Archiv 2003









Dokumentiert: der Vortragstext unserer Referentin
Alternativen zur Zwei-Klassen-Medizin – Vortrag und Diskussion mit Dr. Nadja Rakowitz

Zum Spannungsverhältnis zwischen Kommerzialisierung und Solidarität im Gesundheitswesen

19. November 2003: Einhellig haben sich die Parteien des Bundestages auf eine so genannte Gesundheitsreform geeinigt. Noch ist die Tinte nicht trocken, schon werden weitere Maßnahmen angekündigt. Angeblich muss die „soziale Gerechtigkeit neu definiert“ werden. So umschreiben die neoliberalen Marktapologeten den betrieben Sozialabbau.

Im Gesundheitswesen haben wir es konkret mit dem Konflikt zwischen ärztlicher und pflegerischer Ethik sowie Qualitätsanspruch einerseits und dem Weg in die Zweiklassen-Medizin anderseits zu tun. Die Diskussion über die Zukunft des Gesundheitswesens wird nicht um eine Diskussion über das, was unter dem Sozialen des Sozialstaats erstanden wird, herumkommen. Das Spannungsverhältnis zwischen Kommerzialisierung und Solidarität im Gesundheitswesen zu diskutieren hat zur Konsequenz, sich darüber klar zu werden, wie zum einen in dieser Gesellschaft soziale Sicherung funktionieren könnte, die über Schönwetterbedingungen hinausgeht, und zum anderen, welche Rolle die Gewerkschaften in dieser Gesellschaft einnehmen wollen. Dass eine solche Debatte schnell an die Grundfragen der Gesellschaftsordnung stößt, erklärt vielleicht die Zurückhaltung hierzulande.

Deswegen haben wir zu dieser grundsätzlichen Diskussion als Referentin eine der profiliertesten Soziologinnen der Bundesrepublik gewonnen. Dr. Nadja Rakowitz ist am Institut für Medizinische Soziologie des Klinikum der Johann Wolfgang Goethe Universität beschäftigt.

Das Institut unter Direktor Prof. Dr. med. Hans-Ulrich Deppe war das erste deutsche Institut, das nach Einführung der Medizinischen Soziologie als Lehr- und Prüfungsfach für die Studierenden der Medizin errichtet wurde. Es bildet gemeinsam mit den Fächern Arbeitsmedizin, Medizinische Psychologie, Sexualwissenschaft und Sozialmedizin das Zentrum der Psychosozialen Grundlagen der Medizin. Das Institut forscht und lehrt auf den Gebieten Medizinische Soziologie, Sozialmedizin, Public Health und Gesundheitspolitik. Es berät in- und ausländische Institutionen in gesundheitspolitischen Fragen – insbesondere bei der Reform und Transformation von Gesundheitssystemen.

Das 5. Sulzbacher Krankenhaus Gespräch führten die ver.di Betriebsgruppe im Knappschaftskrankenhaus Sulzbach und die Peter-Imandt-Gesellschaft e.V. – Verein für politische Bildung und Kultur im Saarland gemeinsam durch.