – Neue Akteurslandschaften. Eine Bestandsaufnahme im Land Brandenburg. Reihe „RLS Studien“, Berlin, 67 Seiten. ISSN 2194‐2242. Als pdf erhältlich unter:
http://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Studien/Studien_Energielandschaften_150dpi.pdf
Kontakt:
Leibniz‐Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS), Sören Becker, BeckerS@irs‐net.de
Presse:
- „Die Energiewende selbst steuern“
Regionalforscher Sören Becker über den Energieumbau in Brandenburg und neue Optionen für Kommunen.
Potsdamer Neueste Nachrichten, 1.8.2012