
Das Südchinesische Meer ist eine zunehmend umkämpfte Region mit geopolitischer Bedeutung. Neben der strategischen Rolle als eine der wichtigsten Handelsrouten birgt es bedeutende wirtschaftliche Ressourcen wie Erdöl, Erdgas und umfangreiche Fischbestände. Das Gebiet ist durch komplexe territoriale Streitigkeiten geprägt, insbesondere zwischen China, Vietnam, den Philippinen und den USA. Während das UN-Seerechtsübereinkommen Küstenstaaten eine ausschließliche Wirtschaftszone von 200 Seemeilen gewährt, erhebt China weitergehende Ansprüche auf Basis der «Neun-Striche-Line». Diese hat der Ständige Schiedshof 2016 als völkerrechtswidrig erklärt. Überfischung, Blockaden und wirtschaftliche Abhängigkeiten verschärfen die Lage. Eine Lösung erfordert multilaterale Abkommen, Abrüstung und nachhaltige Ressourcennutzung. Ohne politische Einigung droht eine Destabilisierung der gesamten Region.
Die geopolitische Bedeutung des Südchinesischen Meers
Das Südchinesische Meer ist ein strategisch und wirtschaftlich bedeutendes Seegebiet und hat sich zu einem gefährlichen geopolitischen Spannungsfeld entwickelt. Mit einer Fläche von etwa 3,5 Millionen Quadratkilometern grenzt es an mehrere Staaten, darunter China, Vietnam, die Philippinen, Malaysia, Brunei und Indonesien (alles ASEAN-Staaten), und ist eine der wichtigsten Seerouten der Welt.
Xiaolu Zhang gehört seit August 2022 zum Team des Länderbüros der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Beijing. Sie hat einen MA in Public Administration und arbeitet derzeit an Projekten im Bereich internationale Beziehungen.
Canan Kus arbeitet seit 2022 im Asien-Referat der Rosa-Luxemburg-Stiftung und ist derzeit in das Länderbüro Beijing entsandt. Sie hat einen MA in Ostasienwissenschaften und arbeitet zu Multipolarismus und Geopolitik im Indo-Pazifik.
Die territorialen Ansprüche in dieser Region sind das Ergebnis widerstreitender nationaler und globaler Interessen. Auslöser vieler Konflikte sind die enormen Rohstoffvorkommen und unterseeischen Ressourcen wie Mineralien und Kohlenwasserstoffe. China beruft sich bei seinen Ansprüchen auf historische Rechte und hat diese durch den Bau künstlicher Inseln und den Ausbau seiner militärischen Präsenz in den umstrittenen Gewässern untermauert. Das hat zu erheblichen Spannungen mit den Nachbarländern geführt. Die USA betreiben Basen in Bündnisstaaten wie den Philippinen und kooperieren mit Staaten wie Vietnam, das auf außenpolitische Balance setzt. Da sie die Freiheit der Schifffahrt und Überflugrechte in internationalen Gewässern hochhalten, führen sie mit ihren Verbündeten regelmäßig Militärpatrouillen durch, was die Gefahr diplomatischer und militärischer Konfrontationen erhöht. Die zunehmende Militarisierung durch konkurrierende Großmächte wie die USA und China und die Häufung territorialer Streitigkeiten destabilisieren die Region und stellen eine ernsthafte friedenspolitische Herausforderung dar.
Das Südchinesische Meer war über Jahrhunderte eine bedeutende Handelsroute zwischen Ost- und Südostasien. Händler aus China, Indien und Arabien nutzten die Gewässer für den Warenaustausch, während Kolonialmächte wie Frankreich und Spanien in Indochina bzw. auf den Philippinen ihre Kontrolle ausbauten und indigene Herrschaftsstrukturen zurückdrängten (vgl. Zhang et al. 2018). Nach dem Zweiten Weltkrieg begannen die neu gegründeten Nationalstaaten, stärker ihre wirtschaftlichen und strategischen Interessen in den maritimen Gebieten zu verfolgen, wodurch die heutigen Territorialkonflikte entstanden.
Heutzutage wird rund ein Viertel des weltweiten Seefrachtvolumens durch dieses Gewässer transportiert. Haupttransportgüter sind Erdöl, Erdgas, Elektronik, Autos und Rohstoffe (UNCTAD 2024: 5). Widerstreitende sicherheitspolitische und wirtschaftliche Interessen, insbesondere im Hinblick auf die vermuteten Energievorkommen unter dem Meeresboden, fachen den Streit um Hoheitsrechte immer wieder an.
Die nachfolgende Karte zeigt die überlappenden Gebietsansprüche von China, Vietnam und den Philippinen im Südchinesischen Meer, die sich vor allem auf die ausschließlichen Wirtschaftszonen (AWZ) beziehen. Nach dem UN-Seerechtsübereinkommen (UNCLOS) kann jeder Küstenstaat eine AWZ von bis zu 200 Seemeilen beanspruchen, was bedeutet, dass er in dieser Zone die exklusiven Rechte zur Nutzung der dort vorhandenen Ressourcen hat. Zudem hat jeder Küstenstaat UNCLOS zufolge das Recht, einen Küstenstreifen von etwa 22,2 Kilometern Breite (12 Seemeilen) vor seinem Land als Hoheitsgebiet zu beanspruchen. Es muss lediglich für andere Nationen das Recht auf friedliche Durchfahrt gewahrt werden.