Publication Gesellschaftstheorie - Gesellschaftliche Alternativen Ein Besuch beim neuen Monster

Zeitgenössische Verschiebungen der Macht am Beispiel des Begriffs Arbeit. Standpunkte 1/2013 von Mercedes Bunz.

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Series

Standpunkte

Author

Mercedes Bunz,

Published

February 2013

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Probieren Sie das mal: Wenn Sie das nächste Mal sehr früh aufwachen, Morgengrauen und so, öffnen Sie die Augen nur ein ganz klein wenig. Bewegen Sie sich nicht. Genau, nicht rekeln. Einfach so tun, als ob man noch schläft und gut die Ohren spitzen, während sich die Gedanken anstelle der Träume im Gehirn versammeln. Was hören Sie?

Genau, es knirscht. Kontinuierlich. Das ist der grummelnde Grundton, der seit einiger Zeit Ihr Leben begleitet. Die Balken der Diskurse biegen sich, das ganze System wird umgewuchtet, gleich einem Schiff, das nach einer Halse sein Gewicht auf die andere Seite verlagert. Wir haben die Bewegung kaum gemerkt, und doch kann man die Veränderungen nicht mehr ignorieren: Die Logiken, in denen wir leben, sind nicht mehr modern. Für Theoretiker und Theoretikerinnen ist das natürlich toll. Es gibt Arbeit für sie. Bei diesem Wendemanöver ist jede Menge durcheinandergeraten. Das Gleichgewicht der Begriffe hat sich verschoben. Bezugspunkte liegen wie umgekippte Schränke im Weg und behindern ein Weiterkommen. Liebgewonnene Begriffe, einst strahlende Blickpunkte, hängen jetzt, nassen grauen Lappen gleich, mutlos herab und verstellen die Sicht – die menschliche Perspektive kommt auch im digitalen Zeitalter nur langsam hinterher. Macht nichts. Wir haben Zeit, ein ganzes nächstes Jahrhundert. Und Grau ist keine schlechte Farbe, kann man was draufsprühen.

Ich will im Folgenden – Sie haben das sicher schon gemerkt – erstens über Arbeit reden, dabei zweitens aufzeigen, was sich verändert hat, auf welche Weise der Begriff Arbeit in der Welt sitzt und drittens beobachten, was uns diese Veränderung über den Diskurs sagt, den wir bewohnen.

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