Publication Geschichte - Deutsche / Europäische Geschichte - Erinnerungspolitik / Antifaschismus Zwischen Marxismus und liberaler Demokratie

Zum 60. Todestag von Franz L. Neumann. Von Bernd Hüttner.

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Author

Bernd Hüttner,

Published

September 2014

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Im Gegensatz zum angloamerikanischen Raum, in dem das Werk von Franz L. Neumann als Standardliteratur zum «Nationalsozialismus» gilt, ist der Politiktheoretiker und linke Jurist in Deutschland immer noch wenig bekannt. Bernd Hüttner erinnert an den 1900 geborenen Wissenschaftler und sein Denken. 1933 verlässt Neumann mit den Worten «Mein Bedarf an Weltgeschichte ist gedeckt» Deutschland.

Vor 60 Jahren, am 2. September 1954 kommt Franz Leopold Neumann bei einem Autounfall im schweizerischen Visp (Kanton Wallis) ums Leben. Ein Anlass, an den Juristen und Politologen zu erinnern, der 1933 als Jude und SPD-Aktivist aus Deutschland vertrieben wird und im Exil für die US-Regierung und deren Nachkriegsplanungen für Deutschland tätig war.

Neumann gehört generationell und inhaltlich zu Wissenschaftlern wie dem Politologen Ernst Fraenkel (1898-1975), den Juristen Richard Schmid (1899-1986) und Fritz Bauer (1903-1968) oder dem Juristen und Politologen Wolfgang Abendroth (1906-1985). Durch den Unfall wird die damalige kritische Rechts- und Politikwissenschaft eines ihrer fähigen Köpfe beraubt. Eines Kopfes, der den Platz zwischen Wolfgang Abendroth und Horkheimer/Adorno, den kritischen Theoretikern der Frankfurter Schule, hätte einnehmen können. So blieb die Stelle zwischen gewerkschaftlich orientiertem sozialistischem Reformismus und der Ideologiekritik der «Frankfurter» unbesetzt.

Noch immer ist die Literatur von und über Franz Neumann dünn gesät, im Jahr 2000 ist von Neumann selbst neben dem «Behemoth. Struktur und Praxis des Nationalsozialismus», seinem Hauptwerk, nur ein Aufsatzband mit Originaltexten sowie seine politikwissenschaftliche, in London bei Harold Laski verfasste Dissertation erhältlich. In den 80er Jahren wurden etliche Aufsätze und Beiträge in Fachzeitschriften, Festschriften und Sammelbänden über ihn veröffentlicht und gelegentlich wird er von Jurist_innen z.B. aus dem Umfeld der Zeitschrift «Kritische Justiz».